Energiesparhaus in Bestlage zu vergeben

Imker und Bienenbotschafter Antonio Gurliaccio (r.) und Baumpfleger Luis Böllhoff sind in die mächtige Linde geklettert, um zu zeigen, wie es im Innern der Klotzbeute aussieht. Foto: jas

Von Janine Stavenow

Bad Homburg. Noch ist sie frei, die hübsche Villa unter der mächtigen Linde im Gustavsgarten an der Tannenwaldallee. Doch bis die ersten Bewohner einziehen, wird es nicht mehr lange dauern. Da ist sich Antonio Gurliaccio sicher. „Eine fantastische Immobilie“, schwärmt der Imker. „Noch in diesem Jahr wird die Klotzbeute, die wir hier in einigen Metern Höhe installiert haben, von wildlebenden Honigbienen besiedelt werden.“

Darauf hofft auch Bienenbotschafter Martin Mrohs, der sich wie sein Kollege für wildlebende Bienenvölker einsetzt. Denn die Zahl der Naturschwärme nimmt mehr und mehr ab. Die Bienen gehen zugrunde, weil sie keine schützenden Behausungen und Nistplätze mehr finden. Ideal für die Insekten sind alte und absterbende Bäume, in denen sich Höhlen gebildet haben, aber solche Bäume werden aus Sicherheitsgründen gefällt. Dieses Problem sahen auch die Bienenbotschafter aus Karben und beschlossen, aktiv zu werden. Sie machten sich wissenschaftliche Erkenntnisse zunutze und entwickelten artgerechte Nistplätze – sogenannte „natural habeetat trees“. Die ausgehöhlten Baumstämme, von den Bienenexperten als Klotzbeute oder Zeidler-Klotz bezeichnet, wurden bereits an mehreren Standorten im Rhein-Main-Gebiet in- stalliert. Die erste Bienenvilla fand ihren Platz 2016 im Botanischen Garten in Frankfurt, weitere Baumhöhlensimulationen wurden im Frankfurter Zoo sowie im Rapp’s Naturerlebnisgarten in Karben geschaffen.

Stamm einer Roteiche

Seit vergangenen Freitag gibt es nun auch in Bad Homburg eine Bienenbotschaft. Mrohs, Gurliaccio sowie Baumpfleger Martin Götz und sein Kollege Luis Böllhoff befestigten mit Hilfe von Hubsteiger, Kletterausrüstung und passendem Werkzeug den ausgehöhlten Stamm einer Roteiche in der Linde des Gustavsgartens.

Keine leichte Aufgabe, denn zum einen darf der Baum, in dem die Bienenbotschaft ihren Platz findet, durch die aufwändige Konstruktion nicht verletzt werden, zum anderen muss sie sehr stabil sein. „Wir rechnen pro Klotzbeute mit bis zu 600 Kilogramm Gewicht, sicherheitshalber“, sagte Martin Götz. Gemeinsam mit den Bienenbotschaftern, die allerlei Informationsmaterial ausgelegt hatten und auch alte Zeidler-Werkzeuge an einem Stand im Garten zeigten, präsentierte Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak die Klotzbeute. „Es ist ein Energiesparhaus für die Biene“, sagte Mrohs. Das Innere hat ein Volumen von etwa 40 Litern und damit die ideale Größe für einen Bienenschwarm. Schon im Mittelalter, so erläuterte der Bienenexperte, habe es überall in Deutschland Klotzbeuten gegeben. Damals ging es allerdings weniger um den Schutz der Insekten als um den Honiggewinn. „Honig war ja die einzige Süße, die es zu dieser Zeit gab“, erläuterte Mrohs. Durch die dickeren Wände sei in den Zeidler-Kästen anders als bei Bienenkästen heutzutage Schimmel überhaupt kein Problem. „Die Klotzbeuten sind außerdem besser an die Klimaproblematik angepasst.“

Die Bienenbotschafter und die Verantwortlichen der Stadt hoffen nun, dass die Bad Homburger Bienen schnell genug sind und mit ihrem Einzug nicht zögern. Denn: Auch bei anderen Tieren sind die hübschen Bienenvillen begehrte Wohnobjekte. Vor allem dem Specht haben es die Klotzbeuten angetan. „Wir hatten einmal eine Spechtfamilie in einem unserer Kästen, die fühlte sich sehr wohl und wollte gar nicht wieder ausziehen.“

!Wer mehr über die Arbeit der Bienenbotschafter erfahren möchte, findet Informationen über deren Arbeit und Ziele im Internet unter www.bienenbotschaft.de. Angeboten werden auch Patenschaften für Bienenvölker sowie nach Zeidler-Art hergestellte Klotzbeuten.

Weitere Artikelbilder



X