Mit dem Goggomobil auf weltweitem Erfolgskurs

Ein schickes Glas Goggomobil T400 Dart aus dem Jahr 1959. Foto: fch

Bad Homburg (fch). „Glas Automobile – vom Goggomobil bis zum V8“ lautet der Titel der neuen Ausstellung in der Central Garage im Niederstedter Weg. Bei einem Rundgang durch die Ausstellung erfahren die Besucher viel über die Firmengeschichte „Eine Erfolgsgeschichte aus Niederbayern“, den Firmengründer und Maschinenbauer Hans Glas (1890-1967), dessen Sohn und Ingenieur Andreas Glas (1923-1990) und Ingenieur und Konstruktionsschef Karl Dompert (1923-2013). Mit dem Firmennamen eng verbunden ist seit 1951 der Motorroller „Goggo“. Der Name geht auf den Spitznamen eines Enkels von Hans Glas zurück.

Mit dem Roller landete die Firma, die zuvor Landmaschinen produzierte, einen großen Erfolg. Der „Goggo“ war der meistgefahrene deutsche Motorroller und auch im Ausland erfolgreich. Bis 1954 wurden fast 47 000 Roller gebaut. 1955 lief das erste „Goggomobil“ im Werk in Dingolfing bei München vom Band. „Das Goggomobil war ein Viersitzer. Mit 250 Kubikzentimetern und 13,6 PS bot er nicht nur je zwei Erwachsenen und Kindern Platz, sondern konnte auch mit dem Führerschein der Klasse IV gefahren werden. Das war ein großer Vorteil in der Wirtschaftswunder-Jahren“, informiert Richard Graf vom Automuseum Central Garage.

Das Goggomobil prägte das Kapital des Unternehmens und die Firma bis zur Firmenübernahme durch BMW im Dezember 1966. Auf dem Vorläufer der IAA, der Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung (IFMA) in Frankfurt, präsentierte das Unternehmen 1956 das Goggomobil Coupé mit 250 und 300 Kubikzentimetern. Der sportlich-elegante Kleinstwagen hatte ein elektromagnetisches Vorwählgetriebe, das über einen kleinen Tipphebel am Armaturenbrett gesteuert wurde. Außer dem Goggomobil Coupé wurde auch ein Goggomobil Cabriolet gebaut, das aber nicht in Serie ging. Auf der IFMA präsentiert wurde auch der Goggomobil Kleintransporter mit zwei Schiebetüren und Heck-Ladeklappen für Handwerk und Gewerbe. Befördert werden konnten bis zu sechs Zentner. Bekannt wurde der Kleintransporter, als die Post ihn für den Paketdienst nutzte. Gefragt waren die Goggomobile nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland und in Übersee. In Australien baute Bill Buckle Modelle mit einer Kunststoffkarosserie, das Chassis, Motor und Getriebe für die Coupés, Cabrios mit dem Namen „Dart“, und einen Transporter mit dem Namen „Carryall“ lieferte die Firma Glas. Auch in Spanien gab es eine Lizenzproduktion. Auf der IAA 1958 präsentierte Andreas Glas den „Glas Isar“ mit Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor und ein Jahr später das Coupé „Isar S35“, das allerdings nicht in Serie ging. Es folgten weitere Glas-Wagenmodelle mit stärkeren Motoren in allen drei Karosserievarianten.

Die schnellen, leichten Modelle mit den starken Motoren nahmen erfolgreich an Autorennen teil. Werksfahrer Gerhard Bodmer gewann 1965 die deutsche Tourenwagenmeisterschaft. Es folgten auf der IAA 1963 eine Mittelklassen-Limousine „Glas 1500“ für fünf Personen, die 1965 bereits 85 PS Leistung hatte, und eine TS Variante mit 100 PS. Die 170 Kilometer pro Stunde schnelle Sportlimousine verfügte über eine Servobremse. Das 1300 GT-Coupé (75 PS, 170 km/h) gab es auch als Cabrio. Beide punkteten durch ihre klassische Form und das mit sechs Rundins-trumenten besetzte Armaturenbrett. Der bekannte Designer Pietro Frua hatte bereits einige Aufträge für die Glas-Werke übernommen. Er entwickelte die Glas 1700 Limousine und den Glas 1300 GT mit V8-Motor.

Die Geschichte der Firma Glas ist mit zwölf Jahren kurz, die Leistungen mit einer Modellpalette von zwölf Fahrzeugen und drei absolut unterschiedlichen Motorkonzepten und zukunftsweisenden Entwicklungen beachtlich. Nicht nur Automobilfans kommen in der Ausstellung im Museum Central Garage auf ihre Kosten. Auch an der Geschichte und Wirtschaftsgeschichte interessierte Besucher bekommen viele Informationen zu Menschen und Maschinen rund um die Marke Glas. Im Mittelpunkt stehen dabei viele Exponate. Begleitend zur Ausstellung wird der Film „Im Goggo um die Welt“ mit Marlotte und Peter Backhaus gezeigt, die mit zwei Goggo-Fahrzeugen Mitte der 1950er-Jahre um die Welt fuhren.

!Die Ausstellung im Automuseum Central Garage, Niederstedter Weg 5, ist mittwochs bis sonntags von 12 bis 16.30 Uhr geöffnet. An Feiertagen bleibt das Museum geschlossen. Es gilt derzeit die 3G-Regel.

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