Die Maus feiert Geburtstag, und Bad Homburg feiert mit

Künstlerin Isolde Schmitt-Menzel (l.), die 1969 die Maus erfunden hatte, schuf auch die bronzene Maus, die im Skulpturenpark am Gotischen Haus zu sehen ist. Gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister Michael Korwisi und Kulturdezernentin Beate Fleige wurde die Maus im Jahr 2013 eingeweiht. Foto: Archiv

Bad Homburg (ks). Die Maus ist ein Star, eine VIP, eine „sehr wichtige Person“. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Das hat die dreistündige Fernseh-Gala zu ihrem 50. Geburtstag bestätigt, zu der sich illustre Gratulanten und Gäste eingefunden hatten, voll des Lobes vor allem dafür, dass das Geburtstagskind Kindern bis heute auch komplizierte Sachverhalte so erklärt, dass sie von ihnen verstanden werden.

Nach der Geburtstagsparty hatte es die Maus am Samstagabend sogar ins „Wort zum Sonntag“ geschafft. Die Theologin beneidete die Maus, weil ihr die Kinder gespannt zuhören, wenn sie ihnen die Dinge zwischen Himmel und Erde erklärt, die neu auf sie einstürmen. Dass man ihr zuhöre wünsche auch sie sich, und Fragen zu stellen sei sehr wichtig, auch für die Großen. Und auch sie suche nach richtigen Antworten. Das habe sie mit der Maus gemeinsam, sagte die Pfarrerin.

In all dem Jubel und Trubel ist es untergegangen, dass der Westdeutsche Rundfunk (WDR) die Maus zwar protegiert und zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Ihre Schöpferin ist jedoch die Künstlerin Isolde Schmitt-Menzel, seit 1971 auch in Bad Homburg heimisch. Sie deshalb eine Bad Homburgerin zu nennen, würde ihr sicher nicht gefallen, und es wäre auch nicht richtig. Die 1930 in Eisenach geborene Künstlerin war immer gern unterwegs, hatte Domizile in den USA und in Südfrankreich und Freunde in aller Welt. Sie als Weltbürgerin zu bezeichnen würde eher passen.

Als Initialzündung zur Maus wird ihre Buchillustration „Die Maus im Laden“ bezeichnet, auf deren Grundlage der Westdeutsche Rundfunk 1971 die erste Sendung mit der Maus ausgestrahlt hat. Aus den „Lach- und Sachgeschichten“ rund um die Maus wurde inzwischen die Sendung „Frag doch mal die Maus“. Und mancher Erwachsene wünscht sich wohl ebenfalls Antworten aus einer so zuverlässigen Quelle wie die der Maus. Nicht nur Kinder haben viele Fragen, die sie beschäftigen und oft auch sehr beunruhigen.

Dass die Maus so stämmig daherkommt ist ihrer Schöpferin zu verdanken. Isolde Schmitt-Menzel hat kein graziles graues Mäuschen in die Welt gesetzt, sondern eine in leuchtendes Orange gekleidete Respektperson, die der Queen nacheifert. Auch diese hüllt sich in leuchtende Farben, damit sie nicht übersehen wird.

Die Künstlerin ist mehr als eine begabte und fantasiereiche Autorin und Illustratorin. Als Keramikerin und Designerin hat sie schöne Skulpturen, Reliefs und Gefäße geschaffen. Als die japanische Kunst des Blumensteckens „Ikebana“ auch in Bad Homburg Einzug hielt und sich viele Damen in Workshops darin versuchten, fanden auch Schalen und Vasen von Isolde Schmitt-Menzel großen Anklang. Diese sind einfach und stabil, imponieren aber auch mit fantasievollen Formen und besonderen Glasuren, die sie zum „Kunstwerk“ machen.

Es ehrt Bad Homburg, dass die Stadt mit der Maus-Skulptur beim Museum Gotisches Haus diesem kleinen, inzwischen zur Kultfigur herangereiften Wesen ein Denkmal gesetzt und damit auch seine Schöpferin Isolde Schmitt-Menzel gewürdigt hat. Willst du noch mehr wissen? Dann frag doch mal die Maus.

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