Mit Herz für die Sorgen, Nöte und Freuden der Bewohner

Eine Heimleiterin mit großem Engagement und viel Empathie: Monika Höfer, die seit 2007 das Senioren- und Pflegeheim der Mathilde-Zimmer-Stiftung am Weinbergsweg leitete, geht in den Ruhestand. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). „Ich mag Leute nicht, die jeden Satz mit ‚Ich‘ anfangen“, sagt Monika Höfer und fängt unmittelbar an zu lachen. Dass die Leiterin des Bad Homburger Senioren- und Pflegeheims der Mathilde-Zimmer-Stiftung in den vergangenen 15 Jahren ganz andere als sich selbst in den Mittelpunkt gestellt hat, wissen ihre 100 Mitarbeiter ebenso wie die vielen Senioren, die ihren Lebensabend im Tatjana-Gerdes-Haus am Weinbergsweg erleben. Die mit viel Empathie gesegnete Heimleiterin, die stets ein offenes Ohr und Herz für die Sorgen, Nöte und Freuden der ihr anvertrauten Heimbewohner und des Personals hatte, geht am 30. November in den Ruhestand – und so recht mag sich das noch keiner dort vorstellen. Denn Herausforderungen konnte Monika Höfer meistern – das zeigte zuletzt auch ihr Management-Geschick in der Corona-Krise, mit dem sie Heimbewohner und Mitarbeiter beieinander hielt und mit ihnen gemeinsam die täglichen Anstrengungen und Zumutungen durchstand.

So hatte die 1956 geborene Monika Höfer, die als ausgebildete Krankenschwester lange Jahre im Dienst kranker Menschen tätig war und nach einer Zusatzausbildung zur Pflegeleiterin einen ambulanten Pflegedienst in Alsfeld geleitet hatte, sich ganz spontan noch während ihrer Heimleiter-Ausbildung in einem Kasseler Senioren- und Pflegeheim der evangelischen Mathilde-Zimmer-Stiftung im Alter von 50 Jahren entschlossen, die Leitung des Bad Homburger Hauses zu übernehmen. Der Leiter der in Berlin ansässigen Stiftung, die dem Diakonischen Werk der EKD angehört, habe ihr 2007 die Stelle anvertraut – „ich hatte bis dahin nichts mit stationärer Pflege alter Menschen zu tun, aber es war eine Herausforderung für mich“, sagt Monika Höfer rückblickend. Dienstzeiten des Personals, die sich überschnitten, mangelhafte Hygiene durch schlechtes Reinigungspersonal, unsensibler Umgang mit den Bewohnern: Mit der Situation, die sie in dem seit 1972 in Bad Homburg existierenden Alten- und Pflegeheim mit 160 Betten vorfand, gab sich die neue Leiterin nicht zufrieden.

Am meisten habe sie gestört, dass das Pflegepersonal bestimmte, wann kranke Heimbewohner morgens geweckt und wann ihnen das Frühstück vorgesetzt wurde – „wir können doch nicht einfach über das Leben der alten Menschen bestimmen“, meinte sie. Die Neuerungen im Umgang, neue Dienstpläne und Hygieneschulungen für Reinigungspersonal, „es war ein Riesenbrocken zu bewältigen, und manche machten den Aufstand oder kündigten“. Als Glück bezeichnet es Monika Höfer, dass ein Jahr nach ihrem Dienstantritt in Bad Homburg die junge Pflegedienstleiterin Kornelia Fichna im Tatjana-Gerdes-Haus anfing: „Wir sind bis heute ein eingespieltes Team!“ Kornelia Fichna wird ab 1. Dezember nun die Heimleitung übernehmen.

Der energische und gleichzeitig einfühlsame Umgangsstil Monika Höfers mit Personal und Bewohnern schaffte Vertrauen. Ein großer Stamm von Mitarbeitern ist seit mehr als 30 Jahren dabei: „Wir haben uns positive Rituale geschaffen, trinken gemeinsam Kaffee, haben Spaß und lachen viel“, charakterisiert die scheidende Heimleiterin den Alltag im Mathilde-Zimmer-Stift. Oft setzte sich Monika Höfer zu den Senioren auf die schöne Gartenterrasse am Kurpark, in die Lobby oder auch mal an ein Pflegebett und unterhielt sich; die alten Menschen kamen bei Problemen mit Finanzen und Verträgen zu ihr ins Büro und vertrauten ihr auch sonst vieles an. Sommer- und Weihnachtsfeste wurden mit allen gemeinsam organisiert, den alle zwei Wochen stattfindenden evangelischen Gottesdienst für die Heimbewohner durch den Gonzenheimer Pfarrer begrüßte sie ebenso wie Begegnungen mit den Angehörigen der Senioren. „Wir haben alle Anteil an dem guten Ruf unseres Hauses. Da fragen selbst Landtagsabgeordnete an, ob sie im Alter hier einen Platz bekommen können“, schmunzelt Höfer.

Dass die Zeit seit Frühjahr 2020 mit der Corona-Gefahr für die Senioren ihr große Verantwortung aufgebürdet hat und ihr vor allem die Personal-Situation Sorge bereitete, bestreitet die erfahrene Heimleiterin nicht. Da heiße es oft Jonglieren, wenn Mitarbeiter krank seien – und ungeimpftes Personal zur Impfung zu zwingen oder einfach gehen zu lassen, wie es politische Entscheidungen derzeit nahelegten, sei keine Option. „Das ist gerade ein Ritt auf der Rasierklinge für die Heimleitungen.“ Und mit mancher Entscheidung zum Schutz der Bewohner ziehe man auch den Unmut von Angehörigen auf sich.

Mit dem Eintritt in den Ruhestand Ende November werde ihr nun auch eine Last von den Schultern genommen, sagt Monika Höfer. Eine Abschiedsfeier für sie wird es wegen der Pandemie-Lage erst später geben. „Aber mein größtes Geschenk ist, dass ich Zeit zurückgeschenkt bekomme“ – Zeit, die Monika Höfer für Reisen mit ihrem Mann, Treffen mit Freunden, Nordic Walking und Klavierstunden nutzen wird.

Ihr Engagement für Menschen möchte sie aber keinesfalls ganz aufgeben: Durch ihre lange Erfahrung geschult, will Monika Höfer in Zukunft auch in ihrer Heimat bei Schwalmstadt als ehrenamtliche Betreuerin für Heimbewohner tätig sein.



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