Fünf Künstlerinnen präsentieren ihre Kunstwerke mit „Attitüde“

Susana Infurna Buscarino malt großformatige Bilder, wie hier „Sweet November“, und kombiniert dabei viele unterschiedliche Materialien. Foto: jas

Bad Homburg (jas). Die beiden älteren Damen sind braungebrannt. Entspannt sitzen sie in ihren Stühlen am Strand, genießen den blauen Himmel, die Wärme, die Sommersonne. Jene im blauen Badeanzug liest Zeitung, ihre Begleiterin im gelben Kleid streicht sich gedankenverloren die grauen Haare hinters Ohr und lässt ihren Blick in die Ferne schweifen. Obwohl nichts weiter passiert, hält das Bild von Sabine Gieshoff die Augen des Betrachters fest. Ein kleiner alltäglicher Moment, in leuchtenden Farben auf Leinwand gebannt. In einer Welt, die von Hektik, Stress und Eile geprägt ist, schaffen die Werke der Darmstädter Künstlerin Raum für Kontemplation und persönliche Entfaltung. Und sie zeigen noch etwas: Attitüde.

Dieser Begriff ist der Titel einer Ausstellung, zu der die Gruppe „TapetenWechsel“ – fünf Künstlerinnen aus der Rhein-Main-Region – derzeit in das Kulturzentrum Englische Kirche einlädt. Nach mehreren erfolgreichen Bilderschauen, zuletzt 2024 in der Burg Kronberg, stellt das künstlerische Quintett nun erstmals in der Englischen Kirche aus.

Die Arbeiten von Ulrike Gaiser, Sabine Gieshoff, Susana Infurna Buscarino, Kathrin Lieske und Alexandra Kapogianni-Beth spannen einen faszinierenden Bogen zwischen verschiedenen Techniken, Stilen und Ausdrucksformen. Von strukturierten Oberflächen über abstrahierte Naturimpressionen bis hin zu konkreten Alltagssituationen findet sich bei den fünf Frauen eine reiche Palette an Ausdrucksmöglichkeiten. Das Thema „Attitüde“ bietet den Künstlerinnen Raum für vielfältige Interpretationen. Und jede von ihnen nähert sich dem Begriff, der eine innere Haltung, Gefühle und die Reaktion auf Dinge bezeichnet, auf ganz unterschiedliche Art und Weise – durch kraftvolle Gesten, subtile Nuancen oder fragmentarische Darstellungen. Immer wieder beleuchten die Künstlerinnen in ihren Werken die Position des menschlichen Seins in Wechselwirkung mit seiner Umgebung und der Verbindung zur Natur beziehungsweise zur eigenen Natürlichkeit.

Ulrike Gaiser, die als freischaffende Künstlerin in Oberursel lebt und arbeitet, interpretiert Attitüde als gestischen Ausdruck einer inneren Haltung: mal kraftvoll und dynamisch, mal zart und meditativ. Sie nutzt dazu nicht nur Farbe, sondern auch dreidimensionale Strukturen, die sie durch Spachtelmasse auf die Leinwand bringt. Gearbeitet wird mit Sumpfkalk, Pigmenten, Wachs, Marmormehl und Eisen. Teilweise bilden sich auf ihren Werken tiefe Risse und Spalten, die an das Aussehen ausgetrockneter Böden erinnern.

Die Leidenschaft, den menschlichen Körper zu erforschen, prägt die Arbeiten von Alexandra Kapogianni-Beth. In ihren Skulpturen aus Acrylharz oder Bronze zeigt die Mainzerin die Schönheit und Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers und fängt Bewegung und Anmut ein. Kunstwerke wie „Part of you in me“, „After the Battle“, „Orpheus“ oder „Minotaurus“ faszinieren ebenso wie ihre Bleistiftzeichnungen und die auf Büttenpapier gezeichnete Serie „Ancient Faces“.

Bei Susana Infurna Buscarino zeigt sich Attitüde in der Freiheit und Ungegenständlichkeit ihrer Malerei. Ihre großformatigen Arbeiten sind mal in gedeckten, sanften Tönen gehalten, mal sind die Farben kräftig und lebendig wie im Bild „Ein Flügelschlag bis zum Paradies“. Kathrin Lieske aus Kronberg malt Kunstwerke, die einen interessanten Kontrast zeigen: Einerseits gibt es abstrakte, intuitiv gestaltete Element, andererseits konkrete Darstellungen von Motiven. Ihre Arbeiten befassen sich mit der Sehnsucht nach Ursprünglichkeit und der Nähe zur Natur. Beste Beispiele hierfür sind die Bilder mit dem Titel „Sommerlyrik“. Zu sehen ist ein See im Hintertaunus, ein Ort voller friedlicher Schönheit, in dem eine Frau schwimmt. „‚Sommerlyrik‘ ist eine Erinnerung, ein Hoffnungsschein, den Einklang mit der Natur in uns zu entdecken“, schreibt Kathrin Lieske.

Die Ausstellung „Attitüde“ der Künstlergruppe „TapetenWechsel“ ist bis zum 6. Juli Kulturzentrum Englische Kirche, Ferdinands-platz, zu sehen. Geöffnet ist mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 18 Uhr.

Diese beiden Damen in Sabine Gieshoffs Bild genießen das Strandleben. Foto: jas

Weitere Artikelbilder



X