Das Kur- und Bäderwesen mahnt wirkungsvollere Unterstützung an

Hessen
(kw) – „Geben Sie den Menschen im Kur- und Bäderwesen eine Perspektive.“ Mit diesem eindringlichen Appell haben sich die führenden Verbände des Kur- und Bäderwesens an die Bundes- sowie Länderregierungen gewandt.

„Der zweite harte Winter bringt das Kur- und Bäderwesen in existenzielle Nöte,“ mahnt der Vorsitzende des Hessischen Heilbäderverbandes, Bürgermeister Michael Köhler. „Es geht um das nackte Überleben der öffentlichen Bäderbetriebe, Saunaanlagen und Kureinrichtungen.“

Hilfsprogramme reichen nicht aus

„Die derzeitigen Hilfsprogramme reichen nicht aus, das entstehende Defizit zu decken“, macht Michael Köhler auf die prekäre Lage der Kur- und Bädereinrichtungen aufmerksam. „Zudem greife die Überbrückungshilfe III+ nur für einen Teil der öffentlichen Bäder, Saunaanlagen und Kureinrichtungen. Gleichwohl sind alle Betriebe von den geltenden Restriktionen betroffen – unabhängig davon, ob sie privatwirtschaftlich oder von der öffentlichen Hand betrieben werden.“

Wirtschaftlicher Betrieb unmöglich

Das Instrumentarium der verordneten Kontaktbeschränkungen macht einen wirtschaftlichen Betrieb unmöglich. Besonders frustrierend ist dabei die Tatsache, dass sich öffentliche Bäder, Saunaanlagen und Kurbetriebe im Pandemiegeschehen als sichere Orte erwiesen haben. Das zeigen unter anderem Studien des Umweltbundesamtes und des Deutschen Instituts für Gesundheitsforschung. Ein Umstand, der sich aber in der Einstufung dieser Anlagen in den Corona-Schutzverordnungen der Länder aber nicht wiederfindet. Gleichwohl müssen gerade Kureinrichtungen mit ihrem gesamtgesellschaftlichen Auftrag zur Gesundheitsvorsorge geöffnet bleiben.

Hilfszahlungen gefordert

Die Verbände fordern von der Bundesregierung und den Länderregierungen eine wirkungsvollere Unterstützung der öffentlichen Bäder, Saunaanlagen und Kureinrichtungen. Denn nur so können diese ihren Betrieb unter Pandemiebedingungen aufrechterhalten, dauerhaft sichern und drohende Insolvenzen abwenden. Konkret geht es dabei um direkte Hilfszahlungen in den von den Restriktionen betroffenen Zeiträumen. Kurzarbeitergeld müsse zügig und unbürokratisch gewährt werden, solange die Restriktionen einen Volllastbetrieb verhindern und Einrichtungen aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb einschränken oder sogar einstellen müssen.

Planungssicherheit fehlt

„Wir brauchen mehr Planungssicherheit durch bundesweit einheitliche Grundlagen für die verordneten Einschränkungen des Betriebs und längerfristige Ankündigungen von bevorstehenden Änderungen der geltenden Verordnungen“, erklärt die Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbandes, Almut Boller. „Es darf nicht sein, dass die einzelnen Bundesländer völlig unterschiedliche Maßnahmenpakete bei einer vergleichbaren pandemischen Lage anordnen.“

Arbeitskräftemangel verschärft

„Lange Betriebsschließungen und Unsicherheit in der Branche haben bereits zu einer massiven Abwanderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt“, zeigt Almut Boller die Vielschichtigkeit der schwierigen Situation auf.

Der akute Arbeitskräftemangel könne nur dadurch beseitigt werden, dass der berufliche Einstieg erleichtert werde. Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten seien zudem dringend notwendige Maßnahmen zur Sanierung und Modernisierung zurückgestellt worden. „Wir brauchen daher wirkungsvolle Programme zur Investitionsförderung, um den immer größer werdenden Sanierungsstau abzubauen.“

Unterzeichnet wurde der Appell von den führenden Verbänden des Deutschen Kur- und Bäderwesens.

Michael Köhler
Foto: Heiko Rohde



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