Bad Homburg (jas). Das Publikum im Kurhaus hatte sich gerade voller Begeisterung erhoben, um das Ensemble mit reichlich Applaus und Begeisterungspfiffen zu feiern, da war die Show auch schon zu Ende. Von 100 auf Null, ohne eine Zugabe. Schade eigentlich, denn gerne hätten die Zuschauer noch ein klein wenig mehr von diesen großartigen Künstlern gesehen, die da am Donnerstagabend ein Feuerwerk aus mitreißenden Rhythmen, Energie und purer Lebensfreude gezündet hatten. Andererseits aber auch verständlich, denn mit Musik, Tanz und Gesang hatte das fast 20-köpfige Ensemble von „Rhythm of the Dance“ zwei Stunden lang für Live-Unterhaltung auf höchstem Niveau gesorgt. Wer Fan keltischer Traditionen und irischer Klänge ist, der war im Kurtheater goldrichtig. Und auch jene, die zum ersten Mal eine Stepptanzshow sahen, waren fasziniert.
Seit mehr als 20 Jahren begeistern die Tanzcompagnie bestehend aus professionell ausgebildeten Tänzern, die Musiker sowie die irischen Sänger mehr als sieben Millionen Fans weltweit. Die Show, für die Kieran Cavanagh als Choreograf verantwortlich zeichnet, vereint irische Traditionen mit modernen Klängen Irlands.
Auf der Bühne nahmen die Künstler ihr Publikum mit nach Newgrange, einem der Orte magischer Naturwunder, um den sich viele Legenden ranken. Die Bühne war eingetaucht in blaues Licht, der Hintergrund wurde zur Projektionsfläche. Dichter Wald, Wasser, Nebel und Wolken erschienen und verschwanden wieder. Zu irischen Melodien von Gitarre, irischen Uilleann Pipes, Fiedel, Akkordeon und der irischen Rahmentrommel Bodrhan kamen die Tänzer – sieben Frauen und sechs Männer – nach und nach auf die Bühne. Vom ersten Augenblick an gelang es ihnen, ihr Publikum zu fesseln. Alle Blicke richteten sich konzentriert in Richtung Bühne, wenn zu immer höherem Tempo Füße trommelten und faszinierend schnell und synchron gesteppt wurde. Höchstleistung, dargeboten mit größter Eleganz, Leichtigkeit und Freude.
Die Reise durch die Geschichte des irischen Stepptanzes führte über den typischen Frauentanz Slip Jig, der mit sehr weichen Schuhen getanzt wird, über Reels und Polkas bis hin zu den kompliziersten und schnellsten Stepptänzen – Fußarbeit in Perfektion. Doch nicht nur die Tänzer zeigten am Abend im Kurtheater eine absolut beachtenswerte Leistung. Auch die jungen Musiker, die das Tanzcorps unterstützten und anfeuerten, präsentierten sich in Bestform und begeisterten mit Soli, für die es reichlich Applaus gab. Zur gelungenen Show trugen außerdem die Tenöre bei, die unter anderem ein Medley aus den besten irischen Songs sowie das Klagelied der Auswanderer zu Gehör brachten.
Zehn Zentimeter über dem Knie
Auch hinter der Bühne wurde von den Tänzern höchste Konzentration gefordert, denn bis zu 25 Kostümwechsel waren während der Show zu meistern. Da muss das Umziehen in wenigen Sekunden gelingen. Kostümvorlagen aus der Vergangenheit gibt es für den Stepptanz nicht. Jedes Kostüm ist aufwendig mit Stickereien und Applikationen versehen, das Design ist aus dem altehrwürdigen „Book Of Kells“ übernommen. Die plissierten Glockenröcke ermöglichen den Frauen maximale Beinfreiheit. Die Farben unterstreichen die Lebensfreude der Tänzer. Gemäß der Irischen Stepptanz Gesellschaft ist die Rocklänge auf zehn Zentimeter über dem Knie festgelegt.
Eine Pause konnte sich das Ensemble von „Rhythm of the Dance“ nach dem umjubelten Auftritt in Bad Homburg nicht gönnen. Schon tags darauf standen die Künstler in Wolfenbüttel auf der Bühne, am Samstag dann in Weinheim. Weiter führt die Tournee die Crew noch im Januar nach Polen, im Februar dann nach Spanien, und im März stehen Auftritte in den USA auf dem Programm.