Bad Homburg (hw). Die Preisträger des 59. Bundeswettbewerbs „Jugend forscht“ stehen fest. Deutschlands beste Nachwuchswissenschaftler wurden kürzlich in Heilbronn ausgezeichnet. In diesem Jahr haben deutschlandweit 10 492 Schüler mit mehr als 5000 Projekten an „Jugend forscht“ teilgenommen. Die bei den Landesfinals der Bundesländer ausgezeichneten Projekte wurden zum Finale eingeladen. 175 Jungforscher und ihre 107 auch in einer Ausstellung präsentierten Projekte waren für die Jury eine echte Aufgabe. Insgesamt vier Tage dauerte das Bundesfinale, ehe die Entscheidungen getroffen wurden.
Das Kaiserin-Friedrich-Gymnasium (KFG) erzielte beim Bundesfinale Erfolge wie noch nie zuvor: Die Schule konnte sich gleich über zwei 2. Preise und einen 3. Preis freuen. Dominik Sadtler (18 Jahre) verpasste den Bundessieg nur denkbar knapp und wurde mit einem 2. Preis ausgezeichnet. Er überzeugte die Jury mit seinem Projekt „FALKE – finnenbasierte aktive Lenk- und Kontrolleinheit“ vollkommen. Experimente unter Schwerelosigkeit sind für die Wissenschaft interessant, etwa für Materialforschung oder Biologie. Eine kostengünstige Möglichkeit der Umsetzung bieten Höhenraketen: In ihnen herrscht während des Flugs minutenlang Mikrogravitation, also nahezu Schwerelosigkeit. Allerdings lassen sich nicht alle Raketenmodelle aktiv lenken, was das Einsatzfeld begrenzt. Daher entwickelte Dominik ein einfaches, aber effektives Lenksystem. Dazu brachte er am Raketenkopf zusätzliche Finnen an, die sich mit Elektromotoren verstellen lassen. Sensoren erfassen das Flugverhalten und die jeweilige Höhe. Ein kleiner Bordrechner wertet die Daten aus und korrigiert mithilfe der elektrischen Finnen aktiv den Kurs. Um die Technik zu testen, baute sie der Jungforscher in eine Modellrakete ein. Außer seiner Urkunde erhielt Dominik vom verein „VDI“ ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro.
Alina Bachmann (20 Jahre), die ihr Abitur im vergangenen Jahr abgelegt hat, aber noch für „Jugend forscht“ an den Start gehen darf, wurde für ihren Projektbeitrag in der Kategorie Physik „PolySelect – Kunststoffsortierung durch Elektrizität“ mit dem 3. Preis belohnt. Nach einem Beschluss der EU soll mehr Kunststoffabfall recycelt werden. Doch das ist nicht einfach, denn im Gelben Sack landen unterschiedlichste Plastiksorten, die voneinander getrennt werden müssen. Eines der Trennverfahren ist die Elektrosortierung. Hier werden verschiedene Kunststoffsorten durch Reibung unterschiedlich stark elektrisch aufgeladen, sodass sie sich per Hochspannung voneinander trennen lassen. Alina Bachmann nahm dieses Verfahren unter die Lupe und konzentrierte sich auf die Frage, wie sich Kunststoffe unter unterschiedlichen Bedingungen aufladen. Mit einem aufwendigen Versuchsaufbau kam sie zu interessanten Resultaten: So hängt das elektrische Verhalten der Kunststoffe von der Luftfeuchtigkeit ab, was das Trennergebnis stark beeinflussen kann. Alina Beitrag erhielt außer einer Urkunde ein Preisgeld von 1500 Euro der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Zudem erhielt die Jungforscherin von der Ernst A. C. Lange-Stiftung den Sonderpreis und wird zum „London International Youth Science Forum“ eingeladen.
Das Kaiserin-Friedrich-Gymnasium konnte sich zudem über eine weitere herausragende Auszeichnung freuen. Theresa Schopper, Kultusministerin des Landes Baden-Württemberg und Vertreterin der KMK, überreichte Schulleiter Jochen Henkel den zweiten Preis in der Kategorie „Jugend forscht Schule 2024“. Der Preis zeichnet die besten „Jugend forscht“-Schulen in Deutschland aus, denen es durch gezielte und nachhaltige Maßnahmen in besonderer Weise gelungen ist, Strukturen zu schaffen, die altersadäquat und zeitgemäß die Kompetenzen der Schüler in den vorgegebenen Fachbereichen fördern. Um in die engere Auswahl für diese Kategorie zu kommen, erstellte die Schule unter der Federfügung von Fachbereichsleiterin Ricarda Ries und dem Betreuer Sebastian Fischer ein MINT-Porträt der Schule und reichte die Bewerbung ein.
In Heilbronn fand dann ein Jurygespräch mit der Schulleitung statt, ehe die Jury aus Ländervertretern sowie einer Vertreterin der Stiftung „Jugend forscht“ ihre Entscheidung fällte und das Engagement der Schule im MINT-Bereich mit dem 2. Preis in der Kategorie „Jugend forscht Schule 2024“ belohnte. Zusätzlich zu dieser Auszeichnung erhielt das KFG 1000 Euro für zukünftige Aktivitäten bei „Jugend forscht“.
Anwesend bei der Siegerehrung im Konzert- und Kongresszentrum waren der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Jens Brandenburg, der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Thomas Strobl, die Kultusministerin des Landes Baden-Württemberg und Vertreterin der Kultusministerkonferenz (KMK), Theresa Schopper, die Geschäftsführerin der experimenta gGmbH, Professorin Dr. Bärbel Renner, und weitere Ehrengäste.