„Angst hatte ich als Zehnjährige im Luftschutzkeller“

Immer gut informiert, auch wenn es um den Coronavirus geht: die 87-jährige Henny Ludwig aus Bad Homburg. Foto: ach

Hochtaunus (how). Vor allem für ältere Menschen und für Personen mit Vorerkrankungen ist das Coronavirus gefährlich. Sie sollen möglichst zu Hause bleiben, nicht mehr selbst in Supermärkte und Apotheken gehen und den Kontakt zu ihren Enkeln vermeiden, um sich vor Ansteckung zu schützen. Maßnahmen, die das Leben in weiten Teilen auf den Kopf stellen. Wie gehen Betroffene mit der Situation um? Die langjährige Mitarbeiterin des Hochtaunus Verlags, Henny Ludwig (87 Jahre), hat einige Fragen beantwortet, wie sie mit der Corona-Krise umgeht.

Was empfinden Sie bei dem Gedanken an Corona? Haben Sie Angst oder bleiben Sie gelassen?

Henny Ludwig: Ich bleibe bei dem Gedanken an Corona gelassen, soweit es mich selbst betrifft, weil ich mich auf die Forscher weltweit, aber auch auf den Virologen Christian Drosten in Berlin verlasse, dass sie bald wirksame medizinische Maßnahmen gegen den Virus entwickeln werden. Angst hatte ich als Zehnjährige im Luftschutzkeller in Berlin vor dem Verschüttet-Werden.

Wie und wie oft am Tag informieren Sie sich über die Pandemie?

Ludwig: Ich lese morgens als Erstes die Zeitung (FR) und höre Radio-Nachrichten. Mittags die „Berliner Zeitung“ bringt sehr ausführlich Neues über die Krise aus aller Welt. Wenn ich am Computer arbeite, lese ich den Newsletter der „NetDoktors“, vor allem Verhaltensempfehlungen. Fernsehen wird wie fast immer bei mir nie eingeschaltet. Habe ich viel Zeit, lese ich auch die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.

Was hat sich an Ihrem Alltag verändert? Gehen Sie noch selbst einkaufen oder nutzen Sie einen der vielen Bringdienste?

Ludwig: Mein Alltag hat sich verändert, weil ich nicht mehr selbst einkaufen gehe, nur noch gelegentlich zur Bank oder zur Apotheke. Ein Nachbar machte mir gleich zu Beginn der Schutzmaßnahmen das Angebot, bei seinem Einkauf auch für mich Waren mitzubringen, was er zweimal in der Woche erledigt. Die Vorsitzende der Sozialdemokraten, Elke Barth, und später auch der Ortsvorsitzende aus meinem Stadtteil fragten ebenfalls, ob sie mir helfen können. Außerdem bot mir eine jüngere Nachbarin ihre Hilfe an.

Wie verbringen Sie Ihre freie Zeit?

Ludwig: Abgesehen vom Briefwechsel mit Familie und Freunden bis in andere Staaten lese ich in jeder freien Minute Bücher. Kinder und Enkel rufen regelmäßig an. Wie immer gehe ich oft spazieren. Ich wollte mir eine Mundschutzmaske nähen, habe es aber noch nicht geschafft. Für „Gesunde“ ist sie ja noch nicht zwingend vorgesehen. Ab morgen hilft erst einmal ein Dreiecktuch aus dem Erste-Hilfe-Kasten.

Wie gehen Sie damit um, dass Sie momentan weniger Leute treffen können? Was ist an die Stelle von Treffen mit Bekannten, Versammlungen, Vorträgen und Ihre Tätigkeit für den Hochtaunus Verlag gerückt?

Ludwig: Da ich weniger Leute treffen kann, ersetzen das Telefonate. Für meine bisherige Tätigkeit, zu Veranstaltungen und Vorträgen zu gehen, gibt es leider keinen Ersatz.

Wie schützen Sie sich? Haben Sie besondere Tipps?

Ludwig: Ich schütze mich, indem ich die bekannten Empfehlungen befolge, Geländer nicht direkt berühre und nicht mit dem Bus fahre. Dem Leserbrief eines Arztes in der „Frankfurter Rundschau“ entnahm ich, dass Vitamin-C-Pulver wirksam gegen Virusinfektionen aller Art ist. Seitdem nehme ich es täglich.

Finden Sie die Maßnahmen der Bundesregierung richtig?

Ludwig: Die Maßnahmen der Bundesregierung halte ich für richtig.

Wie wirkt die Berichterstattung in den Medien auf Sie?

Ludwig: Die Berichterstattung in Presse und im erwähnten Newsletter finde ich sachlich und informativ. Gut ist, dass auch über Schwierigkeiten durch das ständige Zusammensein vieler Familien – zum Beispiel in kleinen Wohnungen – berichtet wird. Die noch weitaus umfangreichere Nutzung elektronischer Medien ist ein Problem. Gut sind Spielanregungen für Kinder; wenn möglich, sollen sie aber hinaus ins Freie, sofern ihre Eltern nicht arbeiten müssen.

Was empfehlen Sie anderen Menschen, wie sie mit der Situation umgehen können?

Ludwig: Ich empfehle einsam lebenden Menschen, das Gespräch mit anderen zu suchen und selbst genauso für andere da zu sein.



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