Online-Umfrage: Der Jugend fehlen Orte zum Chillen

Bad Homburg (js). „Schicken Sie doch mal eine Streife vorbei“, sagen die Leute am Telefon erzürnt. Manchmal gehen zehn Anrufe dieser Art an einem Wochenende bei der Polizei ein. An warmen Abenden, an denen es die Menschen ins Freie zieht. „Das geht gar nicht“, findet Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor, denn oft geht es einfach nur um junge Leute, die sich irgendwo draußen treffen, weil es für sie die einzige Möglichkeit ist. „Junge Leute brauchen Plätze und Freiraum in der Stadt“, sagt die Jugenddezernentin. Ihre Plätze, wo sie toleriert werden, auch wenn es mal ein bisschen lauter wird oder mal ein wenig länger am Abend geht. Orte, von denen sie nicht vertrieben werden, weil es Anwohnern oder Passanten nicht passt. Plätze, auf denen sie sich wohlfühlen können und vor allem wohlfühlen dürfen.

Nein, große Überraschungen tauchten bei der Auswertung der jüngsten Umfrage unter jungen Bad Homburgern zu ihren Bedürfnissen und ihrer möglichen Befriedigung im öffentlichen Raum nicht auf. Die erste Online-Umfrage des städtischen Fachdienstes Kinder- und Jugendförderung brachte da keine Erkenntnisse ans Licht, die nicht schon seit Jahren immer wieder neu diskutiert werden. Bei keiner Frage waren sich Kinder und Jugendliche so einig wie bei jener zu dem, was fehlt, im jeweiligen Ortsteil: „Orte zum Chillen“ fehlen den Menschen zwischen zwölf und 21 Jahren vor allem, wie diese aussehen könnten, da lässt die Fantasie allerdings viel Spielraum. Und natürlich fehlen Plätze für Trendsportarten wie Skaten, BMX und Parcours, das hören Oberbürgermeister im Gespräch mit Jugendlichen immer wieder.

Knapp 200 Kinder und Jugendliche aus allen Stadtteilen haben sich an der von Mira Lauer aus dem Büro Kinder- und Jugendförderung konzipierten Online-Befragung beteiligt, zwei Drittel davon im Alter zwischen 15 und 21 Jahren, je zur Hälfte Mädchen und Jungen, der Rest zwischen zwölf und 14 Jahren. Als „schon gut“ bewertet die auch für Jugend und Soziales zuständige Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor die Beteiligung, eine gewisse Repräsentanz zeichne sich da ab. Es fehle an „attraktiven Treffpunkten im Freien und an Flächen zum Austoben und für kulturelle Aktivitäten“. Das ist auch festgehalten in den Leitzielen, die im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK 2030) in den vergangenen zwei Jahren erarbeitet wurden. Für aktuelle Planungen sind in diesem Jahr und im Folgejahr bereits jeweils 50 000 Euro im städtischen Haushalt eingestellt.

Größere Projekte hat Lewalter-Schoor am Dienstag bei der Vorstellung der Umfrage-Ergebnisse nicht genannt. Eines könnte die Erneuerung der Skateanlage an der Polizeistation in der Saalburgstraße sein. Diese sei in Planung, der Fachdienst habe bereits mit zwei Streetworkern und Jugendlichen im winterlichen Januar am Ort die Problematik diskutiert. Reichlich Bedarf gebe es da, die Anlage sei wohl 30 Jahre alt, so die Stadträtin, und nur „vor etwa acht bis zehn Jahren etwas aufgepeppt worden“. Jedenfalls, so die Erkenntnis von Mira Lauer, zieht es die Skate-Jugend aufgrund des Zustands der Module eher auf die Anlage in Oberursel-Stierstadt als hoch in die Saalburgstraße. Lauer will die Ergebnisse der Befragung und alle „Wünsche, Ideen und Anregungen“ in der Fachabteilung „gründlich besprechen und prüfen“. Wie wichtig zeitnahes Handeln dabei sei, erläutert Lewalter-Schoor am Beispiel der Skateanlage. „Es muss jetzt etwas passieren, sonst haben wir wieder eine enttäuschte Generation.“

Etwa ein Drittel der Befragten hat sich übrigens bereit erklärt, an der Weiterentwicklung von Ideen und bei der Ausführung aktiv mitzuhelfen. Sie sollen angesprochen werden, wenn es konkret um potenzielle Flächen und bestimmte Ort geht. Natürlich sollen die Ortsbeiräte und eventuell betroffene Anwohner „ins Boot geholt werden“. Toleranz erwartet Lewalter-Schoor immer von beiden Seiten. „Jugendliche brauchen das Gefühl, an solchen Orten auch erwünscht zu sein. Klare Regeln aber sind wichtig, ebenso eine intensive Kommunikation mit allen Beteiligten.“



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