Einstimmiges Votum für Entscheidung am Wingertsberg

Trister Anblick: Leere Fenster, geschlossene Rolläden, schmuckloses Umfeld. Die Stadtpolitik wünscht eine Entscheidung über die Zukunft der Wohnungen auf dem Wingertsberg. Foto: js

Bad Homburg (js). In der Stadtpolitik wird die Forderung nach einem Ende der „Hängepartie“ bei den Verhandlungen um die Zukunft der Personalwohnungen der Klinik „Am Wingertsberg“ lauter. Nach sieben Jahren Hin und Her und ohne konkrete Ergebnisse werden jetzt Entscheidungen eingefordert, weil es bei den Bewohnern um deren Zukunft gehe. Darunter viele Pflegekräfte, „sie haben es verdient, anständig zu wohnen“, sagt Elke Barth (SPD) im Stadtparlament. Und vor allen Dingen sei es ihr Recht, zu wissen, wie es für sie weitergeht.

Einstimmig hat das Stadtparlament in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, dass der Magistrat daher aufgefordert wird, „dringlich mit der Deutschen Rentenversicherung Berlin und der Hochtaunusbaugenossenschaft eG Gespräche zu führen, ob der im Jahr 2018 avisierte Verkauf der Wohnungen an die Hochtaunusbau noch zustande kommt oder nicht“. Seit 2016 wurde darüber verhandelt.

Den Antrag hatte die CDU/SPD-Koalition eingebracht. Dass sie bei den potenziellen Verhandlungspartnern intensiver als nur höflich anklopfen will, hatten die Koalitionäre bereits nach der Kommunalwahl im März in ihrem Partnerschaftsvertrag vom Frühsommer in einem knappen Dreizeiler deutlich angekündigt. Heute heißt es: „Nach nun mehr fünf Jahren ergebnislosen Verhandlungen der DRV mit der Hochtaunusbau über den Verkauf der Wohnungen ist nun eine Entscheidung herbeizuführen.“

Die Diskussionen zum Thema, bei dem die Stadt nicht direkter Verhandlungspartner, sondern eher Vermittler ist, läuft nun eigentlich schon im siebten Jahr mit vielen Leerlaufphasen zwischendrin. Im Jahr 2014 hat die Deutsche Rentenversicherung (DRV) aus wirtschaftlichen Gründen beschlossen, bundesweit mehrere Personalwohnhäuser ihrer Kliniken zu verkaufen, sie passten nicht mehr ins Konzern-Konzept. Die Häuser am noblen Wingertsberg gehörten zum Verkaufspaket der DRV, mussten aber herausgelöst werden, weil die Stadt ihre „Veto-Karte“ zückte. So wird der beim Verkauf der Grundstücke in bester Villenlage oberhalb des Kurbezirks vereinbarte Eintrag einer Grunddienstbarkeit samt kommunalem Vorkaufsrecht heute genannt. Ende der 60er-Jahre wurde das Gelände an die Rentenversicherung verkauft. Die über 100 Wohnungen auf dem Areal der Reha-Klinik wurden 1972 in mehreren Blöcken als Personalwohnungen errichtet. Die Stadt hat 2014 der gewünschten Löschung der Grunddienstbarkeit widersprochen, im Einvernehmen mit der Stadt sollte die Hochtaunusbau mit der DRV aufnehmen mit dem Ziel, die Wohnungen zu erwerben.

Seitdem scheinen jegliche Verhandlungen immer wieder zu stocken, über Erfolge kann die Stadt nicht berichten, die DRV mag darüber keine Auskünfte geben. Der Zahn der Zeit aber nagt an den Gebäuden, die alten Fassaden weisen an vielen Stellen über den Fenstern dunkle Verfärbungen auf, viele Wohnungen stehen leer, man sieht es deutlich von außen an den dunklen Fensterhöhlen. „Es ist nicht schön, es wird nichts getan, leere Briefkästen, leere Wohnungen“, fasste Laura Burkart-Gorißen (Grüne) den tristen Ist-Zustand zusammen. Manchmal türmen sich Sperrmüll-Berge am Wegesrand, auch mal über Wochen. „Es ist Zeit für eine Entscheidung“, so Burkart-Gorißen, es gehe um die Menschen, die auf dem Gelände wohnen. „Für diese Homburger diskutieren wir heute, das ist unser Signal“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Clemens Wolf. Nun sei eine Entscheidung herbeizuführen, notwendige Sanierungen durchzuführen, die Wohnungen wieder durchgängig zu vermieten und die Verunsicherung der Mieter zu beenden. So steht es im Antrag der Koalition, den alle Fraktionen mittragen. „Die Mieter sollen aufatmen können“, sagte Elke Barth.



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