Ein Traum wird Realität: Die Volkssternwarte ist eröffnet

Der große Tag ist endlich gekommen, mit dem Durchschneiden des roten Bandes wird die Volkssternwarte Hochtaunus am Peter-Schall-Haus eröffnet. Zu den Scheren greifen (v. l.) Thorsten Schorr, Oliver Debus und OB Alexander Hetjes. Foto: Feiler

Hochtaunus (how). Ein lang gehegter Traum ist endlich in Erfüllung gegangen: Vor Kurzem feierte die Astronomische Gesellschaft Orion Bad Homburg (AG Orion) im kleinen Kreis mit Vertretern aus der Politik sowie mit Sponsoren und Unterstützern die Eröffnung der neuen Volkssternwarte Hochtaunus am Peter-Schall-Haus. „Um eine Sternwarte bemüht sich die AG Orion bereits seit ihrer Gründung im Jahre 1998. Konkrete Formen nahm das Projekt aber erst in den vergangen sechs Jahren an, als neue motivierte Mitglieder in den Verein kamen und tatkräftig mitanpackten“, sagte Pressewart Michael Feiler.

Ende 2019 übergab die Stadt der AG Orion ein Grundstück neben dem Peter-Schall-Haus, auf dem seit August 2021 bis zum Bau-Abschluss am 14. Mai in diesem Jahr unter anderem ein Kontrollraum und eine barrierefreie Teleskopterrasse mit Kuppel und zwei festmontierten Teleskopen errichtet wurden. Finanziert wurde das Projekt durch Spenden in Höhe von knapp 160 000 Euro.

Die „AllSky“-Sternwartenkuppel hat einen Durchmesser von 4,50 Meter. Sie kann sich bis auf 180 Grad öffnen und gibt wie eine Muschel auf diese Weise einen Blick auf den gesamten Himmel frei. „Das ist ein großer Vorteil bei der Beobachtung gegenüber den klassischen Spaltkuppeln, die nur einen kleinen Schlitz für das Teleskop öffnen können. Durch ihre Segment-Bauweise können wahlweise einseitig zwei Segmente oder beidseitig vier Segmente gleichzeitig oder teilweise bewegt werden. Somit kann sie komplett geöffnet werden oder auch bei Bedarf einen Windschutz auf einer Seite bieten“, sagt Feiler. Die Kuppelöffnung ist flexibel einstellbar. Die Kuppel besteht aus glasfaserverstärkten Polyester-Sandwichelementen und rostfreien Stahlteilen. Die weiße und hochglanzpolierte Oberfläche bildet eine witterungsbeständige Außenfläche. Der Antrieb der Kuppelsegmente erfolgt über separate Motoren für jedes Kuppelsegment. In geschlossenem Zustand ist die Kuppel hermetisch abgedichtet, um das Eindringen von Staub, Schnee oder Insekten zu verhindern.

Bereits im Februar 2020 hatte die AG Orion einen Acht-Zoll-Refraktor mit Zeiss-Objektiv aus der deutschen Teleskop-Schmiede Lichtenknecker Optics erworben. Das Fernrohr hatte der Verein aus dem Nachlass eines Odenwälder Grafen der Sternwarte Eulbach gekauft. Es wurde danach in liebevoller Arbeit von Vereinsmitglied Peter Markworth mit zwei Umlenkspiegel zu einem sogenannten „Faltrefraktor“ umgebaut. Der Umbau war notwendig, um den Refraktor mit einer Brennweite von drei Metern soweit zu verkürzen, dass er in der 4,5 Meter AllSky-Kuppel Platz findet. Neben dem Faltrefraktor gibt es noch ein zweites Teleskop in der Kuppel. Ein hochwertiger TEC APO 160 f/7 Fluorit Apochromat von Baader Planetarium. Der TEC war eine Spende der Mainova AG.

Der Vorsitzende der AG Orion, Oliver Debus, leitete durch den Abend und hielt eine Multimediapräsentation über die AG Orion und die neue Volkssternwarte. Grußworte sprachen Schirmherr und Oberbürgermeister Alexander Hetjes, der Erste Kreisbeigeordnete des Hochtaunuskreises, Thorsten Schorr, Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt, Dornholzhausens Ortsvorsteher Hans-Peter Grösgen, Francisco Rodriguez von der Mainova AG und von Vereinsmitglied Peter Markworth.

Nach der Präsentation wurde zur Einweihung der Volkssternwarte feierlich das rote Band durchschnitten. Danach nutzten alle Interessierten die Chance, die AllSky-Kuppel zu besichtigen und durch die Teleskope zu schauen. Die Wolkenlücken gaben manchmal den faszinierenden Blick auf den Mond und weitere Himmelsobjekte frei.

Mit den Teleskopen können folgende Himmelsobjekte gesehen oder fotografiert werden: die Aktivitäten der Sonne in Form von Sonnenflecken, Protuberanzen und Flares (Ausbrüche), die als hellere und damit heißere Gebiete erkennbar sind; der Mond mit seinen dunklen Meeren, die hellen Hochländer, die unzähligen Krater, Gebirge, Täler, Rillen, Furchen und Dome; die Planeten mit den Phasen von Merkur und Venus; die Strukturen auf den Mars; der Jupiter mit seinem großen Roten Fleck (Wirbelsturm) und den Monden; der Saturn mit seinem faszinierenden Ring und der Ringteilung (Cassinische Teilung) sowie auch die weiter entfernten Planeten Uranus und Neptun; außerdem Asteroiden und Kometen; unzählige Sterne, Doppelsternsysteme und Veränderliche Sterne; sogenannte Deep-Sky-Objekte, die sich außerhalb des Sonnensystems befinden.

!Ab September, wenn es wieder früher dunkel wird, will die AG Orion regelmäßige Beobachtungen für die Öffentlichkeit anbieten. Außerdem ist geplant, jeden Monat eine Sternführung zu machen. Dazu ist die AG Orion offen für Gruppen, Schulen oder auch Kindergärten. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.agorion.de.

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