Abend voller musikalischer Kontraste

Michaela Špackovás Fagottspiel füllte den Raum. Dennoch war es ein gekonntes Miteinander mit dem Orchester.Foto: nl

Bad Homburg (nl). Die Schlosskirche wurde am Freitag, 17. Januar, zum Schauplatz eines faszinierenden Konzertabends. Das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau unter der Leitung von Sebastian Tewinkel präsentierte ein sorgfältig ausgewähltes Programm, das die ganze Bandbreite klassischer Musik aufzeigte – von lyrischer Zartheit über spielerische Leichtigkeit bis hin zu dramatischer Leidenschaft. Der Abend wurde durch die herausragende Solistin Michaela Špacková geprägt, deren virtuoses Fagottspiel das Publikum begeisterte.

Den Einstieg in den Abend gestaltete das Kammerorchester mit Elgars Serenade für Streicher, einem Werk von schlichter, aber umso berührenderer Schönheit. Die drei Sätze – ein tänzerisches „Frühlingslied“, die kontemplative „Elegie“ und das beschwingte „Finale“ – schienen in der feinen Akustik der Schlosskirche förmlich zu erstrahlen vor lauter transparenter Klarheit. Die Musiker verstanden es, Elgars weichen, typisch englischen Streicherklang mit einer perfekten Balance zwischen Transparenz und emotionaler Tiefe zu entfalten. Diese einfühlsame Darbietung schuf eine warme Atmosphäre und stimmte das Publikum wunderbar auf das weitere Programm ein.

Mozarts Leichtigkeit

Mit Wolfgang Amadeus Mozarts Fagottkonzert folgte ein Klassiker der Bläserliteratur, der Michaela Špacková als Solistin ins Rampenlicht rückte. Špacková bewies eindrucksvoll, wie vielseitig und lebendig das Fagott klingen kann. Der erste Satz bestach durch seine tänzerische Eleganz, die Špacková mit perlenden Läufen und brillanten Trillerketten zum Strahlen brachte. Im anschließenden Andante zeigte die Solistin eine beeindruckende Klangkultur und ließ das Fagott mit einer Singfähigkeit erklingen, die regelrecht unter die Haut ging. Der dritte Satz schließlich sprühte vor Spielfreude und Witz – ein Moment, in dem Špacková ihre technische Virtuosität mit Charme und Humor verband. Das Publikum quittierte diese meisterhafte Darbietung mit begeistertem Applaus, denn die Musikerin schaffte es, Mozarts Verspieltheit und Tiefgründigkeit gleichermaßen zur Geltung zu bringen.

Noch humorvoller zeigte sich Michaela Špacková in Jean Françaix’ Divertissement, einem Werk, das von Leichtigkeit und augenzwinkernder Eleganz lebt. Françaix, ein Meister der feinen Ironie, forderte sowohl musikalischen Witz als auch technische Präzision – beides meisterte Špacková mit Bravour. Besonders die rhythmischen Finessen und überraschenden Wendungen des Werks wurden vom Bayerischen Kammerorchester unter der aufmerksamen Leitung von Sebastian Tewinkel hervorragend unterstützt. Die Darbietung sprühte vor Charme und sorgte für Heiterkeit im Publikum, das von dieser Mischung aus Virtuosität und Unterhaltung sichtlich angetan war. Françaix’ Musik, so verspielt und dennoch raffiniert, brachte frischen Wind in das Konzert und bewies, wie vielseitig klassische Musik sein kann.

Zum krönenden Abschluss erklang Haydns Sinfonie Nr. 49, auch bekannt als „La Passione“. Dieses Werk aus Haydns Sturm-und-Drang-Phase ist von düsterer Intensität geprägt, die das Bayerische Kammerorchester mit viel Ausdruck und dramatischer Wucht zum Leben erweckte. Im langsamen Adagio des ersten Satzes wurden Themen und Motive in großer Spannung aufgebaut, bevor sich die Energie im Allegro entlud. Besonders beeindruckte die dramatische Geschlossenheit der Sinfonie: Haydns Entscheidung, alle Sätze in der Haupttonart zu belassen, verlieh dem Werk eine fast symphonische Gravität. Unter der klaren und mitreißenden Leitung von Sebastian Tewinkel schafften es die Musiker, diese formale Strenge mit lebendiger Emotionalität zu füllen. Das finale Presto, voller Dramatik und Energie, entließ das Publikum in einen Moment voller Begeisterung.

Dieses dritte Orchesterkonzert in der Schlosskirche war weit mehr als nur ein Abend klassischer Musik. Es war eine Reise durch die Emotionen, bei der Elgars melancholische Schönheit, Mozarts spielerische Leichtigkeit, Françaix’ charmante Raffinesse und Haydns leidenschaftlicher Ernst meisterhaft aufeinander abgestimmt wurden. Das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau bewies unter der Leitung von Sebastian Tewinkel ein hohes Maß an Präzision und Ausdruckskraft, während Michaela Špacková mit ihrem Fagottspiel für einige der magischsten Momente des Abends sorgte.



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