„Die Hoffnung flüstert manchmal nur in uns“

Hoffnung haben – darum geht es im ökumenischen Stadtgottesdienst anlässlich des Bad Homburger Sommers, den evangelische und katholische Geistliche gemeinsam mit der St.-Johannes-Band an der Konzertmuschel im Kurpark gestalten. Foto: Bergner

Bad Homburg (a.ber). Auch wenn die Hoffnung in uns Menschen manchmal nur flüstert, haben wir doch eine Hoffnung, die stärker ist als Krankheit, Resignation und Tod: Diese christliche Botschaft ging vom ökumenischen Stadtgottesdienst im Rahmen des Bad Homburger Sommers aus, den katholische und evangelische Gemeinden mit mehr als 100 Gottesdienstbesuchern an der Konzertmuschel im Kurpark feierten. Musikalisch begleitet von der St.-Johannes-Band, kam in Lobpreis, Gebeten und Predigt das Thema „Hoffnungsvoll“ zur Sprache.

Die Geschichte der Heilung des Gelähmten aus dem Markus-Evangelium Kapitel 2 Verse 1-12 stand im Mittelpunkt einer nachdenklichen Open-Air-Stunde: Vier Männer lassen sich nicht abhalten, ihren gelähmten Freund zu Jesus zu bringen, der ihren großen Glauben sieht und den Gelähmten heilt. „Große Zahlen können Hoffnungen zerstören“ – sei es im Zusammenhang mit der Menschenmenge, die in der biblischen Geschichte die vier Freunde in ihrer Hoffnungs-Mission behindern will, sei es in Bezug auf Flüchtlingsströme, meterhohe Flutwellen oder hohe Corona-Zahlen, so Pastor Harald Kufner von der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde der Baptisten in seinem Predigt-Impuls. „Doch die vier Freunde des Gelähmten lassen nicht locker, sie überwinden Hindernisse.“

Pastoralreferentin Sylvia Lins von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien stellte die Frage, woher eigentlich Hoffnung komme. „Die Hoffnung flüstert manchmal nur in uns, wir haben nur Kraft für einen einzigen weiteren Schritt, aber so, Schritt für Schritt, können wir herausfinden aus Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit. Du bist ein Kind Gottes, lass dich führen.“ Pfarrer Rüdiger Guckelsberger von St. Marien nannte die Geschichte aus Markus 2 eine „starke Geschichte von vier Hoffnungsträgern im wahrsten Sinne des Wortes: Sie stecken ihre gesamte Energie in die Hoffnung auf Heilung des einen Menschen. Es braucht Menschen, die sich einsetzen für andere, die keine Kraft mehr haben.“ Pfarrer Guckelsberger wies auf die gegenseitige Ermutigung und Stärkung im Glauben der Hoffnungsträger füreinander hin.

Den Aspekt des Gelähmten selbst, „der sich den Trägern überlässt und so gelassen vor Gott liegt“, trug Pastor Horst Weinmann von der Evangelisch landeskirchlichen Gemeinschaft Bad Homburg bei. „Was ist mit Menschen, die innerlich verletzt sind, von Schuld niedergedrückt oder die Sehnsüchte haben? Und deren Leiden wir Mitmenschen nicht sehen? Gott sagt Ja zu uns, und Heil-Sein vor Gott ist wichtiger als nur gesund zu sein“, so Weinmann, der darauf hinwies, dass wir oft „mit unserem Egoismus auf uns gekrümmt bleiben und die Beziehung zu Gott nicht suchen“. Der Zuspruch „Kopf hoch! Wird schon!“, den Hoffnungslose von anderen Menschen hören, helfe oft nicht weiter, sagte Pfarrer Andreas Hannemann von der evangelischen Erlöserkirchen-Gemeinde. „Das Geheimnis des christlichen Glaubens ist es, Gott die eigene Hoffnungslosigkeit zu gestehen und vor die Füße zu werfen.“ Gebete um neue Hoffnung und Heilung zu sprechen, dazu seien neben Mitchristen auch die Pfarrer in Bad Homburg da – „und wir sind nur einen Anruf weit entfernt“, so Hannemann.

Mit Fürbitten, Liedern der St.-Johannes-Band unter Leitung von Stefan Hennig zum Mitsingen ging der ökumenische Stadtgottesdienst zu Ende; die Kollekte war für Hilfsprojekte von Caritas und Evangelischer Diakonie für die Opfer der aktuellen Flutkatastrophe bestimmt.



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