5G-Rollout lässt geführte Diskussionen wieder aufflammen

Die Bürgerinititative „Frei von 5G im Taunus“ informiert auf dem Marktplatz über den bisherigen Stand des Rollouts. Foto: ad

Bad Homburg (ad). Bald kommt die 5G-Technologie mit neuen Frequenzbereichen, mehr Sendern, mehr Antennen. Viele Bewohner im Kreis fühlen sich zu wenig informiert. So hat sich die Bürgerinititative „Frei von 5G im Taunus“ mit Sitz in Usingen gegründet, der sich immer mehr Bürger anschließen. Nur drei Wochen nach der ersten Kundgebung hielt die Bürgerinitiative ihre zweite, coronagerechte Informationskundgebung auf dem Marktplatz ab. Die Resonanz war groß, viele Bürger interessierten sich für das abstrakte und politisch hochmotivierte Thema. Es wurde deutlich, dass eine wachsende Zahl von Menschen den raschen Rollout von 5G auch im Hochtaunuskreis ablehnt. Nicht wenige waren froh, von der Inititative zu erfahren.

Denn viele Bürger treibt generell die Frage um: Was ist 5G überhaupt? Tatsächlich führt 5G den klassischen Mobilfunk fort, fügt aber auch viel Neues hinzu und hebt sich deshalb stark von Vorgängern ab. 5G ist die neueste Generation im Mobilfunk. Sie schafft die Grundlage für neue Technologien wie zum Beispiel IoT (Internet der Dinge), Augmented Reality (AR), künstliche Intelligenz (AI), die Vernetzung von Maschinen in der Industrie und intelligenten Geräten, Social scoring (Applikationen zur Bewertung von Verhaltensbewertungen auf sozialen Netzwerken) sowie Cyborgs (halb Mensch halb Maschine). Es geht also im weitesten Sinne um die Vernetzung der smarten Geräten untereinander. Für diese Kommunikation der technischen Geräte ist die Übertragung von sehr großen Datenvolumen unumgänglich.

Um diesen Standard zu erreichen, ist es notwendig, die entsprechende Infrastruktur aufzubauen und zu entwickeln. Für diesen neuen Kommunikationsstandard werden im Vergleich zum heutigen 4G zusätzliche Frequenzbänder benötigt. 5G arbeitet mit Mikrowellentechnik. Die Funkzellen werden wesentlich engmaschiger ausgebaut als bei Vorgängertechniken, da es sich um hochfrequente Mikrowellen handelt, die deutlich geringere Sendereichweiten haben als die jetzigen 4G-Netze. Es wird erwartet, dass zukünftig alle 150 Meter eine Antenneneinheit verbaut werden muss, um die Mikrowellensignale problemlos übertragen zu können. Schätzungsweise werden 750 000 neue Sendeanlagen benötigt.

Im Zuge dieses 5G-Rollouts flammen auch Diskussionen um mögliche gesundheitliche Folgen des Mobilfunks wieder auf. Der bisherig geplante 5G-Ausbau erfolgt ohne Technikfolgeabschätzung und nicht nach der Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips. Man wisse vieles, aber nicht genug, warnen Kritiker. Und dies sieht auch die Bürgerinitiative „Frei von 5G m Taunus“ so. Es gebe zahlreiche Studien über biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder. Es bedürfe jedoch durchaus weitergehender, fundierter Studien, um die bestehenden Wissenslücken zur Erforschung der Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung auf die menschliche Gesundheit zu erforschen, um Chancen und Risiken verantwortungsvoll abwägen zu können. Dabei melden durchaus Stellen Forschungsbedarf, die keinen Ruf als Aluhut-Träger haben.

Eben wegen Bedenken, ob die Grenzwerte zum Strahlenschutz mit einem geplanten 5G-Netz eingehalten werden, wurde in Brüssel ein Pilotprojekt gestoppt. In der Schweiz haben die Parlamente in den Kantonen Genf und Waadt ihre Regierungen aufgefordert, ein Moratorium für die Installation von 5G-Antennen auf Kantonsgebiet zu erlassen. Auch eine Vielzahl von anderen Städten, Kreisen und Ländern zeigt sich inzwischen kritisch gegenüber dem 5G-Ausbau, da die Auswirkungen auf Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt noch nicht ausreichend erforscht sind. Auch wenn sich viele für die innovativen Technologien begeistern können, würden doch nur wenige eine der benötigten Antennen unmittelbar an ihrem Wohnhaus stehen haben wollen – dies war der Grundtenor, der auf der Infoveranstaltung der Bürgerinititative „Frei von 5G im Taunus“ auszumachen war. Bad Homburg wird im Rahmen eines KickOff-Meetings die Digitalisierungsstrategie Anfang Juni erörtern.



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