Strom aus der Mauer, Wärme aus der Erde

Am Computer hat die Central Apotheke am Kreisel schon ein Gesicht bekommen. Grafik: Hamm und Partner

Von Hans-Jürgen Biedermann

Hier wird die Central Apotheke ihren Fußabdruck hinterlassen. Die Firma ist bereits seit 2009 in Steinbach zu Hause. Im alten Gewerbegebiet neben den Großmärkten. Jetzt geht Unternehmer Marc Schrott auf Expansionskurs. Der Pharmazeut und Eigner einer Apotheke an der Zeil hat ein 13 000 Quadratmeter großes Grundstück erworben, das er in vier Abschnitten zur Hälfte bebauen will. Bis Ende nächsten Jahres sollen die Tiefgarage mit 83 Stellplätzen und die Logistikhalle funktionsfähig sein.

Im Umweltschutz setzt die Central Apothke bereits Maßstäbe. Sie beliefert im Umkreis von 100 Kilometern vor allem Krankenhäuser und Altenpflegeheime, aber auch Privatkunden mit Medikamenten, die teilweise aus Eigenproduktion stammen. Die 25 Fahrzeuge haben alle Elektroantrieb und werden an hauseigenen Stationen aufgeladen. Mit dem Neubau setzt die Firma neue Maßstäbe für Nachhaltigkeit. Der Strombedarf wird aus selbsterzeugter Sonnenenergie gewonnen, die Gebäude werden mit Erdwärme geheizt, der Wasserbedarf für die Außenanlagen aus zwei Brunnen gedeckt. Bei diesem Ökoprogramm lässt sich Marc Schrott von der Verantwortung für die Zukunft seiner Kinder leiten. Er tut Gutes und redet kaum darüber. Jedenfalls bleibt die Höhe des Investments Im Gründchen sein Geschäftsgeheimnis.

Die Projektplanung wird seit mehr als einem Jahr von dem Bad Camberger Architekturbüro Hamm und Partner betrieben. Für die Energiegewinnung aus Erdwärme sind 59 Bohrungen bis in eine Tiefe von 120 Metern vorgesehen. Der Strom wird durch Photovoltaikelemente erzeugt, die nicht auf dem Dach stehen, sondern in die Stahlbetonelemente der Fassade integriert werden. Diese Technik wird zunächst in der 120 Meter langen Logistikhalle verwirklicht, deren Baugenehmigung wird im ersten Quartal erwartet. In diesem 14 Meter hohen Gebäude soll der pharmazeutische Großhandel mit Hilfe einer Computer-Software abgewickelt werden, die den Lagerbestand effizient verwaltet. In den Hochregalen haben mehr als 30 000 Kisten und 100 000 Einzelpäckchen Platz. Pro Tag können 12 000 Aufträge bearbeitet werden. Im Endausbau, den Schrott nach 2025 terminiert, werden möglicherweise 450 Arbeitsplätze geschaffen und damit dreimal so viele wie in den Nachbarbetrieben, die alle in den nächsten Monaten bezogen werden.

Klebstoff und Beatmungsgeräte

Bei deren Ansiedlung hat sich der Magistrat von dem jeweiligen Entwicklungspotential leiten lassen. Panacol genießt Heimvorteil und wird für den Umzug vom alten auf das neue Gewerbeareal anstandslos akzeptiert. Der Spezialist für Klebstoffe in der Telekommunikation und Medizintechnik hat sich als Global Player etabliert und stellt im Neubau 25 zusätzliche Arbeitsplätze in Aussicht. Auf dem Gebiet der Spektrometeranalyse steht Tec 5 hoch im Kurs. Das Trio der Hightech-Unternehmen komplettiert Löwenstein Medizintechnik, ein wichtiger Partner in der Behandlung von Corona-Patienten, der von der Bundesregierung mit der Herstellung von Beatmungsgeräten beauftragt wurde. Während die beiden Nachbarn schon mit dem Innenausbau beschäftigt sind, ist das kompakte Rechteck am Verkehrskreisel noch eingerüstet. Zur Gründchen-Community zählt auch eine Niederlassung von Perfect Sample Gas. Das Unternehmen hat am Weißkirchener Rand des Gewerbegebiets eine langgestreckte Halle mit einem Bürotrakt an der Vorderseite errichtet.

Aus dem Steinbacher Rathaus verlautet, das ganze Areal sei mit Aunahme eines Restgrundstücks verkauft. Nach Einschätzung der Kommunalpolitiker ist das Gründchen der Garant für das Überleben der Stadt als selbstständige Kommune. Vor dem Hintergrund der Pandemie sind verlässliche Prognosen über das künftige Gewerbesteueraufkommen rar gesät. Doch mit einer Steigerung des gegenwärtigen Aufkommens von 3,7 Millionen auf fünf Millionen Euro wird gerechnet.

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