Waldweiher schützt Menschen und Tiere

Funktional und bald auch ein Biotop. Der Waldweiher soll in Zukunft ständig Wasser führen und als Pufferbecken bei anhaltendem Regen dienen. Foto: Janina Kühne

Von Christine Šarac

Steinbach. Spaziergänger, die im Steinbacher Wald unterwegs sind, werden es schon bemerkt haben. Rund um den Waldweiher wurde gearbeitet. Ein neuer Graben wurde angelegt. Das Wasser aus dem vorhandenen Wassergraben am Waldrand wird durch diesen neu angelegten Graben in den Waldweiher geführt und dort gespeichert. Er dient somit als Puffer und ist Teil des Starkregen-Schutzkonzepts der Stadt, das 2021 erstellt und dann der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Die Reaktivierung des Waldweihers ist eine von insgesamt 21 Maßnahmen, die das Konzept vorsieht. Sie sind je nach Dringlichkeit geordnet, wobei dem Weiher-Projekt eine mittlere Priorität zukommt. Dennoch wurde die Maßnahme jetzt zügig realisiert. Dem vorausgegangen sei ein Besuch des BUND Hochtaunus, der sich dafür interessiert habe, ob die Stadt die Maßnahmen des Starkregen-Schutzkonzepts evaluiere, berichtet Bürgermeister Steffen Bonk. „Dafür haben wir ein großes Lob bekommen, denn es wurde uns mitgeteilt, dass es so etwas im Hochtaunus-kreis kein zweites Mal gäbe“, so der Rat-hauschef. Dieses Treffen habe zu einer Ortsbesichtigung mit der Steinbacher Revierförsterin Carolin Pfaff und einem Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) im Kronberger und Oberurseler Wald geführt, wo bereits ähnliche Projekte wie am Waldweiher realisiert wurden. Beispielhaft sind die fünf Wasserbecken im Kronberger Wald, die kaskadenförmig zusammenlaufen. „Einen Tag danach war ich mit der Revierförsterin und Philipp Paul, von der Firma „Natürlich Paul“ aus Mittenaar, der die Baumaßnahmen am Weiher ausgeführt hat, zum Lokaltermin im Steinbacher Wald, um zu besprechen, was am Weiher umgesetzt werden kann“, erinnert sich Steffen Bonk. Die Pläne gingen dann zügig an die Untere Naturschutzbehörde, die diese ebenso schnell genehmigte, sodass mit der Realisation begonnen werden konnte.

Im oberen Bereich des Steinbacher Stadtwaldes nördlich der L3015 wurden zwei bereits vorhandene Gräben vertieft und so angelegt, dass in diesen Gräben Wasser gespeichert wird. Dies schützt vor allem die Kronberger Waldsiedlung, die vom Steinbacher Wald umgeben ist und deren Schutz vor Wasser somit in das Aufgabengebiet der Stadt Steinbach fällt. Außerdem halten die Gräben Wasser im Wald zurück, was unter anderem die Grundwasser-Neubildung fördert, heißt es dazu aus dem Rathaus. Im weiteren Verlauf wird das Wasser, wie bereits erwähnt, aus dem vorhandenen Wassergraben am Waldrand durch einen neu angelegten Graben in den Waldweiher geführt und dort gespeichert. Hat er zu viel Wasser, wird dieses über einen Überlauf ebenfalls in einen neu angelegten Graben zurück in den vorhandenen Graben am Wald-rand geführt. Das Wasser fließt dann in das große Regenrückhaltebecken in der Waldstraße gegenüber der IG Bau und wird dort nochmals zurückgehalten. Als weitere kleine Maßnahme wurde der Graben oberhalb der Tennisplätze gereinigt und dort ein kleines Becken angelegt. Dies soll die Sportanlage schützen.

Was das Starkregen-Schutzkonzept betrifft, sind die Arbeiten am Weiher abgeschlossen. Doch im Herbst soll hier noch einmal gearbeitet werden, denn es soll ein Biotop entstehen, das die Artenvielfalt fördert und ein attraktives Ausflugsziel für naturverbundene Spaziergänger und Familien werden soll. Dann könnte das Ufer des Weihers bepflanzt werden, im Gewässer selbst wären verschiedene Tiefenzonen denkbar, und auch ein Baumstamm im Wasser als gefahrlose Trinkstelle für Tiere wäre denkbar. „Viele Steinbacher erinnerten sich mit Freude an die vielen Feste, die in der Vergangenheit am Weiher gefeiert wurden. „Heute holen wir diesen aus seinem Dornrös-chenschlaf und machen daraus ein ökologisches Vorzeigeprojekt“, so Bonk. Auch die FDP-Fraktion freut sich über die Fortschritte rund um den Waldweiher, denn sie hatte gemeinsam mit der SPD-Fraktion im April 2022 einen Prüfantrag im Stadtparlament gestellt, in dem es um die Wiederbelebung dieses Areals ging. „Der Aufenthaltswert des Stadtwalds wird durch die Maßnahme deutlich verbessert – somit kann eine Oase der Ruhe und Erholung für unsere Mitbürger neu entdeckt werden“, äußerte sich Heiko Hildebrandt, Vorsitzender des Bau-, Verkehrs- und Umweltausschusses. Der Fraktionsvorsitzende Kai Hilbig ergänzt: „Damit wird auch die jahrelange private Pflege des Waldweihers durch den Angelsportverein wertgeschätzt. Ich freue mich schon auf viele schöne Spaziergänge dort oben.“

Wie wichtig das Starkregen-Schutzkonzept für die Stadt ist, zeigte sich wenige Tage nach Fertigstellung der Arbeiten am Waldweiher. „Wieder regnete es innerhalb von 48 Stunden über 35 Liter pro Quadratmeter. Diese Zahl liegt über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre und bedeutet eine Belastung des Kanalnetzes“, erläutert Steffen Bonk die Lage. Laut der Definition des Deutschen Wetterdienstes liegt Starkregen vor, wenn innerhalb von sechs Stunden zwischen 20 und 35 Litern pro Quadratmeter Niederschlag fällt. Ähnlich viel Glück hatte die Stadt auch in der Unwetternacht vom 16. auf den 17. August vergangenen Jahres vor größerem Schaden bewahrt. Gerade fertiggestellt, konnte das Regenrückhaltebecken in der Waldstraße gegenüber der IG Bau mit einem Fassungsvermögen von 7050 Kubikmetern das Schlimmste verhindern. Dennoch wurden etliche Keller im Stadtgebiet überflutet und der Freie Platz stand unter Wasser. Eine Überschwemmung dieses Ausmaßes hatte es zuletzt in den 80er -Jahren gegeben.

Um den aktuellen Stand des Schutzkonzepts wird es auch bei der nächsten Stadtverordnetenversammlung am Montag, 11. März, gehen. Von 21 Maßnahmen sind zehn bereits umgesetzt, zwei teilweise, eine ist noch offen ,und sieben befinden sich in Vorbereitung. „Um die Lage kontinuierlich zu verbessern, geht die Umsetzung weiter. Nach den Maßnahmen im Stadtwald ist das nächste Projekt, welches wir angehen wollen, das Regenrückhaltebecken parallel zur Herzbergstraße“, kündigt Bonk an.

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