Heizungen drosseln, Licht dimmen, Winter ohne Eisbahn

Bad Homburg (a.ber). Zu einer großen gemeinsamen Anstrengung im Hinblick auf Maßnahmen zur Energie-Einsparung angesichts der akuten Energie- und Gasmangellage rufen Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak die Bürger Bad Homburgs auf. Auf einer Pressekonferenz stellten die verantwortlichen Stadtpolitiker klar: Der Stadtkonzern selbst mit der Stadtverwaltung und der Kur-und Kongress-GmbH, den Stadtwerken und dem Betriebshof werde dabei beispielhaft vorangehen. So werden ab sofort unter anderem in allen städtischen Gebäuden und Einrichtungen – außer den Kindertagesstätten – Raumtemperaturen gesenkt, stromfressende Elektrogeräte abgeschaltet, die Außenbeleuchtung von Denkmälern und Gebäuden im Stadtgebiet wird ausgesetzt und der Badebetrieb im Seedammbad stark eingeschränkt.

Da nun auch die Straßenbeleuchtung abends und nachts reduziert wird, machte Lucia Lewalter-Schoor, Stadträtin und Dezernentin für Öffentliche Ordnung, darauf aufmerksam, dass in den Herbst- und Wintermonaten deshalb verstärkt auf die Sicherheitslage in der Stadt geachtet werde.

Unter Federführung des Nachhaltigkeitsdezernenten Jedynak hat der städtische Energiekrisenstab drastische Maßnahmen beschlossen, um den derzeitigen Vorgaben der Bundesregierung zum Energiesparen zu entsprechen und weitere eigene Initiativen zu ergreifen. Zudem kündigte Jedynak für Oktober eine große Informationsveranstaltung der Stadtwerke für die Bürger zum Thema Energieeinsparung im privaten Haushalt an. „Wir haben im Herbst und Winter eine Energie- und Gasmangellage. In dieser Krise wollen wir die Bad Homburger Bevölkerung bestmöglich mit Informationen versorgen“, sagte Hetjes. Bei den Einsparungen gehe es um den Verbrauch an Energie, dabei könne auf kommunaler Ebene ein „Lern-Effekt für uns alle“ durchaus positive Wirkung zeigen. „Doch am meisten Sorgen machen mir die enormen Preissteigerungen für Energie an sich. Wie sollen die Menschen im nächsten Jahr noch ihre Gasrechnungen bezahlen? Und bei diesem Problem Kostenexplosion, da kommt bisher vom Bund nichts, was den Bürgern wirklich nachhaltig hilft“, so Hetjes.

Die Energiespar-Maßnahmen auf städtischer Ebene betreffen ab sofort folgende Bereiche:

Die Beleuchtung von Denkmälern und Gebäuden ist ausgesetzt (u. a. Weißer Turm, Kirchen, Kaiser-Wilhelms-Bad, Skulpturen im Stadtgebiet, Herzbergturm). Ausnahme ist aus Sicherheitsgründen die Außenbeleuchtung der Spielbank, sie wird aber reduziert. Städtereklame und vermietete Werbetafeln werden abgeschaltet. Die Beleuchtungsstärke der Straßenlaternen wird ab 20 Uhr abgesenkt. Falls Bürger im Stadtgebiet noch öffentliche Gebäude sehen sollten, die beleuchtet sind, oder nicht gedimmte Straßenlaternen, bittet die Stadt um Meldung über den Mängelmelder oder unter Telefon 06172-1006614 (Angela Bajorat) oder per E-Mail an angela.bajorat[at]bad-homburg[dot]de.

Das Seedammbad geht in einen reduzierten Badebetrieb: Ab sofort sind alle Außenbecken geschlossen, Abenteuerbecken und Sauna ebenfalls; das Hallenbad mit 25-Meter-Becken und Nichtschwimmerbecken bleibt geöffnet; der reguläre Schwimmbetrieb für die Schulen und Kinder wird aufrechterhalten. „Es ist uns wichtig, das Schulschwimmen weiter zu ermöglichen, auch unter dem Aspekt des langen Ausfalls von Schwimmunterricht durch die Coronapandemie“, so Jedynak. „Die teilweise Schließung des Seedammbads ist in dieser Lage alternativlos, das Bad ist der größte Energiefresser aller städtischen Liegenschaften. Die Einsparung an Gas durch diese Maßnahme liegt bei etwa 3,3 Millionen Kilowatt – zum Vergleich: ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht jährlich 20 000 Kilowatt. Und an Strom sparen wir so 631 000 Kilowatt“, erklärte Jedynak.

