hw-Dröhnende
Bad Homburg (fch). Bad Homburg und Monte Carlo, zwei Städte, deren Namen in der Welt des Glücksspiels und des Sports einen guten Klang haben. Am Freitag war die hessische Kurstadt zum sechsten Mal Startort für die bei Automobilisten und Oldtimer-Liebhabern beliebte Winterrallye der „Rallye Monte-Carlo Historique“ für historische Fahrzeuge. Zuvor war Bad Homburg Durchfahrtsstation mit administrativer und technischer Abnahme in der Central Garage und Re-Start am Folgetag. Im Niederstedter Weg fand auch dieses Mal wieder am Donnerstagnachmittag und Freitagvormittag die technische Abnahme statt. Startorte waren außer Bad Homburg und Monte-Carlo auch Mailand, Athen, Reims, Glasgow und Barcelona.
Organisiert wurde das motorsportliche Groß-ereignis in bewährter Manier von der Sportabteilung des Automobilclubs von Deutschland (AvD) und der Stadt. Veranstalter der 22. „Rallye Monte-Carlo Historique“ ist der Automobilclub von Monaco. Starten dürfen Fahrer mit Fahrzeugen, deren Typ bei den Monte- Carlo-Rallyes zwischen 1955 (25. Auflage) und 1980 (48. Auflage) gefahren sind. Die schmucken Oldtimer lassen nicht nur die Herzen von erklärten Automobilsportfans höher schlagen, wie ein Rundgang über die Louisenstraße vor dem Start zeigte. Dort hatten 28 von ursprünglich 30 angemeldeten Teams ihre klassischen Rallyefahrzeuge geparkt. Schnell waren diese in der Fußgängerzone von Rallyefans und Passanten umlagert. Der Nachwuchs bestaunte die sportlichen Flitzer mit leuchtenden Augen. Begeistert lobte der Kurstädter Henry (5) den Mercedes-Benz 220 SE, Baujahr 1964 von Fahrer Gert Pfundt und Beifahrer Ernst Jahn: „Der ist ja cool. Wahnsinn!“ Da stimmten ihm andere Betrachter zu: „Das ist noch eins der soliden Autos, die für deutsche Wertarbeit stehen.“
Die Herzen von Automobilliebhabern höher schlagen ließen gleich mehrere Modelle. Zu ihnen gehörte der Glas 1300 GT, Baujahr 1967, von Terje Baardseth und Otto Backe aus Norwegen. Das Duo war erstmals bei der Rallye dabei. Gebaut wurde das schnittige Auto in der Hans Glas GmbH in Dingolfing, die 1966 von BMW übernommen wurde. Die Fans tauschten sich in Gruppen untereinander aus, fachsimpelten mit Begleitern und Teams über die Fahrzeuge und die Herausforderungen auf der 1165 Kilometer langen Strecke zwischen der Kurstadt und dem monegassischen Ziel. Zu den Aufgaben gehört es, die Durchschnittsgeschwindigkeit von 49 Kilometern pro Stunde vom Start bis ins Ziel zu fahren. Diese zu halten, ist auf den kurvigen, verwinkelten und verschneiten Passstraßen in den französischen Seealpen kein Kinderspiel. Zudem müssen in fünf Tagen von den Teams 15 Wertungsprüfungen bewältigt werden. Am letzten Tag folgt dann die Nachtetappe mit Ziel Monte Carlo.
Da Oslo im Jahr 2019 erstmals nicht mehr zu den Startorten gehörte, gingen in Bad Homburg zehn norwegische, zwei finnische und ein dänisches Team an den Start. Sieben deutsche Teams starteten für das Historic Rallye Racing Team (HRRT). „Mit 14 Fahrzeugen an allen sieben Startorten stellt HRRT die größte Mannschaft“, informierte Beifahrer Fabian Mohr aus Bielefeld. Er und Fahrer Rolf Droste aus dem sauerländischen Schalksmühle geben ihre Historique-Premiere in einem Opel Kadett GTE, Baujahr 1979. „Viele haben uns von dieser Rallye erzählt, jetzt sind wir dem Ruf gefolgt“, sagte Fabian Mohr. Das Duo fährt eine Rallye pro Jahr. Fahrer Rolf Droste kommt aus dem Rallyesport.
Lokalmatador am Start
Weitere Teams reisten aus Österreich, Litauen, Rumänien und der Tschechei an. Dröhnende Motoren und der unverkennbare Geruch von Benzin kündigten den bevorstehenden Start an. Um 14 Uhr senkte sich zum ersten Mal die von Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Kurdirektor Holger Reuter gehaltene Flagge an der Startrampe vor dem Kurhaus. Vorgestellt wurden die im Minutentakt startenden Teams und ihre Fahrzeuge vom AvD-Automobilexperten Bernd Schulz. Der Norweger Monty Karlan, der in der Gesamtplatzierung der „Historique“ bereits fünf Mal unter den ersten Drei zu finden war, sie 2004 gewann, war als Beifahrer von Valter Jensen im Porsche 911 SC dabei. Der Schwede Mathias Waldegard folgte im Porsche 911 den Spuren seines 2014 verstorbenen Vaters Björn.
Aus Deutschland ist unter anderem Michael Stoschek dabei, der 2006 die historische Rallye-Europameisterschaft gewann. Und auch ein Lokalmatador tritt an: Karsten Wohlenberg aus Königstein ist in einem 1971er Lancia Fulvia Coupé auf der Route unterwegs. Mit Applaus vom Publikum und einem Happy-Birthday-Ständchen auf die 1165 Kilometer lange Strecke verabschiedet wurde Geburtstagskind Ville Silvasti aus Finnland in seinem Porsche 356 B, Baujahr 1960. Mit den Beifahrerinnen Marianne Lie (Norwegen) und Marie Janak (CZE) hatten sich zwei Frauen je einen Platz in einer der letzten sportlichen Männerdomänen erobert.