Bad Homburg (js). Die Kurstadt-Kultur im Klein-Kosmos Englische Kirche hat einen Plan. Er ist handlich, schmal, schön bunt und perfekt strukturiert. Und passt natürlich in jede Westentasche und in jedes Handtäschchen. 44 Seiten und ein Knaller jagt den nächsten – im Kulturtempel Englische Kirche am Ferdinandsplatz ist mächtig was los zwischen Februar und August zu Beginn der neuen „Zwanziger Jahre“. In der Tourist-Info im Kurhaus liegt der handliche Plan zur Abholung bereit, im Rathaus, bei der Volkshochschule und in den Museen der Stadt. Kulturmanagerin Marisol Lutz, laut Oberbürgermeister Alexander Hetjes die „Kulturwunderwaffe“ der Kurstadt, und ihr Team haben ein schönes Programm zusammengestellt.
Dass schon vor dem Druck Einzelheiten durchdringen, beweist der Verkaufsstand der Karten für die „Weiberfaschingssause“ am 20. Februar. Das Konzert mit Extremmusiker Roy Hammer und seinen Pralineés ist schon „fast ausverkauft“, meldet Marisol Lutz bei der Vorstellung des Programms. Für die andere Extreme gilt das noch nicht, aber Johann Christian Friedrich Hölderlin ist ja auch nicht so leicht zu verstehen wie der Schlagerinterpret Roy Hammer mit seiner Pralinen-Truppe. Hölderlin kommt daher auch erst auf Seite 40 ins Gespräch, eine Sonderausstellung widmet sich dem Dichter und Lyriker ab Mitte Mai. Einen „Zugang zu dem doch schwer verständlichen Hölderlin“, so Hetjes, soll die Ausstellung über Leben und Werk eines der berühmtesten Bad Homburger Kurgäste auf Zeit eröffnen. „Wohl geh ich täglich andere Pfade“, lautet die Überschrift, Karten im Vorverkauf müssen nicht geordert werden. Der Zugang zur hohen Kunst ist ohne Schranke, auf Hölderlins Pfaden durch die Welt ist bis zum 19. Juli der Eintritt frei.
Es wird gerockt, gelacht, getanzt, geschaut und manchmal auch ein bisschen gestaunt in der zum Multi-Kulturhaus umgebauten alten Kirche. Mit dem Kabarettisten Markus Maria Profitlich, der wirklich so heißt, startet die Saison, nach den Reisen auf Hölderlins Pfaden zwischen Lauffen am Neckar und Homburg am Heuchelbach setzen Ana Zoe Pop und Cristian Pentelescu die letzten künstlerischen Höhepunkte im heißen Sommermonat August. Drinnen werden „um eine durch Vertikalen gerprägte West-Ost-Achse Skulpturen, Plastiken, als auch Gemälde und Arbeiten auf Papier in zusammenhängenden Gruppen gezeigt“, draußen wird in dieser Zeit eine Freiluftarbeit entstehen. Cristian Pentelescu hat angekündigt, über Hölderlin und seinen Bezug zu Bad Homburg zu reflektieren.
Flamenco und Tango Transit
Dem Anspruch „Kultur für alle“ dürfte das Gesamtprogramm nachkommen, bedient werden die unterschiedlichsten Interessen und Vorlieben. Eine Live-Multivisions-Show des Friedrichsdorfer Foto- und Filmemachers führt durch Fjorde von Norwegen bis in die Arktis, das Flötenquartett St. Petersburg setzt „Beethoven und seinen Bonner Freunden“ ein musikalisches Denkmal, Edgar Wallace kehrt mit seinem „Hexer“ zurück, die Deep-Purple-Tribute-Band „Purple Rising“ verbeugt sich vor Musikern ein anderen Denkungsart, Rubén Molina hat den Flamenco drauf wie das Trio „Tango Transit“ die Verschmelzung von klassischem Tango, Cajun-Musik und orientalischen Klängen.
Ein Extra-Satz gebührt dem großen Meister Lev Natochenny, der mit außergewöhnlichen Talenten seiner Klavier-Meisterklasse zum siebten Mal bereits zum „Piano Festival“ in die Kirche bittet. Öffentliche Meisterkurse bei freiem Eintritt, Solo-Auftritte und zum Abschluss ein Gala-Konzert mit sparsamen Eintrittspreisen – Bad Homburg wird verwöhnt im Kulturjahr 2020.
!Das komplette Programm mit Informationen zu Uhrzeiten, Eintrittspreisen und Wissenswertem zu Veranstaltungen und Künstlern finden Interessierte im Flyer und auf der Homepage der Stadt Bad Homburg unter www.bad-homburg.de.
Im Kulturtempel Englische Kirche am Ferdinandsplatz ist mächtig was los zwischen Februar und August kommenden Jahres. Foto: js