Ein prominenter Baum, der viele Rätsel aufgibt

1822 wurden vor dem Königsflügel im Schloss Bad Homburg zwei Libanon-Zedern gepflanzt. Sie waren ein Geschenk des Duke of Cambridge anlässlich der Hochzeit seiner Schwester mit Landgraf Friedrich VI. Joseph im Jahr 1818. Die majestätische Libanon-Zeder und die etwas kleinere Atlas-Zeder ziehen heute die Blicke der Besucher auf sich. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Sie wirken ein bisschen wie Pat und Patachon, die majestätische Libanon-Zeder und die etwas kleinere Atlas-Zeder im Schlosspark. Der Anblick des Duos vor dem Königsflügel des Schlosses Bad Homburg begeistert Besucher. Außer dem Wahrzeichen Weißer Turm dürften die beiden Bäume nicht nur bei Touristen zu den meist fotografierten Motiven auf dem Areal des Schlosses gehören.

Unter den Ästen der über 20 Meter hohen Zeder, deren breiteste Ausladung in Ost-West-Richtung mehr als 35 Meter beträgt, finden Lesungen statt, und Spaziergänger legen bei Hitze hier gern eine kurze Rast ein. Im vergangenen Jahr schaffte es die eindrucksvolle Libanon-Zeder mit einen Stammumfang von 6,40 Meter sogar bundesweit in die Schlagzeilen. Bis dahin galt die Libanon-Zeder in Weinheim als die älteste ihrer Art in Deutschland. Bei Recherchen anlässlich ihres 300. Geburtstags – das Pflanz-Datum sollte laut Angabe auf einem Schild 1720 gewesen sein – stellte sich jedoch heraus, dass diese Angabe nicht belegbar ist. Recherchen ergaben, dass das Pflanz-Datum der Weinheimer Libanon-Zeder wahrscheinlich um 1835 liegt. Damit wurde die Bad Homburger Libanon-Zeder zur Rekordhalterin, sprich zum ältesten Exemplar in Deutschland gekürt.

Die Libanon-Zeder ist ein immergrüner Baum, der Wuchshöhen von 30 bis 50 Meter erreicht. Sie kann zwischen 800 und über 1000 Jahre alt werden. Laut Berichterstattung aus dem vergangenen Jahr könnte die Zeder in Bad Homburg in diesem Jahr ihren 200. Geburtstag feiern. Nachfragen bei der Pressestelle der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, ob Feiern anlässlich des Geburtstags der Libanon-Zeder geplant sind, sorgen für Erstaunen. Pressesprecherin Elisabeth Weymann teilt mit: „Nach Rücksprache mit Gartenmeister Peter Vornholt und Katharina Saul aus der Gartenabteilung wäre Folgendes zu sagen: Die Quelle, auf die man sich vielfach für das Stichjahr 1822 beruft, halten wir für nicht überprüfbar. Der Schwiegersohn des Hofgärtners Heinrich Hackel (zu Zeiten von Eliza), Johann Wilhelm Merle, teilte das Jahr mit, in dem der Schwiegervater zwei Zedern vor dem Königsflügel gepflanzt haben soll. Darauf würde sich ein Jubiläum beziehen. Sicher wissen wir also nicht, ob die Bäume vor genau 200 Jahren ihren endgültigen Standort bekommen haben, weil Hackel selbst nichts verzeichnete. Laut Vornholt sind aber zwei Mal zwei Schwünge an Zedern in den Jahren 1820 und 1821 von den Royal Botanical Gardens in Kew geschickt worden, was aus Pflanzlieferlisten hervorgeht.“

Aus den genannten Gründen rechtfertige es die Sachlage nicht, einen Jubiläumstermin im Schlosspark zu organisieren. Bisher war bekannt, dass es sich bei den einst in Bad Homburg gepflanzten 16 Zedern um ein Geschenk des Duke of Cambridge anlässlich der Hochzeit seiner Schwester mit Landgraf Friedrich VI. Joseph im Jahr 1818 handelte. Nur zwei von ihnen sollen im Schlosspark überlebt haben und nicht erfroren sein. Die Libanon-Zeder vor dem Schloss soll 1822 gepflanzt worden sein. Jetzt haben die Experten das Wort. Unabhängig vom Ergebnis können sich die Kurstädter, Besucher aus der Region sowie Touristen am Anblick der stattlichen Zeder und ihrem kleineren Nachbarn erfreuen.



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