Erstes Ja-Wort im Dorischen Tempel

Bad Homburg (mb). Zum allerersten Mal wurde am Freitag ein Paar im Dorischen Tempel im Gustavsgarten standesamtlich vermählt – selbst der strömende Regen konnte diesem Anlass nicht die Freude nehmen. Bereits seit September vergangenen Jahres können sich Verliebte in Bad Homburg über den digitalen Trauungskalender der Stadt nicht nur zwischen Standesamt, Schloss oder Kaiser-Wilhelms-Bad entscheiden, sondern eben seit Neuestem auch den Tempel als Trauungsort wählen.

Gebaut wurde der kleine Tempel samt seiner Säulen im griechisch-dorischen Stil im Jahre 1830 im Auftrag des Landgrafen Gustav und seiner Gemahlin Louise. Ursprünglich als Musik- und Teesalon genutzt, diente er zum Ende des vergangenen Jahrhunderts als Kapelle für eine Klinik in der gegenüberliegenden Villa Wertheimber. Aus dieser Zeit stammt auch die Glocke am Eingang des Tempels.

Nachdem das denkmalgeschützte Gebäude zuvor lange Zeit leer stand, wurden Tempel und Glocke im Zeitraum von 2019 bis 2020 umfassend saniert. Die Idee, die Räume für Trauungen zu nutzen, kam der Stadt laut des Fachbereichsleiters für Bürgerservice, Dirk Hübner, aber erst im vergangenen Jahr. Die Gegebenheiten rund um den Tempel seien für Hochzeiten ideal: die großzügige Grünfläche, die Möglichkeit, die Villa gegenüber als weiteren Raum zu nutzen, sowie die ausreichenden Parkplätze. Auch der Glockenklang sei ein zusätzlicher Bonus. „Paare können ihre Ehe wortwörtlich gemeinsam einläuten. Das ist ein wirklich schönes Ritual, das sich hoffentlich etablieren wird“, meinte Dominik Welter. Der Standesbeamte bezeichnete den Tempel als „Rundumpaket mit toller Akustik“. Zwar seien auch die anderen Orte für Trauungen in Bad Homburg besonders, aber der Tempel habe doch seinen ganz eigenen Charme. Preislich unterscheide die Stadt in ihrem Angebot im Übrigen nicht – sowohl Schloss als auch Kaiser-Wilhelms-Bad und Dorischer Tempel kosteten alle 350 Euro Raummiete.

Überaus zufrieden mit ihrer Entscheidung zeigten sich auch die Eheleute Manuela und Jörg. „Für unsere eher kleine Hochzeitsgesellschaft war der Raum genau richtig“, erklärten sie. Im Januar hatten sie sich nach Möglichkeiten umgeschaut und sich dann schnell für den Tempel entschieden. Dass sie die Ersten sein würden, die im Tempel getraut werden, erfuhren sie erst wenige Wochen vor der Vermählung.

Aber nicht nur Ort, sondern auch Form der Heirat war an diesem Tag ein Novum. Denn Standesbeamter Welter führte die rechtskräftigen Schritte der Trauung mit einem Tablet durch. Dank entsprechender Gesetzesänderungen könne man heutzutage den Ehebucheintrag per digitaler Unterschrift durchführen, anstatt jede Eheschließung händisch in ein Register einzutragen. Lediglich die Eheurkunde gab es für die Vermählten noch in analoger Form. Zwar habe es beim ersten Mal noch an technischen Details gehapert und die Papierform der Dokumente als Rücksicherung gebraucht, aber langfristig wolle die Stadt vollständig auf das „Digitale Trauen“ umsteigen.

Standesbeamter Welter sagte: „So wollen wir auch unseren Beitrag zu ressourcenschonender und digitalisierter Verwaltung leisten.“ Obwohl vor allem die klimafreundlichen Aspekte hierbei im Vordergrund stünden, ginge ebenso weniger personeller und zeitlicher Aufwand aus der Maßnahme hervor. Diese Zeiteinsparung bedeute eine geringere finanzielle Belastung für die Stadt und damit im Endeffekt auch für den Steuerzahler. Nicht nur für den Standesbeamten, sondern auch für Stadt und Steuerzahler war diese erste „Tablet-Hochzeit“ in Zeiten des Spargebots also ein wahrer Glücksfall.

Das frisch vermählte Paar freut sich über das Angebot der Stadt, sich im Dorischen Tempel trauen lassen zu können. Foto: mb



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