Holzskulpturen mit Bronze-Mantel

Das Bronze-Fragment von Dietrich Klinge auf markantem Grund. Foto: Staffel

Bad Homburg (ks). „Meine Skulpturen behaupten sich, auch wenn sie auf einer Müllhalde stünden“, sagt der Künstler Dietrich Klinge selbstbewusst, und man kann ihm nur zustimmen. Auch wenn seine Plastiken im biologischen Sinn nicht „vollständig“ sind, Gliedmaße fehlen, ist ihnen etwa „Wesenhaftes“ eigen. Dem kann man sich nicht so leicht entziehen.

Dietrich Klinge ist nicht zum ersten Mal in dieser Stadt und nicht zum ersten Mal bei Christian Scheffel zu sehen. Er war bei „Blickachsen“ und in Ausstellungen der Galerie präsent, darunter 2018 zum ersten Mal „im Tempel“, den Jakobshallen, wo die großen Plastiken einen im Wortsinn „großartigen“ Eindruck hinterlassen haben.

Seiner neuen Ausstellung mit Skulpturen und Grafiken in der Galerie in der Ferdinandstraße gab Dietrich Klinge den Titel „Du und ich“, und er meint damit mehr als die Kommunikation zwischen zwei Menschen. Das „Du“ ist allumfassend an alles gerichtet, womit die Menschen im Leben auf dieser Erde zu tun haben. Das schließt die spirituelle Welt mit ein, in der die Menschen nach Antworten auf die Frage nach dem „Warum“ ihrer Exisenz suchen. „Meine Arbeiten sind nicht mehr ganz so rauh, nicht mehr ganz so kraftvoll wie früher, sind filigraner geworden“, sagt Klinge. Das Brüchige, Verletzliche und Morbide des ursprüglichen Werkstücks Holz bleibt dabei erhalten. Es ist „eine neue Phase“ auf seinem Leben durch die Kunst, in der es Dietrich Klinge immer nur um den Menschen und seine Kommunikation mit der Welt und ihren Escheinungen geht. Darin haben auch die alten Göttinnen und Götter ihren Platz. Der Künstler sieht sich in der langen Reihe der Menschen, die vor uns gelebt und ihre Sicht auf die Welt dargestellt haben: „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden.“ Er hat Respekt vor solchen „Vorgängern“ und sammelt Beispiele alter Werke, die er in seiner eigenen Galerie bei Dinkelsbühl zusammen mit seinen eigenen zeigt: „Eine Konfrontation verschiedener Kulturen und ihrer Zeugnissen mit dem Heute.“

Dietrich Klinge ist ein Holzbildhauer, nutzt die Kettensäge und lässt den Holzcharakter nicht verloren gehen, auch wenn die Skulpturen später einen Bronze-Mantel tragen, damit sie die Zeiten überdauern können. „Das ist meine Handschrift.“ Seine Beziehung zum Holz und dem Kunstwerk, das daraus entstehen soll, sei ein „Miteinander“ sagt er: „Das Holz verrät mir, was ich daraus machen kann: eine Abfolge über Fragment, Zerstörung und Natur“, formuliert er es und hat dabei auch die Herausforderungen der Zeit im Blick. „Nachspüren, nachvollziehen, nachempfinden, spüren, vollziehen, empfinden“ ist ein Credo, das auch als Motto für seine Ausstellung in der eigenen Galerie gilt. In seinen markanten Radierungen mit sparsamer Gestik bleibt Klinge seiner „Sprache“ treu. Er wird eine Auswahl dieser grafischen Arbeiten zusammen mit Grafiken von Pablo Picasso in Köln zeigen; ein gutes Beispiel für das Ansehen, das Dietrich Klinge und seine Kunst genießen, die er an vielen Orten im In- und Ausland präsentiert hat.

Zusätzliche Informationen:

!Die Ausstellung in der Galerie Scheffel in der Ferdinandstaße 19 dauert bis zum 14. November und ist dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr und an Samstagen von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Kontakt über Sunita Scheffel, E-Mail: presse@galerie-Scheffel, Telefon 0178-4732591.



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