Perfekter Schnitt für die Schönheit und eine reiche Ernte

Der Winterschnitt an Sträuchern und Gehölzen wie hier am Teich im südwestlichen Teil des Schlossparks durch die Gärtner Maximilian Schmidt, Robert Jacob und Volker Hegemann hat im Januar Priorität. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Überall im Schlosspark sind derzeit fleißige Gärtner zu sehen. Auch im Winterhalbjahr gibt es für sie viele Aufgaben zu erledigen. Zu den regelmäßigen Winterarbeiten gehört der Gehölzschnitt, den die Gärtner Maximilian Schmidt, Robert Jacob und Volker Hegemann unter anderem rund um den Teich im südwestlichen Teil des Parks durchführen. Viele Gehölze müssen zurückgeschnitten werden, damit die Proportionen wieder zum Gesamtbild des Parks passen. „Da hierbei einige starke Schnitte vorgenommen werden, sollten diese Arbeiten bis zum 1. März beendet sein. Ab diesem Zeitpunkt dürfen wir, aus Gründen des Vogelschutzes, Rückschnitte an Strauchgruppen, die auch als Nistplatz dienen, nicht mehr vornehmen“, informiert Gartenmeister Peter Vornholt.

Auch im Herrschaftlichen Obstgarten werden die Obstgehölze geschnitten. Stein- und Beerenobst sollten ebenfalls zwischen Januar und März gekürzt werden. Erfolgt der Schnitt später, treibt der Baum oft nicht richtig aus und trägt entsprechend wenig Früchte. Ausnahmen bilden Pfirsiche und Süßkirschen, die im Sommer direkt nach der Ernte geschnitten werden. Im Herrschaftlichen Obstgarten des Landgrafenschlosses stehen seit dem Herbst 60 Birnen- und Apfelbäume in 45 verschiedenen Sorten, wie Peter Vornholt informiert. Unter anderem gibt es zahlreiche Sommer-, Herbst-, Winter- und Kulturapfelbaumsorten. Die Bandbreite reicht beispielsweise allein bei den Winteräpfeln von Ananasrenette, Bismarckapfel und Edelborsdorfer über Gelber Bellefleur und Cox Orangenrenette bis zu Orleansrenette und Roter Stettiner. Bei den Tafelbirnen reifen unter anderem die Sorten König Karl von Württemberg, Triumph von Vienne sowie die Holzfarbige Butterbirne oder die Esperens Herrenbirne unter der kurstädtischen Sonne heran.

Wichtig beim Obstschnitt ist sauberes und scharfes Werkzeug wie eine kleine Gartenschere für dünne Äste, eine Säge oder eine Astschere für mittlere und eine Bügelsäge oder Stichsäge für dicke Äste. Außer dem Werkzeug ist ein perfekter Schnitt wichtig, damit die Wunden schnell wieder zuwachsen und keine Faulstellen entstehen. Obstbäume sollten die Form einer Pyramide haben, das heißt, dass sie oben schmal und nach unten hin breiter werden. So gelangt ausreichend Licht auch an die unteren Teile des Baums. Geschnitten werden Äste direkt über einer nach außen wachsenden Knospe, nach innen wachsende Äste, deutlich nach unten hängende sowie sich überkreuzende Äste, aber auch steil nach oben wachsende Äste und Totholz. „Der Schnitt an unseren Obstbäumen führt Gärtner Anton Rupperti durch“, teilt Gartenmeister Vornholt mit.

Geschnitten wird kurz über einer nach außen weisenden Knospe, damit der Trieb Richtung Licht wächst. Wer ganze Äste entfernen möchte, sollte diese eng am Stamm „auf Astring“ oder knapp über einer Verzweigung schneiden. So kann das Wundgewebe gut heilen. Generell gilt, „nicht schnippeln, sondern gezielt, aber nicht zu viel schneiden“. Durch den Schnitt sollten keine Astgabeln entstehen, in denen sich Regenwasser sammelt und sich Fäulnis bilden kann. Nicht mehr mit Verschlussmittel bestrichen werden Wunden, seitdem bekannt ist, dass die Feuchtigkeit unter der Schicht Pilzwachstum oder gar Obstbaumkrebs fördert.

Die Auszubildenden der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, zu denen der Bad Homburger Schlosspark gehört, werden während ihrer Ausbildung zwei Wochen lang auf der Insel Mainau im Obstschnitt unterwiesen. Und lernen andere Gartenbereiche der Insel im Bodensee kennen. Im November 2021 erhielt Anton Rupperti auf der Insel Mainau eine Unterweisung im Schnitt von Obstbaumhochstämmen und dem Spalierschnitt. Seine Kenntnisse im Spalierschnitt kann er seit vergangenem Herbst an den zuvor genannten Birnen- und Apfelbäumen des Obstspaliers am Rundbogen im neuen Gartenbereich „Wissen-wächst-im Garten“ anwenden. „Die dort gepflanzten Sorten entsprechen zum Großteil den Sorten, die uns aus der Kaiserzeit für den Obstgarten nachgewiesen sind.“ Ein weiteres Aufgabenfeld der Gärtner im Frühjahr ist der Wegebau. „Wie bereits in den vergangenen Jahren möchten wir weitere Wege neu anlegen wie sie auf unseren Archivplänen zu finden sind“, kündigt Peter Vornholt an. Dabei stelle das Team immer wieder fest, wie wohl überlegt Landgrafen und ihre Gärtner die Parkanlage gestaltet haben. Alle rund um das Jahr ausgeführten Arbeiten tragen dazu bei, das der Schlosspark für seine Besucher weiterhin reizvolle Blicke bietet.

Der Winterschnitt an Sträuchern und Gehölzen wie hier am Teich im südwestlichen Teil des Schlossparks durch die Gärtner Maximilian Schmidt, Robert Jacob und Volker Hegemann hat im Januar Priorität. Foto: fch



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