In den städtischen Gebäuden wird künftig auch gespart: Büroräume werden auf maximal 19 Grad Celsius temperiert (bei Abwesenheit der Mitarbeiter 16 Grad), Nebenräume und Flure werden nicht geheizt. Die Temperatur in Sporthallen soll 15 Grad Celsius betragen. In allen Vereinshäusern, Kitas, Sportanlagen und Kultureinrichtungen werden Kühlschränke reduziert und alte Kühlschränke entsorgt. Die Betriebszeiten aller Heizungsanlagen werden dem Bedarf angepasst, außerdem Boiler und Durchlauferhitzer nicht mehr zur Warmwasserbereitung genutzt (außer bei Hygiene). Raumlufttechnische Anlagen und Klima-Kälte-Anlagen werden abgeschaltet (bis auf sicherheitstechnisch erforderliche). Auch auf dem Betriebshof gibt es starke Reduzierungen, unter anderem werden die Werkstatttemperaturen auf 14 Grad Celsius abgesenkt, das Büro der Gärtnerei an der Augustaallee wird in den Wintermonaten geschlossen, und die Heizungen in den Trauerhallen bei Trauerfeiern auf maximal 15 Grad Celsius eingestellt.

Die Feuerwehr-Fahrzeughallen werden nur noch auf 15 Grad Celsius aufgeheizt, alle Getränke- und Kaffeeautomaten im Bereich der Freiwilligen Feuerwehr abgeschaltet und die Einsatzverpflegung der Feuerwehr auf Trockenkonserven umgestellt; auch die Beleuchtung der Feuerwehrhäuser insgesamt und der Warmwasserverbrauch werden reduziert. Die Einsparmaßnahmen betreffen auch die Kur- und Kongress-GmbH, die Klinik Dr. Baumstark sowie den Bahnhof Bad Homburg: Unter anderem werden Kühlungen, Klimaanlagen und statische Heizflächen sowie Therapiebecken außer Betrieb genommen, die Schwimmbecken-Temperatur auf 26 Grad Celsius abgesenkt, und es gibt eine Reduzierung der Ausleuchtung von öffentlichen Flächen und Fluren sowie der Innen- und Außenbeleuchtung und der Parkhaus-Beleuchtung. „Leider ist nach aktuellem Stand auch die Eisbahn am Kaiser-Wilhelms-Bad im kommenden Winter gestrichen, da halten wir uns an den Beschluss des Hessischen Städtetags zur Betreibung von Eisbahnen in der Energie-Mangellage“, so Hetjes.

Stadträtin Lewalter-Schoor, auch zuständig für Soziales, erläuterte das Konzept für die Kindergärten: „Hier wird in den Kita-Gruppenräumen sowie auch im Krippenbereich die Raumtemperatur keinesfalls gesenkt, jedoch nach 17 Uhr in den Gruppenräumen der Kitas abgesenkt. Mit den Kindern wird künftig im Morgenkreis auch darüber gesprochen werden: Was können wir tun, um Energie zu sparen? Uns wärmer anziehen, viel zu Fuß gehen und uns bewegen? Das Licht ausmachen, wenn wir den Raum verlassen und die Spülmaschine nur mit voller Ladung laufen lassen? Wir hoffen, dass diese Gespräche dann auch in die Familien weitergetragen werden“, so Lucia Lewalter-Schoor. Die Kommunalpolitiker haben mit dem Hessischen Städtetag auch abgesprochen, dass über ein Ja oder Nein zur Weihnachtsbeleuchtung in den Städten spontan entschieden werden soll. „Der Weihnachtsmarkt in Bad Homburg findet auf jeden Fall statt“, betonte OB Hetjes.



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