Netzinstallationen von Chiharu Shiota im Sinclair-Haus

Bad Homburg (hw). Spätestens seit der raumfüllenden Installation aus roten Wollfäden, verwoben mit alten Booten, die Chiharu Shiota 2015 auf der Biennale in Venedig zeigte, ist die japanische Künstlerin weltweit bekannt. Mit ihrer Arbeit „The Key in the Hand“ bespielte sie dort den japanischen Pavillon. Die in Berlin lebende Künstlerin erschafft mit unzähligen Fäden kleine oder sogar raumfüllende Netzinstallationen. Sie umspinnt damit Alltagsgegenstände, die für sie Ausdrucksträger menschlicher Handlungen sind und Vergessenes in Erinnerung rufen, wie das Stahlgerüst eines Klaviers, Boote oder auch Kleider. Das Museum Sinclair-Haus, Löwengasse 15, gibt mit der umfassenden und retrospektiven Einzelausstellung „Chiharu Shiota“ ab Sonntag, 31. März, einen Einblick in das breite Spektrum des Schaffens der Künstlerin. Die Vernissage beginnt um 11 Uhr.

„Der Faden verkörpert unterschiedliche Be-ziehungsstadien, indem er verknotet, verwickelt und gekappt wird“, sagt Chiharu Shiota über ihr Werk. Die Fäden und ihre Verflochtenheit sind für Shiota zudem ein Zeichen für die Ausdehnung des Lebens über den Köper hinaus, wie in Schlaf und Traum, in Gedanken und Imagination – unsichtbare Verknüpfungen, die sie mit ihren Netzen sichtbar macht.

Das Museum Sinclair-Haus zeigt außer den Installationen auch Zeichnungen, Videos und Fotografien der Künstlerin, die zunächst Malerei in Koyto studierte. In Berlin beendete sie ihr Kunststudium als Schülerin von Marina Abramović, die der jungen Künstlerin riet, mit verschiedensten Ausdrucksformen zu experimentieren.

So begann sie Wasser, Feuer und Erde in ihren Werken zu verwenden. Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit „Try and Go Home“ dokumentiert eine Performance, in der sie Erde auf ihre Haut auftrug, sich in ein Erdloch legte und dort vier Tage lang fastete. Die Fragilität des Körpers und die Verunsicherung durch körperliche Erfahrungen spiegeln sich in dieser Arbeit Chiharu Shiotas wider.

Die Ausstellung im Sinclair-Haus gibt vom 31. März bis zum 16. Juni einen Einblick in den vielschichtigen schöpferischen Kosmos und in die poetische Bildsprache der Künstlerin. Das umfangreiche Begleitprogramm lädt zu besonderen Führungen, Workshops im museumseigenen Atelier, Literatur, Musik und Tanz ein: So gibt es ein Konzert mit der Harfenistin Daphné Milio, einen Tanzabend rund um den „Faden der Ariadne“ und einen philosophischen Streifzug.

Geöffnet ist das Museum Sinclair-Haus dienstags von 14 bis 20 Uhr, mittwochs bis freitags von 14 bis 19 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Montags bleibt das Museum geschlossen. Am Ostermontag und Pfingstmontag ist die Ausstellung von 10 bis 18 Uhr zu sehen.



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