Hochtaunus (how). Die Bad Homburger Hans-Magiera-Stiftung finanziert einen Teilneubau der Helen-Keller-Schule mit acht Millionen Euro, das haben Kreis und Stiftungsvorstand gemeinsam bei einem Pressegespräch bekanntgegeben.
Die in Bad Homburg ansässige Stiftung unterstützt und fördert behinderte Kinder, Jugendliche und junge Menschen. Davon profitieren vor allem lokale und regionale, aber auch bundesweite Einrichtungen und Projekte seit 1993, dem Jahr der Gründung der Stiftung. Die Stiftung hat mit dem Hochtaunuskreis nun die Vereinbarung getroffen, mit ihrem Stiftungsvermögen den Teilneubau der Helen-Keller-Schule in Oberursel zu bauen. Die Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige sowie körperlich-motorische Entwicklung un-terrichtet derzeit 93 Schüler im Alter von sechs bis 18 Jahren.
„Wir konzentrieren unsere Mittel auf diesen Bau“, sagte Stiftungsvorsitzende Gisela Magiera, „weil wir überzeugt davon sind, hier langfristig junge Menschen mit Behinderungen unterstützen zu können.“
Landrat und Schuldezernent Ulrich Krebs bedankte sich bei Gisela Magiera für die Großzügigkeit der finanziellen Mittel, die die Stiftung auf dieses Projekt verwende. Dadurch könne der schon länger geplante Teilneubau schneller errichtet werden. „Es ist uns ernst mit dem Elternwahlrecht“, sagte Krebs. Der Kreis als Schulträger ermögliche auf der einen Seite die Inklusion von Kindern mit Behinderung an Regelschulen, auf der anderen Seite baue er Förderschulen für Kinder und Jugendliche, deren Familien entschieden hätten, dass sie dort besser aufgehoben seien.
Der Hochtaunuskreis plant nun, den älteren Gebäudeteil der Helen-Keller-Schule abzureißen und an dieser Stelle einen Erweiterungs-bau zu errichten. Aus rechtlichen Gründen bleibt die Stiftung Eigentümerin des neuen Gebäudes und wird daher auch als Bauherrin auftreten. Deshalb wird der Hans-Magiera-Stiftung für das 3530 Quadratmeter große Teilgrundstück, auf dem sich der Teilneubau der Helen-Keller-Schule befinden wird, ein Erbbaurecht vom Hochtaunuskreis als Eigentümer des Geländes eingeräumt. Ein zweiter Vertrag wird den Betrieb des neuen Gebäudes durch den Hochtaunuskreis als Schulträger regeln.
Der Erbbau-Vertrag läuft über 80 Jahre mit der Option einer zweimaligen Verlängerung um jeweils zehn Jahre. Die Stiftung bezahlt keinen Erbbauzins. Die Stiftung verpflichtet sich im Gegenzug zur Errichtung eines Schulgebäudes mit Nebenanlagen in inhaltlicher Abstimmung mit dem Hochtaunuskreis.
Die Stiftung wird als Bauherrin die Planungs- und Bauaufträge erteilen. Die Kosten für Planung und Bau trägt die Stiftung bis zum einem Betrag von acht Millionen Euro. Darüber hinausgehende Kosten übernimmt der Hochtaunuskreis. Mit einer Investition von insgesamt rund 9,3 Millionen Euro wird derzeit gerechnet. Der Kreistag muss dem Vorhaben am 1. Juli noch zustimmen.
Noch in diesem Jahr soll der ältere Teil der Helen-Keller-Schule abgerissen werden, die Schulgemeinde übernimmt daher in unmittelbarer Nachbarschaft vorübergehend Räume der alten Hans-Thoma-Schule, die Anfang des Jahres in einen Neubau umzog. Im Laufe des Schuljahrs 2022/23 soll der Neubau der Helen-Keller-Schule fertig sein. Dann zieht die Schule zurück und der alte Hans-Thoma-Bau wird abgerissen. Auf Teilen des Grundstücks der ehemaligen Hans-Thoma-Schule soll Wohnraum entstehen.
Die Helen-Keller-Schule ist eine gebundene Ganztagsschule, das Raumkonzept für das neue Haus, das die Hans-Magiera-Stiftung baut, beinhaltet unter anderem Therapieräume, eine Mensa, Pflegeräume, Klassenräume und eine neue, größere Bibliothek. In der Schule werden viele mehrfach behinderte junge Menschen mit sehr unterschiedlichen Beeinträchtigungen von einem multiprofessionellen Team unterrichtet und betreut.
Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem Verein Lebenshilfe aus Bad Homburg, dem Verein zur Förderung der Integration Behinderter Taunus (VzF) Taunus und den Oberurseler Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (OBW). Die Schule bietet einen Hauptschulabschluss an und bereitet ihre Schüler auf ein möglichst eigenständiges Leben vor.