Bad Homburg (fch). Kleingärten liegen wieder im Trend. Und so können die 606 Mitglieder des Kleingartenbauvereins Bad Homburg im Jubiläumsjahr optimistisch in die Zukunft blicken. Vermehrt bewerben sich junge Leute und Familien um einen der 508 Gärten in den neun Anlagen im Stadtgebiet.
Zwei Gärten bewirtschaften 19 und 26 Jahre junge Mitglieder. 72 Gärten werden von zwischen 27 bis 40 Jahre alten Naturliebhabern liebevoll gepflegt. Naturerfahrung und Gartenleben schätzen in 243 Gärten begeisterte Freizeitgärtner, die zwischen 41 und 60 Jahre jung sind. Und 289 Gärten werden von erfahrenen Senioren zwischen 61 und 99 Jahren gepflegt und bewirtschaftet. Die Pächter kommen aus 16 Nationen. Sie alle vereint die Freude am Bewirtschaften ihrer grünen Scholle, der sinnvollen Bewegung in freier Natur, Anbau, Ernte und Naturerfahrung. Zugleich sind Kleingärten Orte der sozialen Begegnung und Geselligkeit über alle kulturellen Unterschiede hinweg.
Im Bürgerhaus Kirdorf stieg die große Festveranstaltung mit Gesang, Musik, Tanz, Reden, Grußworten, Tombola, Tanzvorführungen und Zauberkünsten. Die Vorsitzende Helga Frank warf in ihrer Festrede einen Blick zurück auf die Anfänge und die Geschichte des Jubilars, der am 22. Juli 1919 das Licht der Welt erblickte. Gegründet haben den Kleingartenbauverein Bad Homburg fünf Bürger mit dem Ziel, etwas aktiv gegen den Hunger und die bittere Not nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zu unternehmen. Mit großem Einsatz verwandelten sie den ehemaligen Truppenübungsplatz „Kasernenäcker“ in fruchtbare Felder, auf denen vor allem Kartoffeln, aber auch andere Früchte angebaut wurden. Immer wieder mussten die Kleingärtner ihre grünen Paradiese ab der Gründung bis heute gegen die Begehrlichkeiten von Bauherren verteidigen. Zum Glück der Pächter hat die Stadt die insgesamt 200 000 Qua-dratmeter große Fläche der neun Anlagen im Bebauungsplan als „Dauerkleingärten“ aufgenommen und damit gesichert. In Zeiten des Klimawandels eine richtige Entscheidung, denn Kleingärten sind Teil des öffentlichen Grüns und wirken sich als grüne Lungen positiv auf das Stadtklima aus. „Wir sind bestrebt, unseren Beitrag zur Champagnerluft von Bad Homburg zu leisten. Wir pflanzen neue Bäume auf den Freiflächen unserer Anlagen und legen Blühstreifen an. Wir tun so etwas aktiv für eine gesundheitsfördernde Stadtentwicklung“, rief Helga Frank Oberbürgermeister Alexander Hetjes zu.
Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Bild der Parzellen grundlegend gewandelt. Stand in den Zeiten von Hunger und Not nach zwei Weltkriegen der Beitrag zur Ernährung der Familie mit Produkten aus dem Garten im Mittelpunkt des Interesses, so sind es heute die Bewegung an der frischen Luft, die Gewinnung von frischem Obst und Gemüse ohne Chemie sowie die Vermittlung des großen Glücks vom Gärtnern im Schrebergarten an Kinder und Enkel. Aus den Nutz-Gärten wurden überwiegend Freizeitgärten. Grillplätze, Gartenlauben und Vereinsheime sind ideale Treffpunkte. Hochbeete sind vor allem bei den Senioren unter den Pächtern beliebt. Mit Blühstreifen in den Anlagen soll die Artenvielfalt erhalten und erhöht werden.
Bananen, Kiwis, Palmen
Der Kleingartenbauverein ist Mitglied der Initiative „Bad Homburg wird Bienen freundliche Stadt“. In den Gärten gedeihen außer Blumen, Gemüse- und Obstklassikern zunehmend auch exotische Bananenstauden, Kiwis, Palmen und Bambus. Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens planen die Kleingärtner für das zweite Novemberwochenende eine zukunftsweisende wie nachhaltige Aktion. „Kinder der Pächter pflanzen neue Bäume und übernehmen für diese Pflege und Patenschaft“, kündigt Vorsitzende Frank an. Die Kinder erhalten vom Vorstand Urkunden und sind für ihre Bäumchen verantwortlich.
Aktiv sind die Kleingärtner auch gegen die Vereinsamung vieler Bürger. Dazu riefen sie das Projekt „Generationsgarten“ ins Leben und bieten älteren Menschen und Menschen mit Behinderung in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen „Verein für psychosoziale Hilfe Taunus“ Möglichkeiten, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.