Bad Homburg (fch/jas). Der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin entfesselte, völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen die Ukraine macht fassungslos. In der Ukraine leben rund 44 Millionen Menschen, deren Leben sich nach dem russischen Angriff dramatisch verändert hat. Viele haben Angst. Sie flüchten mit ihren Familien vor Bomben, Raketen, Drohnen und Gewalt. Andere bleiben, wollen für ihr Land und dessen Zukunft kämpfen. Geschockt und entsetzt zeigen sich die Partnerschaftsvereine und die Stadt Bad Homburg angesichts der dramatischen Situation.
Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hat große Betroffenheit ausgelöst. Die Stadt, der Städtepartnerschaftsverein und die Deutsch-Russische Brücke Bad Homburg verurteilen den Einmarsch russischer Truppen auf ukrainisches Territorium einhellig als einen schwerwiegenden Bruch des Völkerrechts. „Wir sind solidarisch mit den Menschen in der Ukraine. Unschuldige Menschen werden getötet oder schwer traumatisiert. Wir sind entsetzt und sprachlos darüber“, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung.
„In diesen Zeiten denken wir auch an unsere russischen Freunde in Peterhof. Wir kennen viele, die wie wir denken und die hoffen, dass dieser Albtraum bald vorüber ist“, sagt die Ehrenvorsitzende der Deutsch-Russischen Brücke, Irina Gerybadze-Haesen. Gerade deshalb wollen die Stadtverwaltung, der Städtepartnerschaftsverein und die Deutsch-Russische Brücke den Kontakt zu den Partnern in Peterhof nicht abreißen lassen. Die städtischen Akteure wollen sich weiterhin und besonders jetzt bemühen, den Dialog und den Austausch mit den Freunden in Peterhof fortzuführen. Seit 1994 ist die Stadt in Nord- westrussland offizielle Partnerstadt Bad Homburgs.
„Es ist alles noch sehr ,frisch’, und alle sind irgendwie im Schockzustand. Daher haben wir bisher kaum Kontakt zur russischen Seite aufnehmen können. Ich habe zwei Stimmen gehört, die wie wir entsetzt sind“, sagt Heike Wehner, Vorsitzende der Deutsch-Russischen Brücke. Falls Flüchtlinge aus der Ukraine nach Bad Homburg kommen, könnten die Vereinsmitglieder mit ihren Russischkenntnissen helfen. „Wir sind solidarisch mit den Menschen in der Ukraine. Unschuldige Menschen werden getötet oder schwer traumatisiert. Wir sind entsetzt und sprachlos darüber“, teilt Heike Wehner mit. „Wir möchten, dass die Menschen in Deutschland, Russland und in der Ukraine in Frieden leben können. Dafür setzen wir uns ein.“
Russische Fahne bleibt
„Es wird zu Recht immer wieder darauf hingewiesen, dass wir es mit einem Krieg von Wladimir Putin gegen die Ukraine zu tun haben, nicht mit einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem russischen und dem ukrainischen Volk“, betont Oberbürgermeister Alexander Hetjes für den Magistrat der Stadt.
Hetjes ist sich daher mit den Akteuren der Deutsch-Russischen Brücke und dem Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins, Peter Braun, darüber einig, die russische Fahne am Europakreisel nicht einzuholen. Hetjes: „Die Fahnen am Europakreisel sind Symbol für unsere freundschaftlichen Beziehungen zu unseren Partnerstädten, nicht für die jeweiligen Nationen.“ Er erinnert daran, dass es auch in Russland viele Demonstrationen gebe und sich mutige Bürger gegen den von Putin entfesselten Wahnsinn stellen würden. Als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine werden zurzeit bereits das Kurhaus und der Bahnhof in Bad Homburg in den Farben der ukrainischen Landesflagge angeleuchtet. Auch die „Walking Woman“ des britischen Bildhauers Sean Henry signalisiert Unterstützung. Zudem hat Oberbürgermeister Hetjes am Montag gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak und Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor vor dem Rathaus die Landesfahne der Ukraine gehisst.
„In der Vergangenheit wurden Brücken aufgebaut, unter anderem auch nach Peterhof gebaut, und diese sinnbildliche Brücken müssen erhalten bleiben“, ergänzt der Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, Peter Braun. Denn Städtepartnerschaften seien eine Basis für die Völkerverständigung unter den Bürgern.
In einer Pressemitteilung äußert sich Helmut Egler vom „Verein zur Förderung der Oberurseler Städtepartnerschaften“ (VFOS). Seit 2004 ist Lomonossow in Nordwestrussland Partnerstadt von Oberursel. Egler sagt: „Der VFOS verurteilt scharf den Einmarsch der russischen Armee in die unabhängige Ukraine.“ Der Vorstand des Vereins habe mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen müssen, dass nach über 75 Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder Krieg in Europa herrscht. „Das ist furchtbar, wenn man an die vielen Menschen denkt, die nun ihr Hab und Gut und ihre Heimat verlieren und auf beiden Seiten in großer Zahl ihr Leben lassen werden. Der Verein erklärt sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine. Dies steht nicht im Gegensatz zur Partnerschaft mit unseren Freunden in Lomonossow.“
Er betont, dass „eine Städtepartnerschaft sich dadurch auszeichnet, dass sie nicht auf politischer, sondern auf zwischenmenschlicher Ebene gegründet ist. Gerade deshalb wollen wir unseren Kontakt zu unseren Partnern in Lomonossow nicht abreißen lassen.“
Spenden für die Menschen in der Ukraine werden derzeit an vielen verschiedenen Stellen im Hochtaunuskreis gesammelt. So haben zum Beispiel Mitarbeiter der Hochtaunus-Kliniken und des Impfzentrums, Am Grünen Weg 1, eine Spendenaktion gestartet. Sachspenden werden an die ukrainische Grenze gefahren und dort verteilt. Dringend benötigt werden aktuell Medikamente aller Art (mit Beipackzettel), außerdem Winterkleidung, Windeln, Feuchttücher, Damenhygieneartikel, Lebensmittel für Kinder, Spielsachen, Decken und Schlafsäcke, Thermoskannen, Seife sowie Zahnpasta. Die Spenden können in den nächsten Tagen von 8 bis 20 Uhr am Eingang des Impfzentrums abgegeben werden.
Gesammelt wird auch im „Livipur“-Kinderladen, Hessenring 82, und zwar am Donnerstag, 3. März, bis 18 Uhr. Die Organisatorinnen bitten vor allem Apotheker, Ärzte und Privatpersonen, die Aktion zu unterstützen. Gesammelt werden Medikamente (Paracetamol, Ibuprofen), medizinisches Verbrauchs- und Verbandsmaterial, isolierende Wärmedecken, Schlafsäcke und Isomatten, Windeln, Feuchttücher und Baby-Nahrung.