Golfplatz: Geordneter Rückzug nach Kritik aus eigenen Reihen

Bad Homburg (js). Oberbürgermeister Alexander Hetjes hat nach heftigem Gegenwind fast aller Fraktionen im Stadtparlament eine Vorlage zurückgezogen, die einen Bebauungsplan „Golfplatz Bad Homburg vor der Höhe“ auf den Weg bringen sollte. Offizielle Begründung: Es gebe „verwaltungsintern noch weiteren Beratungsbedarf“. Zurückgestellt wird ein brisantes Thema, denn in einem neuen B-Plan würde es um die Festschreibung von möglichen Erweiterungsflächen für die Golfer gehen. Davon wären mit Sicherheit auch Teile des Stadtwalds betroffen.

Die rund 900 Mitglieder sind stolz, im einzigen deutschen Golf-Club aktiv zu sein, der sich seit 2013 „Royal Homburger Golf Club“ (HGC) nennen darf. Seit 1899 wird in der Kurstadt das Golfspiel gepflegt, zumindest auf dem kleinen „Old Course“ im Kurpark kann man sich königliches Ambiente beim Blick zurück im Zeitfenster vorstellen. Der Hauptplatz des HGC an den Röderwiesen in Dornholzhausen strahlt in diesen herbstlich angehauchten Frühlingstagen wenig royales Flair aus. Bei der Anfahrt nicht und auch nicht auf dem Gelände, das sich hoch zum Herzberg zieht. Mehr Weite wäre dazu nötig, auch längere Bahnen, um höheren Anforderungen an einen international konkurrenzfähigen 18-Loch-Kurs gerecht zu werden. Kein gutes „Zukunftsszenario“ stelle der gültige Bebauungsplan für das Gelände dar, findet OB Hetjes und sagt dem königlichen Golf Club Unterstützung der Stadt zu, um eine „tragfähige Lösung für die Zukunft“ zu finden.

Zu schnell vorgeprescht

Mit seinem Vorschlag zur „konstruktiven Unterstützung“ des Vereins ist der OB nun wohl zu weit und zu schnell vorgeprescht. Selbst in den eigenen engen CDU-Reihen ist dem Vernehmen nach Kritik laut geworden, die Hetjes ein paar Tage vor der Präsentation der Vorlage im Magistrat nicht gehört haben will. Ein „striktes Nein“ meldete der Koalitionspartner SPD zu jeglicher Erweiterung des Golfplatzes auf Kosten des Stadtwalds. „Das wäre nicht zu akzeptieren“, heißt es bei der BLB, der stets angriffsbereite FDP-Fraktionschef Wolfgang Hof sprach von „einem Wahnsinn“, die Grünen reihten sich erwartungsgemäß bei den scharfen Kritikern ein. Als der Magistrat für ein Verschieben der Vorlage mit dem Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan votierte, war Hetjes nicht dabei, zwei Tage später trat er den geordneten Rückzug an. Unbestritten ist, dass der HGC ein erfolgreicher Club mit hervorragender Jugendarbeit ist, Hetjes nennt ihn einen „wichtigen Teil der Stadtgesellschaft“. Unbestritten ist auch, dass der älteste Golf Club Deutschlands Erweiterungsmöglichkeiten braucht, um seinen Platz attraktiv zu halten oder gar konkurrenzfähig so umzugestalten, dass ihm die Jugend nicht wegläuft zu anderen besser aufgestellten Vereinen. Dass er in diesem Sinne eine neue Driving Range zum Üben der Abschläge und ein Chipping Green für Trainingszwecke braucht. Ein „Rotes Tuch“ aber für die Skeptiker ist ein Passus im nun verhinderten Aufstellungsbeschluss, in dem von 4,4 Hektar Stadtwald die Rede ist, die dafür möglicherweise vielleicht in absehbarer Zukunft fallen könnten. Da wollten auch die Koalitionspartner der CDU nicht mithalten.

Kein finaler Abpfiff

Weil das Thema eine „ungute Eigendynamik“ (Hetjes) angenommen hat, nun also der Rückzug. Für den Oberbürgermeister kein finaler Abpfiff. Er steht zu seiner Aussage, dass sich der HGC wie jeder andere Verein auf die Unterstützung der Stadt verlassen könne, in diesem Fall bei der Schaffung eines auf die Zukunft ausgerichteten Planungsrechts. Eine „Neiddebatte“ sei nicht angebracht, auch alle anderen Vereine bekämen Flächen von der Stadt zur Verfügung gestellt und würden mit Zuschüssen bei ihren Investitionskosten bedacht. Eine B-Plan-Änderung müsste die Stadt bezahlen, der Golf Club Veränderungen am Platz. Dass es ein „schwieriges Verfahren“ wird, räumt auch Hetjes ein.

Nun also langfristig ein Golfplatz-Entwicklungsplan nach dem Muster des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK 2030), das mit viel Bürgerbeteiligung inszeniert wurde. Möglichst bald, so der Oberbürgermeister, sollen alle Beteiligten an einem Tisch zusammenkommen und über eine mögliche Zukunft des Royal Homburger Golf Clubs beraten. Stadtverwaltung und Naturschutzbehörden, Forst und Vertreter des HGC müssten ihre Standpunkte untereinander klären und Lösungsmöglichkeiten formulieren. Schließlich pflege der Verein auch ein „historisches Erbe“ und sei mit seinem Platz bei der Ansiedlung von potenten Unternehmen vor allem aus Asien und den USA ein wichtiges „Standortargument“.

Die Golfer müssen warten: Oberbürgermeister Alexander Hetjes hat eine Vorlage zurückgezogen, die einen Bebauungsplan „Golfplatz Bad Homburg vor der Höhe“ auf den Weg bringen sollte. Foto: Streicher



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