Dostojewski und Blanc geben sich im Kurpark ein Stelldichein

Flanieren durch den Kurpark: Ein englisches Golferpaar, eine Besucherin, ein Brunnenmädchen, Spieler, Autor und Trinker Fjodor Michailowitsch Dostojewski ,Geheimrat und Quellen-wiederentdecker Dr. Eduard Christian Trapp sowie die Spielbankgründer und -betreiber Marie und Francois Blanc. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Bei der Saisoneröffnung im Kurpark passte einfach alles zusammen. Petrus bescherte „Kaiserwetter“, die Temperaturen sorgten für gut gelaunte Besucher, dazu gab es viel frisches Grün, blühende Blumen und singende Vögel. Kurdirektor Holger Reuter hatte erneut ein abwechslungsreiches Programm mit zahlreichen Künstlern und Musikern zusammengestellt. Das spielte sich vor allem auf der Brunnenallee zwischen Kaiser-Wilhelms-Bad und Orangerie beziehungsweise Elisabethenbrunnen ab. Ihren Durst löschen konnten die Besucher wie in den „guten, alten Zeiten“ mit von charmanten Brunnenmädchen in historischen Kostümen gratis ausgeschenktem Heilwasser.

Im Schatten der alten Kurparkbäume flanierten an diesem Sonntag bekannte Persönlichkeiten. Zu ihnen gehörten Autor und Spieler Fjodor Michailowitsch Dostojewski und Geheimrat Dr. Eduard Christian Trapp. Der Mediziner unternahm die entscheidenden Schritte hin zur Entwicklung Homburgs zum Heilbad, nachdem er die Elisabethenquelle im Kurpark wiederentdeckt hatte. Unters Volk gemischt hatte sich der Spielbankgründer und -betreiber Francois Blanc mit Ehefrau Marie, der späteren Spielbankdirektorin. Blanc, der die Spielbanken in Bad Homburg und Monte Carlo gründete, sagte mit Blick auf den von Gartenbaudirektor Peter Joseph Lenné entworfenen und verwirklichten Kurpark „für Bad Homburg nur das Beste“.

Zu den Promis gesellten sich eines der jungen Brunnenmädchen, eine vornehme Besucherin, die die Champagnerluft in vollen Zügen genoss, sowie ein englisches Golfer-Paar. Bei ihm handelte es sich um Horton Smith, der 1891 das erste Homburger Golfturnier auf dem ältesten Golfplatz Deutschland gewonnen hatte. Seine Partnerin hatte zuvor bereits im Originaloutfit von 1890 auf dem Old Course eingelocht. Gestalt und Stimme verliehen den historischen Persönlichkeiten bei der Saisoneröffnung Schauspieler der Volksbühne Bad Homburg, die auch bei den „Belebten Kurparkführungen“ anzutreffen waren. Doch nicht nur das Golfen konnten die Kurstädter an diesem sonnigen Sonntag von den spleenigen Engländern lernen, sondern auch wie „Schöner Warten“ geht. Spazierten an zwei englischen Telefonzellen, einer für Kinder und einer für Erwachsene, Besucher vorbei, klingelte eines der Telefone. „Oh, es klingelt. Ich glaube, das ist für Sie“, informierten zwei englische Gentlemen die erstaunten Spaziergänger. Bei ihnen handelte es sich um Armin Nagel von den Service Pionieren aus Köln sowie um seinen Kollegen von Fool Pool aus München. Bei der Installation im Kurpark handelte es sich um eine Kooperation der beiden Künstlergruppen. Alle, die den Telefonhörer abhoben, konnten die Ansage einer „echten“ Wartehotline hören, sich mit einem Warteberater verbinden oder sich einen Link auf ihr Handy schicken lassen. Als Clou konnten alle zudem eine Postkarte „Schöner Warten“ an sich oder einen lieben Menschen senden, die je nach Wunsch erst in drei, sechs oder zwölf Monaten zugestellt wird.

Großen Spaß hatten vor allem Kinder und Erholungssuchende, die sich eine Verschnaufpause auf der „Lebenden Couch“ gönnten. Die frechen Künstler von Tukkers Connexion aus Rotterdam mischten sich nicht nur in die Gespräche der Menschen in ihren Kissen ein, sondern heuerten sie zum Abstauben an. Wer am Ruhetag nicht zum Staubwedel greifen wollte, wurde von ihnen gleich mitgereinigt. Zum Gärtnern, Säen und Pflanzen animierte Pantomime PAN als Gärtner die Kurparkbesucher. „Elias, der Gärtner“ hatte seinen Wagen vollgepackt mit vielen Tüten voller Blumen- und Kräutersamen.

Auf der Brunnenallee unterwegs waren neugierige Außerirdische der Touristengruppe „Die Quassler“ und „Die Kopflosen“, die im feinen Zwirn alle auf die Schippe nahmen, die glaubten, ein klarer Kopf sei eine wichtige Sache. Mit ihrem Zuckerwattewagen und vielen Bonbons in den Taschen unterwegs war Bonbonzauberin Stracciatella samt ihrem weißen Pudel. Mit ihrer Kunst verzauberten die Stelzenläufer „Drache & Dompteur“ das Publikum ebenso wie die Musiker des Kurensembles in zwei Kurkonzerte im Musikpavillon an der Orangerie. Zudem wurde der neu gestaltete Minigolfplatz eingeweiht.

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