Als Karl Mays Helden in Bad Homburg zu Gast waren

Das Buch „Karl May auf der Bühne III“ aus dem Karl-May-Verlag Bamberg erinnert an Theateraufführungen mit Karl Mays Helden – auch im Kurtheater. Cover: K.-May-Verlag

Bad Homburg (hw). Winnetou und Hadschi Halef Omar in Bad Homburg? Das gab es im November 1978 und März 1980, als dort die aufwendig gestalteten Tourneeproduktionen „Winnetou“ und „Der Schut“ Station machten. Die Hamburger „Tournee Mondon“ brachte aus Bad Segeberg erprobte Akteure in die Kurstadt. Das neue Buch „Karl May auf der Bühne III“ aus dem Karl-May-Verlag Bamberg erinnert nun an zahlreiche Theateraufführungen mit Karl Mays Helden wie Winnetou, Old Shatterhand und Sam Hawkens, auch an die Vorstellungen in Bad Homburg.

Die Hamburger „Tournee Mondon“ mit den von den Karl-May-Spielen Bad Segeberg erprobten Schauspielern Klaus-Hagen Latwesen (Winnetou) und Rudolf H. Herget (Old Shatterhand) tingelte ab 1977 mit einer „Winnetou“-Inszenierung nach Karl May durch Stadthallen und Theater im deutschsprachigen Raum. Am 17. November 1978, nur wenige Tage nach dem Auftakt der 1978er Wiederholungstournee des „Winnetou“, gastierte das Ensemble im Kurtheater. „Winnetou lebt ewig!“, hieß es in der Lokalpresse nach dem Auftritt von Mays Fantasie-Apatschen. Die Hamburger May-Truppe mietete sich für zwei Nächte im Kurhaus-Hotel „Prinz von Homburg“ ein. Als die „Tournee Mondon“ am 20. März 1980 nach Bad Homburg zurückkehrte, stand mit „Der Schut“ ein selten gespieltes Karl-May-Stück auf dem Programm, ein Karl-May-Stoff ohne Winnetou und Old Shatterhand, dafür mit Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar. Der vorige „Winnetou“ Klaus-Hagen Latwesen war nun als Bösewicht „Kara Nirwan“ (der zwielichtige „Schut“) zu sehen, sein Kompagnon Rudolf H. Herget als Kara Ben Nemsi. Günter Lüdke gab den Hadschi Halef Omar. Bad Homburg hatte sich die Tourneeleitung als finalen Gastspielort ihrer „Schut“-Produktion ausgesucht, nachdem man kurz nach der Premiere am 28. Februar 1980 bereits im Kurhaus im benachbarten Bad Vilbel gastiert hatte.

An die May-Bühnengeschichte von Bad Homburg erinnert nun ein soeben erschienenes Buch aus dem Karl-May-Verlag Bamberg: „Karl May auf der Bühne III“. Es handelt sich um den dritten von vier Bänden der Buchreihe, mit der der Verlag seit 2021 die Geschichte der zahlreichen Theateraufführungen mit Karl Mays Traumwelten aufrollt. Seit den 1950er-Jahren haben Karl-May-Festspiele von Bad Segeberg bis Elspe Tradition – Hunderttausende pilgern heute Jahr für Jahr zu mehr als zehn Freilichtbühnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Stars wie Pierre Brice, Alexander Klaws, Gojko Mitic, Wayne Carpendale oder Claus Wilcke hauchten Karl Mays Figuren in zahlreichen Bühnenfassungen Leben ein. Winnetou zum Anfassen – das begeistert das Publikum bereits seit den 1910er-Jahren, als Mays Apatschenhäuptling erstmals auf einer Bühne Leben eingehaucht wurde.

Der dritte Band von „Karl May auf der Bühne“ widmet sich Karl-May-Inszenierungen zu DDR-Zeiten in Rathen, Jonsdorf und an den Greifensteinen sowie auf weiteren Bühnen im Osten Deutschlands – wie im Harzer Bergtheater Thale mit Stargast Gojko Mitic als Winnetou oder in Bischofswerda, wo seit 1993 mit großem Erfolg Kinder und Jugendliche Karl Mays Abenteuergeschichten unter freiem Himmel aufführen.

Das Open-Air-Erlebnis stand auch im Mittelpunkt der österreichischen Karl-May-Festspiele, die ab Anfang der 1980er-Jahre an mehreren Orten gegründet wurden, unter anderem nach Elsper oder Segeberger Vorbild. Doch Mays zeitlose Helden sollten auch unabhängig vom Wetter ihr Publikum erreichen – in großen Hallen als Spektakel, beispielsweise in der Wiener Stadthalle, der Dortmunder Westfalenhalle und der Berliner Deutschlandhalle, aber auch in Theaterhäusern. Manch ein Produzent träumte davon, mit dem Apatschenhäuptling auf Tournee zu gehen – Träume, die die Macher immer wieder vor Herausforderungen stellten. So ging die groß angelegte Winnetou-Tournee mit Pierre Brice 1982 pleite. Mit Widrigkeiten kämpfte auch die Gastspielproduktion eines Kieler Konzertunternehmens, das einen Großteil des Ensembles der Bad Segeberger Karl-May-Spiele 1984 zu Freilichtbühnen im deutschsprachigen Raum schickte, darunter auch auf die Waldbühne Berlin. Die geplanten Auftritte in München allerdings mussten abgesagt werden, da ein Unwetter die Zuschauertribüne zerstört hatte.

Die Veröffentlichung des vierten und letzten Bandes der Buchreihe zu Winnetous Bühnenpräsenz ist für 2024 geplant. Weitere Informationen finden Interessierte im Internet unter www.karl-may-auf-der-buehne.de und www.karl-may.de.

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