Bad Homburg (js). Mehr als 400 000 Menschen strömen Jahr für Jahr ins Seedammbad. „Superzahlen“, sagt Stadtwerke-Direktor Ralf Schroedter, einen besseren Beleg für die Beliebtheit des Sport-, Spaß- und Freizeitbads könne es kaum geben. Weil es aber hier und da in die Jahre gekommen ist, müssen sich die Badefreunde in diesem Jahr zumindest auf eine temporäre Schließung einstellen, meist aber nur in Teilbereichen.
„Von Mitte April bis Anfang Oktober müssen wegen Reparaturarbeiten Teile des Badebetriebs und des Restaurants zeitlich begrenzt geschlossen werden“, heißt es in der offiziellen Verlautbarung aus dem Rathaus. Eine komplette Schließung ist aktuell für die Zeit vom 21. bis 24. April vorgesehen, „unumgänglich aus Sicherheitsgründen aufgrund von Kranarbeiten“, sagt Projektleiter Herbert Heckmann. „Wenn da nur ein Seil reißt, das dürfen wir nicht riskieren.“
Die Sport- und Spaßschwimmer, die Schulen und Vereine, DLRG und Nutzer der Babyschwimmkurse werden nachsichtig sein. Dafür bekommen sie im Sommer, wenn das Freibad ab 1. Mai geöffnet ist und die Halle mit dem 25-Meter-Becken bis Mitte September nicht genutzt werden kann, ein schönes, blitzblankes Edelstahlbecken eingebaut. Robust soll es sein, auch nach Jahren noch komplett dicht und praktisch ohne Alterserscheinungen wie neuwertig wirken, sagen die Bad-Experten. Noch ein Pluspunkt: Man geht davon aus, dass die Energie- und Wasserkosten bezogen auf das 25-Meter-Becken um etwa 20 Prozent gesenkt werden können.
Verletzungsgefahr
Die Jetztzeit im Bad, das in seiner Urkonstruktion aus den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammt, ist geprägt von starken Wasserverlusten, ein Thema, das nicht neu ist. Inzwischen haben aber auch die Fliesen stark gelitten, manche sind scharfkantig geworden, die Verletzungsgefahr ist gestiegen. Im Untergrund mit der Badtechnik zeigt Tim Kuhn, was Sache ist. Dort zeigt der Leiter des technischen Gebäudemanagements Wasserflecken, feuchtes Mauerwerk und aufgeweichten Beton, zeigt direkt unter der großen „Badewanne“ auf die Stalagmiten und Stalaktiten, die sich aus herabtropfendem gechlorten Wasser gebildet haben. Sieht nicht schön aus und ist auch ein deutliches Zeichen dafür, dass einige Lebensadern des Bades tief unter der Erde nicht mehr auf dem neuesten Stand sind und eine Betonsanierung ansteht.
Das gilt auch für die Lüftungsanlage im Freizeitbad. Sie stammt aus dem Jahr 1990, entspricht also nicht mehr den heute gültigen hygienischen, technischen und vor allem energetischen Vorschriften. Neben Hygiene und Technik geht es natürlich auch um Energieeinsparung. Von der neuen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wird bezogen auf die Umwälzung der Luft eine Energieeinsparung von 40 Prozent erwartet. Die Pluspunkte: Die Emmission von Kohlendioxid und der Wasserverbrauch werden rückläufig sein.
Warmer Geldregen
Die Investitionskosten für das Projekt Betonsanierung, Lüftungsanlage und Edelstahlbecken werden von den Stadtwerken auf rund 2,3 Millionen Euro taxiert. Wie ein warmer Schauer aus der Dusche vor dem Sprung ins kühle Nass kam daher der kleine Geldregen in Form eines überdimensionierten Schecks, den Innenminister Peter Beuth als für den Sport verantwortlicher Minister vor ein paar Tagen zum Besuch im Seedammbad mitgebracht hat. Er steht für 473 000 Euro, die das Land als Zuschuss gewährt. Sie stammen aus dem so genannten „swim-Programm“. Aus dem insgesamt 50 Millionen Euro in den Jahren 2020 bis 2024 in die Sanierung von „hessischen Wasserflächen“ fließen sollen.
Zur neuen Lüftungstechnik und zum neuen Edelstahlbecken gibt es auch noch ein wenig Lichtkultur. Mit Hilfe moderner LED-Lichttechnik bei den Unterwasserscheinwerfern soll im Seedammbad der „Zwanziger Jahre“ zukünftig die „Dynamik des Lichtes den Tageslichtverhältnissen angepasst werden“. Heißt: Die „Farbtemperatur“ des Lichts und die Beleuchtungsstärke soll dem natürlichen Tagesverlauf folgen. „Die biologische Wirkung auf die Zellen des menschlichen Körpers, die Hormonbildung, die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden sind nachgewiesen“, erläutert Projektleiter Herbert Heckmann. Mit der neuen Lichttechnik soll auch der „Winterdepression“ entgegengewirkt werden.