„Klein Wimbledon“ im Kurpark mit 600 Zuschauern

Stets gut gelaunt bei der Arbeit, der Mann, der für die Feinarbeit auf dem Centre Court zuständig ist: Greenkeeper Daniel Chamard aus Tschechien bei der Vorbereitung des gesegneten Grüns. Foto: js

Bad Homburg (js). Am Wochenende wurde den Tennisfans die frohe Botschaft verkündet: „Tennis is coming home“, lautet das Motto der „Bad Homburg Open“, ein Jahr später als geplant darf die Premiere des neuen Damentennis-Turniers beginnen. Das vorgelegte Hygiene- und Testkonzept ermöglicht sogar den Einlass von täglich bis zu 600 Tennisfans auf der Anlage des TC Bad Homburg in Sichtweite des goldenen Daches der Thai Sala. Gespielt wird „Klein-Wimbledon“ vom 20. bis 26. Juni.

Die erste „Bubble“ war schon Ende der vergangenen Woche in der Starkregenzeit sichtbar. Direkt über dem Centre Court auf dem Clubgelände des TCH, wo die Stars der Szene auftreten und die Finalspiele stattfinden sollen. So nennen die Greenkeeper das aufrollbare Dach, das wie eine Blase über dem Platz zu schweben scheint und den liebevoll gepflegten und gehegten Rasen vor allzu viel Regen schützen soll. Wenn eine trockene Nacht vorhergesagt wird, werden die Plätze nicht abgedeckt, eine gute Durchlüftung ist auch wichtig für das Geläuf. Auf jeden Fall gibt es in diesen Tagen jede Menge Arbeit für Greenkeeper Daniel Chamard, der für den perfekten Rasen verantwortlich ist. Acht Millimeter beträgt die Länge der Grashalme im Idealfall, wenn auf Wettkampfmodus geschaltet wird.

Der Kurdirektor freut sich über die „positiven Signale“, frohlockt ob der wenigstens ein paar hundert Gäste, die nun mit amtlicher Genehmigung in den Kurpark kommen dürfen. Gäste aus der Fremde, national und international, die an ihren Heimatorten vom wunderbaren Park Bad Homburgs und der Atmosphäre in seinem Umfeld schwärmen werden. Werbewirksam im Sinne der Stadt soll das Turnier im Kurpark selbstredend auch sein, mal abgesehen von der Aufnahme in den illustren Kreis der Orte, die ein „WTA-250-Event“ veranstalten dürfen. „Wir freuen uns darauf“, so Kurchef Holger Reuter, Hausherr im Park, „auch wenn das Flanieren im direkten Umfeld der Spielplätze“ wie in Wimbledon vor dem TC-Clubhaus und seitlich des Kaiser-Wilhelm-Bades nur den Besuchern mit Eintrittsticket möglich sein wird. Da sind die strengen Hygieneregeln vor, das eigentliche Spielgelände muss deutlich vom normalen Kurpark-Betrieb abgegrenzt sein.

Darauf wird seit Anfang der Woche hingearbeitet. Im Park hat der finale Aufbau des gesamten Turniergeländes begonnen, die Kisseleffstraße wird für einen reibungslosen Ablauf bis einschließlich 2. Juli gesperrt sein. Dies betrifft den Bereich zwischen dem Restaurant „Am Römerbrunnen“ bis zum Paul-Ehrlich-Weg. Die Stadtbusse müssen ihre Tour ändern, Schulbuslinien werden umgeleitet. Eine zweite, unsichtbare „Bubble“ wird in der Zeit kurz vor und während des Turniers das Hotel Steigenberger an der Promenade umgeben. Denn die Veranstalter sind wild entschlossen, den Traum von Klein-Wimbledon in diesem Sommer zu verwirklichen. Kein zweites Mal soll die Weltelite von der Corona-Pandemie ausgebremst werden, nachdem die für das vergangene Jahr geplante Premiere am historischen Ort abgesagt werden musste. Die Spielerinnen und ihr Tross an Begleitpersonal werden in der Steigenberger-Bubble residieren, um jegliche Kontakte „nach draußen“ zu vermeiden. Selbst der kurze Weg zwischen Hotel und Spielstätte wird abgeschirmt in Sponsoren-Autos zurückgelegt. Zuschauer mit Eintrittskarte müssen negativen Test, kompletten Impfschutz oder einen „Genesenennachweis“ vorlegen.

Kerber, Kvitova, Petkovic

Das Motto „Tennis is coming home“ ist übrigens geblieben, weil die Kurstädter damit prahlen, dass man sich hier schon 1876, ein Jahr vor den Gleichgesinnten in England, am Tennisspiel auf gepflegtem Rasen erfreut hat. Spricht man im Londoner Vorort Wimbledon vom „Heiligen Rasen“, kann die jüngere Schwester im Taunus von gesegnetem Rasen sprechen. Bei der Eröffnung des Centre Courts ohne Turnier im vergangenen Jahr segneten zwei Pfarrer das grüne Geläuf. Mit dabei damals Turnierbotschafterin Angelique Kerber, die Wimbledon-Siegerin von 2018, die auch jetzt wieder eine der Frontfrauen der Werbung ist, zusammen mit der zweimaligen Königin von Wimbledon, Petra Kvitova, und mit Andrea Petkovic. Diese Woche wollen die Veranstalter das komplette Teilnehmerfeld vorstellen, darunter könnte auch eine aufstrebende Lokalmatadorin sein, heißt es. Gespielt wird um 235 000 Dollar Preisgeld, die Rechte als Eigentümer am Turnier hat der „All England Lawn Tennis and Croquet Club“ Wimbledon. Gespielt wird in Bad Homburg schließlich auf einem Rasen, der aus original Wimbledon-Grassamen gewachsen ist.

Im Fernsehen ist das Turnier beim Sportsender DAZN zu sehen. Weitere Live-Übertragungen bieten Eurosport und der Hessische Rundfunk (HR), das Endspiel wird vom HR gezeigt.

Turnierbotschafterin ist Angelique Kerber, die Wimbledon-Siegerin von 2018. Foto: Archiv

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