Bad Homburg (pit). Testzentren, vor allem aber qualitativ hochwertige, regelmäßige und weitreichend durchgeführte Corona-Tests sind nach Ansicht der Verantwortlichen in der Verwaltung die wirksamste Möglichkeit, Infektionsketten zu unterbrechen. „Wir betrachten sie, außer der laufenden Impfkampagne, als das Mittel der Wahl, die Pandemie in den Griff zu bekommen“, sagte Oberbürgermeister Alexander Hetjes. Ziel sei es, vom Mechanismus aus wechselnden Lockdowns und anschließenden Lockerungen wegzukommen, allerdings stünde die Sicherheit und Gesundheit der Bürger bei allen Überlegungen an erster Stelle. „Daher bleibt unser Appell: Geht testen“, so der Rathauschef.
Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor schloss sich an und versicherte, sie unterstütze die Schulpolitik des Landes: „Eine Betreuung im Hort ist nur möglich, wenn Kinder und Erzieher negativ getestet werden.“ Darüber hinaus sei es aber ebenfalls wichtig, die Menschen zu erreichen, die sich nicht so gut informieren oder auch informieren könnten: „Daher entwickeln wir in Zusammenarbeit mit dem Integrationsbüro und dem Ausländerbeirat weitere Informationsblätter in verschiedenen Sprachen.“
Einen Einblick in die vorläufigen Ergebnisse der ersten Testphase im Testzentrum am Kurhaus, die vom 22. März bis zum 21. April andauerte, gab Dr. Claudia Müller-Eising vom medizinischen Reha-Zentrum neuroneum: „Es wurde niedrigschwellig und ohne Termin getestet.“ Die Testpersonen selbst gaben an, symptomfrei zu sein. Die im Rahmen der Testphase 8437 durchgeführten Antigen-Schnelltests hätten jedoch ergeben, das 70 Tests positiv waren. Zwar entspreche das lediglich eine Positivquote von 0,83 Prozent, doch wären diese Tests nicht durchgeführt worden, hätten die Betroffenen weitere Personen anstecken können. „Zusätzlich zeigt sich aus Beobachtungen, dass ein hoher Beratungsbedarf über Ansteckungsmöglichkeiten, Übertragungswege und dem Verhalten bei einer Infektion vorliegt“, berichtete Claudia Müller-Eising. Des Weiteren konnte beobachtet werden, dass in den ersten 14 Tagen der Testphase rund 80 Prozent der getesteten Personan angaben, noch nie einen Test zum Nachweis von Covid-19 gemacht zu haben: „Anschließend haben die anlassbezogenen Testungen dominiert.“ Auffallend hoch wiederum sei die Testnachfrage vor den Osterfeiertagen gewesen. „Als Gründe wurden bevorstehende Treffen in der Familie oder Besuche von Freunden und Verwandten angegeben“, berichtete Claudia Müller-Eising. Ähnlich verhalte sich das mit der Nachfrage vor den Wochenenden, weil dann Besuche geplant seien. Angestiegen sei vor Schulbeginn auch die Testung von Kindern, da Schulen und Kindergärten einen negativen Corona-Test verlangen: „Eine Testung für sich selbst lehnen viele Eltern jedoch ab.“ Aufklärung und Motivation zur Testung seien aber aufgrund sprachlicher Barrieren oftmals nur eingeschränkt möglich.
Mehr Menschen erreichen
Ein weiterer berücksichtigter Aspekt bei den Positivquoten sei die Altersverteilung gewesen: „Hier dominiert die Gruppe der 80- bis 70-Jährigen. Kinder unter 15 Jahren sind gegenüber Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren stärker repräsentiert.“ In der Schlussfolgerung meinte Claudia Müller-Eising, dass eine tiefergehende Datenerhebung notwendig sei, um das Infektionsgeschehen näher beurteilen zu können. Dazu gehörten Informationen über Beruf, Familienstand sowie die Lebens- und Wohnsituation: „Eine Bonner Datenanalyse hat ergeben, dass es einen ganz klaren Zusammenhang zwischen Wohnverhältnissen und Infektionsgeschehen gibt.“ Daher könnten Ausgangssperren möglicherweise kontraproduktiv sein.
Bürgermeister Meinhard Matern zeigte sich beeindruckt von den Grafiken: „Wie es aussieht, erreichen wir die risikobewussten Menschen, doch wir wollen auch die erreichen, die sich fragen, was sie davon haben.“ Für viele müsse es noch immer einen Anlass, eine Motivation geben, um zum Testen zu gehen.