Fortschritt im Klärwerk „Am Sauereck“ nimmt Fahrt auf

Bad Homburg (js). Es geht voran auf dem Betriebsgelände der alten Kläranlage im Ortsteil Ober-Eschbach. Die Aufgabe ist klar formuliert, aus dreckigem Wasser soll am Ende komplizierter Reinigungswege wieder sauberes Wasser werden. Noch sauberer als bisher auch schon. Nach über die Jahre modifizierten Anforderungen inzwischen auf einem vierstufigen Weg. Wieviel Millionen Euro die Stadt am Ende in den Umbau ihrer Kläranlage investieren muss, wird wohl erst Ende 2028 feststehen, dann könnte das Werk vollendet sein. „Die Arbeiten kommen gut voran, bald beginnt der nächste Schritt des Großbauprojekts“, meldet das Rathaus. Projektleiter Dirk Herrmann, gelernter Ver- und Entsorger und Abwassermeister, begleitet die Arbeiten zwischen Ostring, Eschbach und Massenheimer Weg mit zielgerichteter Sachkenntnis und Herzblut.

Der alte Faulturm, aus Kriegstrümmern errichtet, wird irgendwann fallen. Da werden sich die Ober-Eschbacher freuen, immer wieder gibt es Beschwerden wegen der Geruchsbelästigung durch die Vorgänge im Schlammstapelspeicher. Der Fortschritt der Bad Homburger Wasseraufbereitung „Am Sauereck“ hat längst begonnen, jetzt soll er weiter Fahrt aufnehmen. Auch dieser Abschnitt wird mit dem Aushub einer großen Grube einhergehen. Für weitere Becken und das neue Technikgebäude. Mit einem ziemlich großen Loch hatte das Projekt neue Kläranlage vor etwas mehr als zwei Jahren begonnen, 56 Meter lang, 47 Meter breit und acht Meter tief. Jetzt sind die „Belebungsbecken“ mit Betonmantel, aufgebaut in zwei Reinigungsstraßen mit einem Fassungsvermögen von jeweils 5500 Kubikmetern, so gut wie gebrauchsfertig. Der eine Teil bereits mit Wasser gefüllt für die Dichtigkeitsprüfungen, im Juni sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Im anderen geht es nur noch um Betonkosmetik vor dem Einlaufen des Wassers.

Bis alles so läuft, wie sich das Projektleiter Dirk Herrmann vorstellt und strikt verfolgt, werden aber noch ein paar Jahre ins Land gehen. Denn der Umbau der Kläranlage Ober-Eschbach aus dem Jahr 1948 ist wie eine Operation am offenen Herzen, er muss sozusagen im laufenden Betrieb erfolgen. Bis am Ende alle Rohrleitungen neue verlegt sind, alle Verbindungen zwischen den Stufen mechanische, biologische und chemische Reinigung stimmen. Und die neue Membrananlage, Garant für einen hohen Reinigungswert, als neues „Herzstück“ funktioniert. Rund fünf Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr müssen bei steigender Tendenz nebenbei weiter gereinigt werden.

Wie das funktioniert, kann Dirk Herrmann im Detail erklären. Von der ersten Siebstelle, in der etwa Feuchttücher ausgefiltert werden, die immer wieder in den Kreislauf gelangen, obwohl dies nicht erwünscht ist, und auch einmal eine tote Ratte auftaucht, die irgendwie ins System geraten ist, bis zum Sandfang und zur Faulschlamm-Vorklärung am Ende der mechanischen Reinigung. Ja, man müsse es auch mögen, mit dieser Materie umzugehen, sagt Herrmann, er hat Erfahrung in 13 verschiedenen Kläranlagen gesammelt. Erklärt, wie aus Fäkalien am Ende Methangas gewonnen wird, erklärt biologische Vorgänge, kennt nahezu unsichtbare „biologische Helferlein“ wie Rädertierchen und andere muntere Gesellen, die bei der mechanischen Arbeit helfen.

Die Betonbunker der Belebungsbecken, für die rund 23 000 Kubikmeter Erdaushub abgefahren wurden, sind also fertig, auf der anderen Seite des etwa vier Hektar großen Geländes die neue Lager- und Fahrzeughalle am Eschbach ebenfalls. Sie wird für Ersatzteile, Geräte und Maschinen, Unterstand für die Dienstfahrzeuge und Betriebsmittel genutzt, ist 33 mal 15 Meter groß und zehn Meter hoch. Dabei ging es um etwa 3,8 Millionen Euro Baukosten, das Dach ist bestückt mit Photovoltaikpanelen. Etwa die gleiche Summe wurde laut Zahlen vom vergangenen Jahr für die Vorarbeiten für die Belebungsbecken im Boden versenkt.

In Kürze sollen die Tiefbauarbeiten für die nächsten Gebäude und verbindenden Rohrkanäle beginnen. Dafür werden die alte Lagerhalle und ein alter Gasbehälter abgebrochen. In die ungefähr sieben Meter tiefe Baugrube kommen auch die beiden neuen Sandfänge, zwei Vorklärbecken und ein Technikgebäude. Von dort wird ein verbindender Rohrkanal zu den Belebungsbecken führen.

Ins Technikgebäude kommt neben dem betriebseigenen Labor für permanente Analyse aller Abläufe auch eine Hebeanlage, die das tägliche anfallende Abwasser von rund 60 000 Kubikmetern auf fünf Meter Höhe anhebt, damit es durch die gesamten weiteren Reinigungsprozesse im Freigefälle fließen kann. Es geht voran im neuen Klärwerk „Am Sauereck“, Projektleiter Dirk Herrmann ist im Soll.

Blick auf das eine der beiden neuen Belebungsbecken für die biologische Reinigungsstufe. Hier hat mit dem riesigen Bauloch alles angefangen, derzeit wird die Dichtigkeit des Betonbunkers im vollen Zustand geprüft. Foto: js

Projektleiter Dirk Herrmann hat alles im Blick. Im Hintergrund die Faulschlamm-Vorklärung und weitere Teile der aktuellen Kläranlage mit dem höchsten Gebäude, dem Schlamm-Silo (hinten links). Foto: js

5500 Kubikmeter Fassungsvermögen haben die beiden neuen Belebungsbecken jeweils. Im Hintergrund die neue riesige Lager- und Fahrzeughalle mit Photovoltaik-Elementen auf dem Dach (links) und das alte Personalgebäude. Foto: js

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