„Die Ewigkeit in der Endlichkeit“

Hier und da fließt bei den Zuhörern des Konzerts „Musik für die Seele“ in der evangelischen St.-Georgs-Kirche auch mal ein Tränchen, denn die ausgewählten Lieder und Texte zum Thema „Zwischen den Zeiten“ sollen berühren. Foto: ne

Von Nele Cramer von Laue

Steinbach. Es war kühl in der evangelischen St.-Georgs-Kirche, denn die Heizung war aufgrund der aktuellen Energiekrise ausgeschaltet geblieben. Doch mit bereitgelegten Decken hatten die Organisatoren es den Besuchern im Inneren der Kirche gemütlich gemacht. Stück für Stück füllte sich der lila beleuchtete Raum mit Menschen von klein bis groß, bis alle Plätze besetzt waren und das Konzert „Musik für die Seele“ beginnen konnte.

Die familiäre Stimmung übertrug sich schnell von den Musikern und Mitwirkenden auf das Publikum. Passend zum Totensonntag wurden Werke aus verschiedenen Musikepochen gespielt, zum Teil begleitet vom evangelischen Kirchenchor unter der Leitung von Malte Bechtold. Unter dem Titel „Zwischen den Zeiten“ gab Vikar Sebastian Krombacher den Zuhörern immer wieder geistige Impulse zum Thema Ewigkeit mit auf den Weg.

Bereits 1999 begann die Tradition in Steinbachs evangelischer Kirche, zusammen mit Pfarrer Herbert Lüdtke den Totensonntag beim „Ewigkeitsgottesdienst“ mit Musik zu beenden. In den ersten Jahren nur mit Cello und Texten, doch mit der Zeit wurde jede Veranstaltung individueller. Seit 2002 wirkt die Steinbacher Musikpädagogin Ellen Breitsprecher bereits als Musikerin bei den Konzerten „Musik für die Seele“ mit und übernahm kurze Zeit später deren Organisation. Auch dieses Jahr zeigte sich ihre Tatkraft bei der Programmgestaltung und Auswahl der Mitwirkenden sowie bei den Proben für den großen Tag. „Das gibt mir Energie“, so Breitsprecher. „Dadurch erhalte ich Fantasien davon, was als Nächstes kommen könnte. Manchmal braucht es sogar nur ein Cello, um eine ganz andere Farbe ins Bild zu bringen.“

Mit zahlreicher Unterstützung von Steinbacher und Oberurseler Musikern offenbarte das Programm des Abends verschiedene Texte und passende musikalische Werke in Folge, die das Thema „Zwischen den Zeiten“ widerspiegelten. Besonders stolz schien das gesamte Team auf den jüngsten Musiker in der Runde, Phillip Faitz zu sein, der als Cellist mitwirkte. Vikar Sebastian Krombacher, Namensgeber des Konzerttitels, arbeitete mit Ellen Breitsprecher gemeinsam am diesjährigen Repertoire und äußerte sich besonders klar zu dessen Idee. „Die Musikstücke sind im Grunde nichts anderes als geistige Impulse. Hier wird sowohl mit Worten als auch mit Musik versucht, etwas durchlässig zu machen von der Ewigkeit in der Endlichkeit.“

Zu hören waren beispielsweise Texte wie das Gedicht „Vermächtnis“ von Johann Wolfgang von Goethe, ein Auszug aus einem Roman von Esther Maria Magnis oder der Liedtext „Gott liebt diese Welt“ von Walter Schulz. Musikalische Beiträge waren unter anderem „The Seal Lullaby“ von Eric Whitacre, das Lied „Gabriels Oboe“ des italienischen Komponisten Enrico Morricone, das er für den Film „The Mission“ geschrieben hatte, oder das Stück „Dona Nobis Pacem“ von Giulio Caccini, das der Projektchor „Musik für die Seele“ gemeinsam mit dem Kirchenchor der Gemeinde sang.

„Die Steinbacher nehmen die Veranstaltung immer unheimlich gut auf“, berichtete Ellen Breitsprecher über das Feedback der Besucher während der vergangenen Jahre. Auch dieses Mal flossen im Publikum einige Tränen. Doch das verwunderte keinen. „Die Texte dienen der Eigeninterpretation. So soll jeder den geistlichen Impuls aus den Worten durchschimmern sehen“, so Breitsprecher. Bei den Proben der Musikstücke ist ihr das eigene Denken und Empfinden aller Beteiligten besonders wichtig. „In kleineren Gruppen kann man immer ganz locker sein und zusammen eigene Ideen zur musikalischen Umsetzung entwickeln. Ich bin da nicht der Boss. Ein Impuls kann nur dann authentisch rübergebracht werden, wenn der Musiker seine eigenen Gefühle in die Art des Spielens mit einbringt“, betonte Breitsprecher. „Manchmal können Worte nicht so viel schaffen wie die Musik“, ist sie sich sicher. Auch Sebastian Krombacher gab seine Sicht zu dem Thema preis. „Es kommt nicht darauf an, wie toll ein Lied gesungen oder gespielt wurde, sondern auf den Zeitpunkt, an dem du es hörst.“



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