Pfarrer Wilhelm Meng wird in den Ruhestand verabschiedet

Bad Homburg (a.ber). Seit 30 Jahren fliegt er als Privat-Pilot Segelflugzeuge und Motorsegler, und auf den Flugplätzen geschah es oft, dass Pfarrer Wilhelm Meng angesprochen wurde auf seinen Beruf als evangelischer Theologe und Seelsorger: Gespräche voller Neugier seien das gewesen, Interesse daran, was Glaube, was Kirche sei. Dass das in den vergangenen Jahren zunehmend weniger der Fall war und das Thema Glaube überhaupt immer irrelevanter für viele Menschen werde, ist eine bedeutsame Erfahrung für den langjährigen Pfarrer der evangelischen Christuskirchengemeinde Bad Homburg, der nun in den Ruhestand geht. Was diese Entwicklung in ihm ausgelöst habe? „Man wird auf die Realität gestoßen, und das löst aus, dass ich auf jeden Fall so weitermache!“

Mit Pfarrer Wilhelm Meng, der seit dem Jahr 2001 das Pfarramt für die Evangelischen in und um die Berliner Siedlung herum versah, geht ein Theologe, der seinen Dienst durchaus noch im Sinne des Jahrhunderte alten Gemeinde-Modells evangelischer Kirchengemeinden verstand und bejahte: Ortspfarrer zu sein, „ansprechbar, eigentlich immer im Dienst, mit dem Anspruch, gut vorbereitete evangelische Gottesdienste zu halten und als Seelsorger da zu sein“. Mit der beharrlichen Überzeugung, dass er auch kirchenferne und skeptische Menschen in und außerhalb seiner Gemeinde mit der christlichen Botschaft konfrontieren könne: „Dass ich es auf jeden Fall mache, dafür sind die Apostel in der Urgemeinde Vorbild, die aufgetreten sind, ohne zu fragen, wer das jetzt hören will“, sagt Wilhelm Meng. Er selbst wuchs in einer eher kirchenfernen Familie in Büdingen auf, sein Vater Konditormeister, die ganze Familie führte das erste Café am Platze, Café Hell, und ein angeschlossenes Hotel – daher sei ihm später die Situation im Pfarramt, dass Privates und Dienstliches oft ineinander übergehen, schon bekannt gewesen.

Als junger Sänger im Kirchenchor Büdingen kam der 1956 Geborene mit den beiden prägenden Konstanten seines Lebens in Berührung: mit biblischen Texten und Glaubensaussagen sowie mit der Musik. Als Musikstudent mit Schwerpunkt Geige in Hannover, der auch Philosophie studierte, sattelte Meng 1977 um und begann das Studium der Evangelischen Theologie. Seine Studienzeit, „von großer Freiheit geprägt“, wie er betont, ermöglichte ihm den Besuch naturwissenschaftlicher Vorlesungen, er studierte auch katholische Theologie an der Gregoriana in Rom und machte mit dem Uniorchester Tübingen Konzertreisen nach Südamerika und in viele andere Länder. Sein einjähriges Spezialvikariat verbrachte Meng in Kamerun. „Das alles hat mir für die Gemeindearbeit viel gebracht, wo ich es auch mit vielen verschiedenen Menschen zu tun hatte“, resümiert der scheidende Pfarrer. Obwohl er nicht selbst als Musiker mit der Geige im Gottesdienst in Erscheinung treten wollte, organisierte Wilhelm Meng immer wieder musikalische Aktivitäten wie Singegottesdienste im Advent und machte das Gemeindezentrum an der Stettiner Straße zum offenen Ort für Musik-Ensembles und Konzerte. Begeistert berichtet er, in der öffentlichen Gemeinde-Bibliothek sitzend, von der wichtigen Arbeit hier für die Familien und dem „großen Engagement einzelner Ehrenamtlicher, denen die Christuskirchengemeinde eine Herzensangelegenheit ist“. Das Wohlwollen der Gemeindeglieder, heute noch 750 an der Zahl, habe ihn durch mehr als 20 Dienstjahre als Pfarrer hier getragen.

Die Struktur-Reform der Landeskirche erlegte Pfarrer Meng in den vergangenen Jahren eine Kürzung seiner ganzen Pfarrstelle auf mit zusätzlichen Dienstaufträgen als Seelsorger in mehreren Bad Homburger Seniorenwohnheimen. Der Theologe wirkte 18 Jahre lang als Organisator und Moderator für den Evangelischen Stadtkonvent, den Ökumenischen Stadtkonvent und das Treffen „Gott und die Welt“ mit Vertretern der Stadtpolitik und führte gemeinsam mit der Gedächtniskirchengemeinde einen offenen Gesprächskreis zu den Themen Religion, Kirche und Gesellschaft.

Er habe keine Antwort darauf, ob die Umstrukturierung der EKHN weg vom Ortspfarramt hin zu pastoralen Räumen mit Funktionspfarrämtern der richtige Weg sei, so Meng. „Aber es ist eine Illusion, dass es finanziell, personell und mit den herkömmlichen Gemeindestrukturen einfach so weiter geht.“ Zukunft von Gemeinde sehe er „total vielfältig“. Natürlich gebe es keine Kirche ohne Struktur, „aber was verwalten wir mit dem wachsenden bürokratischen Überbau denn?“, fragt er kritisch. Kirche könne sich an Situationen anpassen, doch „das Eigentliche der Botschaft des Evangeliums, wie es in der Bibel steht, muss bleiben“ – und dazu gehöre nach evangelischem Verständnis wesentlich der Gedanke der Freiheit und des zur Eigenverantwortlichkeit vor Gott befreiten Menschen.

Für Pfarrer Wilhelm Meng ganz persönlich ist das Thema Freiheit nun auch mit dem Ruhestand, der Entpflichtung von seinem Amt verbunden. „Freiheit von und für – das wird mich erfüllen, Pfarrer bleibe ich ja, aber ich darf die Pflicht nach fast 40 Jahren loslassen.“ Seine Hobbies Geige spielen, Fliegen, Reisen, die Gartenarbeit werden ihn ausfüllen, und als passionierter Schwimmer werde er „einem seiner Lieblingsorte auf der Welt“ auf jeden Fall treu bleiben: dem Seedammbad in Bad Homburg.

!Am Sonntag, 30. Januar, um 14 Uhr wird die Christuskirchengemeinde Pfarrer Dr. Wilhelm Meng in der Christuskirche, Stettiner Straße, im Gottesdienst gemeinsam mit Dekan Michael Tönges-Braungart in den Ruhestand verabschieden.

Der langjährige Pfarrer der evangelischen Christuskirchengemeinde, Dr. Wilhelm meng, geht in den Ruhestand. Foto: privat



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