Beifall und Bravorufe für Solistin und Orchester

Die irische Geigerin Mairéad Hickey begeistert nicht zuletzt mit ihren schönen, fantasiereichen Kadenzen. Foto: Staffel

Bad Homburg (ks). In zwei gleichen Weihnachtskonzerten des Württembergischen Kammerorchesters in der Schlosskirche brillierte die junge Geigerin Mairéad Hickey mit Mozarts Konzert in D-Dur und begeisterte nicht zuletzt mit ihren Kadenzen. Diese stammen von ihr selbst, und die Irin hat dabei kleine folkloristische Tupfer eingefügt, wie sie auch in Mozarts Werk vorkommen.

Dirigent Case Scaglione und seine Musiker waren einfühlsame Begleiter und vermittelten den Eindruck eines harmonischen Miteinanders, in das auch die Solistin eingebunden wurde. Diese kam mit ihrem Spiel einem-Mozart sehr nahe, der selbst Geiger war und in diesem Werk „fast die gesamte Gefühlsskala abdeckt“. Eine Besonderheit ist, dass Mozart im zweiten Satz (Adagio) die Oboen durch Flöten ersetzt hat. Weil im dritten Satz (Rondeau Allegro) ein Lied aus Straßburg anklingt, das zu Mozarts Zeiten sehr beliebt war, wird das Werk auch „Straßburger Konzert“ genannt. Zu Mozarts Zeiten wurden seine Werke häufig als „Begleitung“ beim Soupé seiner Mäzene gespielt. Heute ist den alten Meistern die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuhörer sicher.

Der große und herzliche Beifall des Publikums wurde mit dem „Waxford Carol“, einem irischen Weihnachtslied, belohnt. Das erste Werk des Abends was das „Concerto de Chiesa“ von George Dyson, das 1949 entstanden ist. Es hält sich an die Tradition englischer Streichermusik, die das aus dem Streichorchester gebildete Quartett als „Solist“ auftreten lässt. Dyson verwebt in den drei Sätzen ein altes Adventslied, einen Hymnus zur Geburt Jesu sowie Verse aus dem Psalm 122 in einer Weise, die nicht so leicht erkennen lässt, „welche Melodien alt und welche neu sind“, wie es Dyson selbst formulierte. Mit Ausnahme des dritten Satzes präsentierte sich das Werk eher elegisch und feierlich.

Nach der Pause stand Felix Mendelssohn-Bartholdys „Oktett für Streicher Es-Dur“ auf dem Programm, das er mit 16 Jahren komponiert hat. Der junge Komponist überschreitet dabei „die Schwelle von der Kammermusik zur orchestralen Ausführung“ und merkte dazu an, dass das Werk „in allen Stimmen im Stil einer Sinfonie zu spielen sei. Die Pianos und Fortés seien sehr genau und deutlicher hervorzuheben als sonst bei Werken dieser Gattung üblich“. Mendelssohn hatte sich im Scherzo von der Walpurgisnachtszene in Goethes Faust inspirieren lassen, so dass Fanny Mendelssohn schwärmen konnte: „Das ganze Stück ist neu und fremd und doch so ansprechend, so befreundet, man fühlt sich so nahe der Geisterwelt, so leicht in die Lüfte gehoben... Am Schluss flattert die Geige federleicht auf und alles ist zerstoben.“

Bei diesem letzten Werk hatten die Musiker noch einmal manche Herausforderung zu bestehen, die mit Bravour gemeistert wurde. Das begeisterte Auditorium bedankte sich bei ihnen und ihrem Dirigenten mit anhaltendem Beifall und Bravorufen.



X