Vom Museum Gotisches Haus hinaus in die ganze Welt

Der Fallhut aus dem Museum Gotisches Haus war bereits 2012 in einer Ausstellung zu sehen. Durch die Digitalisierung der Objekte kann er nun jederzeit im Internet gefunden und angeschaut werden. Foto: csc

Bad Homburg (csc). Wenn kleine Kinder laufen lernen, dann ist das eine ganz besondere Zeit für Eltern. Auch die Gefahren, die damit einhergehen sind nicht ganz ohne. Das hat auch Mütter und Vätern aus längst vergangenen Epochen bereits Sorgen bereitet. Eine Lösung hatten sie dafür auch gefunden, einen sogenannten Fallhut. Er war gepolstert und konnte mit einem seidenen Band auf die Größe des Kinderkopfes justiert werden – der Vorläufer eines Sturzhelms, wenn man so möchte.

Ein solches besonders luxuriöses Exemplar aus blassblauem Stoff mit reicher Bestickung haben die Leiterin des Museums Gotisches Haus, Ursula Grzecha-Mohr, und Mitarbeiterin Jil Hingott mit ins Rathaus gebracht. Der Fallhut der etwa aus der Zeit um 1700 stammt, steht exemplarisch für viele Objekte des Museums, die nun digitalisiert und auf der Plattform museum-digital eingestellt wurden, so dass sie weltweit auffindbar sind.

„Die Digitalisierung im Museumsbereich ist ein Meilenstein“, sagt Oberbürgermeister Alexander Hetjes und der Stolz darauf, dass die Kulturgüter nach mühevoller Arbeit nun auf der Plattform www.museum-digital.de erfasst sind, ist deutlich spürbar. Durch diesen Schritt, bei dem mehr als 17 700 Objekte eingepflegt wurden, sind die Stücke weltweit zugänglich und macht es nicht nur Wissenschaftlern, sondern auch allen Kunstinteressierten möglich, Stücke nicht nur im Vergleich mit anderen Objekten aus demselben historischem Kontext zu sehen und mit anderen Ojekten derselben Epoche zu vergleichen. Es ist sogar möglich die bisher erfassten Werke eines Künstlers weltweit zu bestaunen ohne in jedes dieser Museen reisen zu müssen.

„Wir verknüpfen hier moderne Technik und analoge Arbeit, die Hand in Hand gehen und uns helfen wertvolle Bestände zu bewahren“, freut sich der Rathauschef. „Die Sammlung wird wachsen und sich weiterentwickeln. Und nach meinem Verständnis sollte Kultur keine freiwillige Leistung sein, so vielmehr als Aufgabe verstanden werden“, so Hetjes weiter. Mit der Digitalisierung der Sammlung wurde im Mai 2024 begonnen und im März dieses Jahres sei die intensivste Phase abgeschlossen gewesen, so die stellvertretende Museumsleiterin des Gotischen Hauses, Jil Hingott. „Am 18. Mai, dem Internationalen Tag der Museen, haben wir die ersten beiden Objektgruppen aus unserer Sammlung – Skulpturen sowie Gemälde und Grafiken als sogenannte Sammlungen auf der Plattform Museum-digital publiziert“, berichtet Hingott.

Dem vorausgegangen seien Jahrzehnte kontinuierlicher Dokumentation. „Jedes Objekt, das in die Sammlung aufgenommen wird, wird mit seinen wichtigsten Daten in einem Inventarbuch verzeichnet. Mittlerweile sind es 19 Inventarbücher, die die analoge Grundlage bilden, auf der wir heute arbeiten“, so Jil Hingott. Zentraler Bestandteil des Projekts sei die aufwendige Datenbereinigung gewesen. So wurden uneinheitliche Benennungen in den Bereichen Material, Technik, Datierung, Objektart oder Künstlernamen. Dies habe die Voraussetzung für die technische Migration der Daten auf Museum-digital geschaffen.

Bereits fünf frühere Ausstellungen wurden von den Mitarbeitern des Gotischen Hauses als digitale Sammlung aufbereitet und auf Museum-digital publiziert. Dazu gehören: „Gesichter und Geschichten. Porträts aus vier Jahrhunderten“, „Skulptur – eine virtuelle Dauerausstellung“, „100 Jahre sammeln. Geschichte und Schätze des Städtischen historischen Museums“, „Homburg wird Bad! Geschichten vom Kurwesen und der Bäderarchitektur“ und „Romantik in Bad Homburg. Elias Gartenreich und das Gotische Haus“.



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