Bad Homburg (jul). Nach drei Jahren Pause fand am Sonntag zum ersten Mal wieder ein Flohmarkt im oberen Hof des Landgrafenschlosses statt. Die Freude bei privaten Händlern und Schnäppchenjägern war groß. Schon früh war der Innenhof um den Weißen Turm gut gefüllt.
Während ich über den Markt gehe und hin und wieder Schmuck und Antiquitäten begutachte, fällt mein Auge auf eine kleine Buddahstatue aus Holz, die zwischen allerlei alter Fotoausrüstung steht. Dies ist der Stand von Lasse C. und seiner Schwester, mit dem ich über seine Eindrücke spreche. Lasse ist Designstudent und kommt aus Oberursel. Er hat in der Wochenzeitung vom Flohmarkt gelesen und ist gekommen, um Kleidung und vor allem alte Fotoausrüstung zu verkaufen. Zu dem kleinen Buddah erzählt er, dass er früher viel meditiert habe, jetzt aber Ba Gua, eine meditative chinesische Kampfkunst, ausübe und daher mehr Platz brauche.
Er und viele andere Händler, mit denen ich spreche, erzählen mir an diesem Tag, dass sie sehr froh darüber sind, dass der Flohmarkt jetzt wieder stattfindet. Nicht nur, weil die Flohmärkte ein wichtiges kulturelles Element der Stadt sind, sondern auch wegen der stark gestiegenen Lebenskosten. Der Verkauf bietet vielen Menschen eine Gelegenheit, ihre finanzielle Situation mit wenig Aufwand zu verbessern.
Iris und Sabine, zwei Freundinnen, die ihren Stand nahe des Eingangs im historischen Innenhof haben, erzählen davon, dass sie an diesem Morgen bereits in aller Frühe ein faszinierendes Erlebnis mit einem professionellen Händler hatten. Mit Lupe und Goldwaage bewaffnet hatte er den Silberschmuck der beiden Frauen geprüft. Die Beiden zeigen mir, was von ihren Schmuckstücken noch übrig geblieben ist, und Sabine erzählt, dass ihre Silberschmucksammlung heute bereits nach 15 Minuten verkauft war. Allerdings haben sie die Erfahrung gemacht, dass die Besucher weniger ausgeben und sorgsamer mit ihrem Budget umgehen. Ein Punkt, der mir später auch von Matthias, einem Besucher und Edelmetallhändler, bestätigt wird. Matthias ist Familienvater und heute mit seinem Sohn Henning und seiner Frau Svetlana auf dem Flohmarkt. Ich treffe die Familie, als sie nach einem Jacket für den Sohn sucht. Für ihn und seine Frau ist der Flohmarkt wichtig für das kulturelle Leben in Bad Homburg. Sie wünschen sich, dass er öfter stattfinden könnte. Als ich ihm die Geschichte vom Händler mit der Goldwaage erzähle, lacht er und beschreibt, dass er aus beruflicher Erfahrung weiß, dass es gar nicht so wenige Menschen gibt, die Floh-, Trödel- und vor allem Antikmärkte nach Wertgegenständen, vor allem Schmuck, absuchen.
Während ich über den Markt gehe und mit den Leuten spreche, durchdringt der Geruch nach Currywurst die Luft, und ich reihe mich in die Schlange der Hungrigen vor der Grillbude ein. Der Stand ist in der hinteren Ecke des Innenhofs, und während der Grillmeister meine Wurst auflegt, wird ihm durch das Fenster bereits die nächste Ladung an Würstchen geliefert, denn der Andrang ist groß.
Eine Currywurst und eine Portion Pommes später treffe ich einen Mann, der außer allerlei
Holzkunst auch eine lange, dünne Pfeife verkauft, die, wie er mir scherzhaft erzählt, für das Rauchen von Speed gedacht ist. Ich frage ihn lachend, ob er denn aus Erfahrung spricht, und er erzählt mir lachend, dass er in den 60er-Jahren in Frankfurt in einer Kneipe mit seinen Freunden Marihuana gegen Zigaretten und Rum getauscht hat. Gerne schwelgt er in Erinnerungen. Ihm gegenüber steht ein Stand, der eine Sammlung von teuren Pfeifen präsentiert. Der Standbetreiber erzählt mir, dass er diese Pfeifen hat prüfen und schätzen lassen, um eine Verhandlungsbasis für die Sammlerstücke zu haben.
An anderer Stelle entdecke ich eine interessante Holzskulptur, vielleicht einen Meter hoch, die drei Affen zeigt. Das zeitlose Motiv stammt ursprünglich aus Japan und zeigt drei Affen, die sich jeweils den Mund, die Ohren und die Augen zuhalten. Der Künstler hat dieses Motiv übernommen und mit afrikanisch anmutenden Formen kombiniert.
Zwar habe ich heute für mich selber nichts gefunden, aber die Geschichten der Leute begleiten mich auf dem Heimweg. Jeder von ihnen hatte eine eigene Perspektive, aber sie alle waren sich einig darin, dass der Flohmarkt nicht nur wichtig für das kulturelle Leben in Bad Homburg, sondern auch eine günstige Gelegenheit dafür ist, den gestiegenen Lebenshaltungskosten zu begegnen. Für mich war der Flohmarkt eine Gelegenheit, interessante Leute kennenzulernen, und ich finde,
dass auch das etwas Schönes ist.