Manfred Gönsch ist jetzt Politrentner

Mit Leib und Seele ein engagierter Steinbacher: Manfred Gönsch. Foto: HB

Steinbach (HB). Vergangenen Montag war es so weit. Er hat auch die 33. Sitzung der Stadtverordneten souverän geleitet. In seiner verbindlichen Art, die bei den Parlamentariern gut ankam. Auch beim Finale der Legislaturperiode war kein Ordnungsruf notwendig. Jetzt verlässt Manfred Gönsch die kommunalpolitische Bühne und ist hinfort, zur besonderen Freude seiner Ehefrau Margit, Politrentner. Die SPD hätte ihn liebend gerne auf die Kandidatenliste für die Wahl am 14. März gesetzt, aber der einstige Amtsrichter hat schon im Winter 2019 entschieden, 2021 soll Schluss sein. Er schaut auf eine glückliche Vita zurück. Sein Fazit könnte nicht besser ausfallen: „Ich habe an all meinen Tätigkeiten Spaß gehabt.“ Mehr geht nicht.

Als er vor zwei Jahren das Bundesverdienstkreuz am Bande erhielt, erkannte Landrat Ulrich Krebs in ihm einen „außergewöhnlichen Menschen“, der sich herausragend für das Gemeinwohl eingesetzt habe. Er wurde als ehrlich, zuverlässig, beharrlich und kompetent gelobt.

Der Mann aus dem Jahrgang 1950 war alles andere als ein Hinterbänkler. Er führte 14 Jahre die Kreistagsfraktion der SPD, ehe er zum Vorsitzenden des HTK-Parlaments gewählt wurde. Zweimal verlor er die Landratswahl, weil ihn die Partei zum Herausforderer der haushohen Favoriten Banzer und Krebs verpflichtet hatte. Die Niederlagen steckte er weg, gewurmt hat ihn aber der 2008 um Haaresbreite verpasste Einzug in den Landtag durch die vier Ypsilanti-Widersacher einer von der Linken tolerierten rot-grünen Minderheitsregierung. 2016 wurde er, der 1973 aus Solidarität mit Willy Brandt in die SPD eintrat, bei der Wahl zum Steinbacher Stadtparlament von Listenplatz elf auf Position drei kumuliert. Die Wahl zum Vorsteher war unumstritten. Der Verzicht auf sein Parteiamt war Ausdruck seines Demoktratieverständnisses: Als höchster Mandatsträger fühlte er sich allen Steinbachern verbunden.

Es ist eine Phase der Neuorientierung, die mit seiner Pensionierung beim Frankfurter Amtsgericht begann, mit dem ebenfalls altersbedingten Abschied aus der Prüfungskommission für das erste juristische Staatsexamen fortgesetzt wurde und nunmehr ihren Abschluss gefunden hat. Gönsch will rechtzeitig loslassen. „Man soll sagen, schade, dass er geht.“ und ihm keinen Fußtritt versetzen, damit er endlich geht. Er bleibt Vorsitzender des VHS-Trägervereins in Oberursel, der sich ein Bildungszentrum am Bleibiskopf zum Ziel gesetzt hat. Bis dahin werden noch etliche Jahre Arbeit vor ihm liegen. Für Manfred Gönsch ist Bildung für alle eine Herzensangelegenheit, seitdem er der erste in seiner Familie war, der in seiner Heimatstadt Abitur machte und studierte. Die Unabhängigkeit des Amtsrichters war ihm mehr wert als eine Karriere in den Obergerichten.

Der Mann übt sein Hobby, das ihm Opa und Vater schmackhaft gemacht haben, bis heute aus. Er ist begeisterter Geflügelzüchter und Besitzer von einem Dutzend „Silberfarbiger Italiener“. Mit diesen Edelhühnern ist er sogar Bundessieger geworden. Er gehört der TuS an, dem Geschichtsverein, der Feuerwehr und der Awo. Einmal im Jahr geht er mit den alten Kollegen aus Schöffengerichtszeiten zum strammen Wandern. Beim Familientreffen mit Tochter und zwei Söhnen, alle Kinder sind gestandene Ökonomen, wird mehr palavert. Im Februar kommt das erste Enkelkind.

Die Steinbacherin Margit Gönsch hat Manfred vor 43 Jahren geheiratet. Die einstige Lehrerin ist in der Stadt genauso bekannt und ebenfalls hoch dekoriert. Für ihr soziales Engagement in der evangelischen Kirchengemeinde und in der Flüchtlingshilfe wurde ihr der Deutsche Bürgerpreis in der Kategorie Alltagshelden verliehen.



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