Ende 2021 hat die „Löw Grundstücks- und Entwicklungsgesellschaft“ als Käufer die Hälfte des aufgegebenen PIV-Firmengeländes übernommen. Auf dem Terrain an der Justus-von Liebig-Straße ist der „Industriepark Löw“ gewachsen. Fotos: js
Bad Homburg (js). Früher war das klar, erinnert sich Dachdeckermeister Peter Löw, „da hat jeder einen gekannt, der mal bei „PIV“ gearbeitet hat. Im industriellen Bad Homburg der 60er und 70er Jahre. Die 1928 gegründete „PIV Antrieb Werner Reimers KG“ hatte einen Namen in der Stadt, in besten Zeiten wuchs die Zahl der Mitarbeiter auf 1800 an, das Unternehmen war damals größter Arbeitgeber in der Stadt. PIV war bei den Homburgern ein gut bekannter Begriff, das Stammgelände an der alten Industriestraße erlangte beeindruckende Ausmaße. Bis sich nach der Jahrtausendwende die Zeiten änderten und das traditionsreiche Unternehmen nach knapp 75 Jahren Bestehen Insolvenz anmelden musste.
Erst übernahm 2001 der italienische Getriebehersteller Brevini die PIV, die amerikanische Dana Incorporated trat 2017 auf den Plan, die Zeitenwende kam mitten in der Corona-Zeit, als der umtriebige Dachdeckermeister Peter Löw mit hoher emotionaler Bindung an Bad Homburg und einer neuen Vision vom neuen industriellen Leben auf dem alten Gelände träumte. Ende 2021 übernahm die „Löw Grundstücks- und Entwicklungsgesellschaft“ als Käufer die Hälfte des aufgegebenen Firmengeländes. Binnen vier Jahren ist auf dem Terrain an der Justus-von-Liebig-Straße der „Industriepark Löw“ gewachsen. Auf rund 35 000 Quadratmeter haben Peter Löw und seine Geschäftspartner dem Areal neues Leben eingehaucht. Und zum Teil das alte Leben, geschichtsträchtige Bestandsgebäude und Hallen, in neuem Glanz erstrahlen lassen.
Die ersten, die im Sommer 2024 mit ihrer Notdienstzentrale und Fuhrpark einzogen, waren die Stadtwerke. Etwa zeitgleich kam mit der Hair-Company GmbH Ellen Wille Europas größter Hersteller von Perücken, Haarteilen und Toupets mit seiner Logistik in den Löw-Park, derzeit wächst am Rand des Gebietes die mehrstöckige Verwaltung des Unternehmens, das schon einen Straßennamen im Industriepark bekommen hat. Das Gebäude soll noch in diesem Jahr beziehungsreif sein, die Kapazitäten auf dem PIV-Gelände sind damit erschöpft. Zeit also, sich wieder in der Stadt bekannt zu machen wie einst die PIV. Auf 1800 Mitarbeitende werden die neuen Platzhalter nicht mehr kommen, dazu haben sich die Arbeitsverhältnisse zu sehr geändert. Peter Löw, Kenner des alten Geländes und Verfechter der Linie, Bestandsgebäude in neuem Glanz mit modernen Bauten eines zeitgemäßen Industrieparks zu mischen, spricht von etwa 500 Menschen, die im Industriepark 2025 in Lohn und Brot stehen. Über mehrere Stockwerke sind das in einem großen Block die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes im Kreisverband Hochtaunus, das Unternehmen MainMetall, Spezialisten für Bad, Heizung und Dach, die als einzige durch Ausstellungsbereiche und „Energiesparzentrum“ direkten Publikumsverkehr haben. Neben den Stadtwerken ist auch die Stadt Bad Homburg mit der Abteilung Tiefbau im Industriepark gelandet, der Hochtaunuskreis mit Magazinen und Lagerflächen für den Brandschutz, den Rettungsdienst und Katastrophenschutz sowie die Kreishandwerkerschaft Main- und Hochtaunus. Und ja, auch den Kreisverband Hochtaunus der CDU hat es in die Unterstadt gezogen, von der alten Sattelfabrik in Kirdorf in den modernen Industriepark.
Ein „Tag der offenen Tür“ ist für Samstag, 17. Mai angesetzt. Dann öffnen alle ihre Türen, um interessierten Menschen aus der Stadt einen Blick hinter die Kulissen zu erlauben. Es werden Führungen auf alten und neuen Pfaden angeboten, auch im Flyer nicht näher beschriebene „Impulsvorträge“ und Aktivitäten, vor allem aber alles, was den Homburger und seine Gäste und Freunde bei solcher Gelegenheit erfreuen könnte. Ein „zentraler Foodcourt“ also, jede Menge Aktionen für „Gross und Klein“ von der Hüpfburg bis zu Vorführungen von Bergwacht und Katastrophenschutz, Live-Musik natürlich und ein „Gewinnspiel mit attraktiven Preisen“. Hauptgewinn ist ein Einkaufsgutschein im Wert von 500 Euro.
Die Türen der Industriepark-Bewohner sind an diesem besonderen Tag von 11 bis 16 Uhr geöffnet.
Eine Infotafel schlüsselt das Gelände und seine „Bewohner“ auf.
Auch Europas größter Hersteller von Perücken, Haarteilen und Toupets, Ellen Wille, ist mit seiner Logistik in den Löw-Park gezogen. Das Unternehmen hat einen eigenen Straßennamen bekommen.