Bad Homburg (nel). Am vergangenen Donnerstag präsentierte sich Leif Randt – ein hessischer Schriftsteller, der vor fast genau einem Jahr in Bad Homburg den Friedrich-Hölderlin-Preis für sein literarisches Gesamtwerk erhielt – mit einer Lesung in der Stadtbücherei. In einem neuen Format, einer Mischform aus Gespräch, Interview, Lesung und Bildern, die das Gesagte untermalten, begeisterte er die Besucher. Dr. Bettina Gentzcke, die Fachbereichsleiterin Kultur und Bildung, führte als Moderatorin unterhaltsam durch den Abend und sorgte für viele Informationen rund um das Leben und Werk von Leif Randt.
Leif Randt, 1983 in Frankfurt geboren, beschäftigte sich schon als Kind immer damit, Dinge „aufzuschreiben“ und festzuhalten. Mit einem Einblick in frühere Tagebucheinträge und Kinderfotos zeigte er, dass sich schon am Text des kleinen Jungen der typische Leif Randt „Schreib-Sound“ erkennen lässt. „Ein Traum ging in Erfüllung: Vom 13. bis 15. Juli 1992 waren wir in Euro-Disney!“, schrieb er begeistert in sein Tagebuch. Randt studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim und London, heute pendelt er zwischen Berlin und seiner hessischen Heimat.
Ab 2005 veröffentlichte er erste Prosatexte, die meist an artifiziellen Orten spielen, und auch der Roman „Schimmernder Dunst über CobyCounty“ aus dem Jahr 2011, der ihn bekannter machte, hat einen utopischen Charakter. Es folgten 2015 der Science-Fiction-Roman „Planet Magnon“, und zuletzt im März 2020 erschien „Allegro Pastell“, die Geschichte einer Fernbeziehung zwischen Maintal und Berlin, in dem sich auch ein Bezug zu Leif Randts Biographie erkennen lässt.
Doch nicht nur neue Veröffentlichungen folgten, auch einige Auszeichnungen hat Leif Randt schon erhalten, darunter den Jurypreis des KulturSPIEGELWettbewerbs, den Düsseldorfer Literaturpreis, er war Stipendiat der Villa Aurora in Los Angeles – und eben auch den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg bekam er verliehen. In seiner Dankesrede, die er auch an diesem Abend wieder aufgriff, bezeichnet er ihn als seinen „bisher vielleicht schönsten Preis“.
Weiteres Thema des Abends war die künstliche Intelligenz, von der sich Schriftsteller zunehmend bedroht fühlen. Leif Randt teilte seine Gedanken hierzu mit dem Publikum. Er denkt, dass dies zunächst auf einfachere Unterhaltungsliteratur zutreffen könne, er sehe die Entwicklung jedoch noch nicht für anspruchsvolle Literatur. Er selber zeigte sich jedoch auf kreativer Ebene sehr interessiert an der Thematik: „Ich persönlich nutze aktuell noch keine KI zum Schreiben, da es mir sehr viel Spaß macht, Texte eigenständig zu entwerfen. Ich kann mir aber vorstellen, zukünftig mit KI zu arbeiten, zum Beispiel um Themen oder Informationen zu recherchieren. Langfristig kann ich mir sogar vorstellen, Hybridtexte zu verfassen, also Texte, die eine Mischung aus eigenem Schreiben und KI generierten Texten sind!“ Passend dazu präsentierte er Textauszüge zu KI-erstellten, also unechten Bildern, die ein Freund von ihm – Max Kuwertz – macht. „Wir arbeiten auch umgekehrt, das heißt, ich verfasse einen Text, zu dem er dann ein KI-erzeugtes Bild herstellt. So entsteht ein Gesamtkunstwerk. Sprache erzeugt ein Bild und umgekehrt.“
Und nicht nur das: Nun soll auch noch sein neuestes Werk „Allegro Pastell“ verfilmt werden. Dieser Roman ist weniger fiktiv und hat einen aktuellen Bezug zu der vermehrten Kommunikation über WhatsApp, Kritiker loben die sehr gelungenen Dialoge. Leif Randt erzählte, dass die Verfilmung im Mai begonnen habe und an den Originalschauplätzen des Romans, unter anderem in Berlin, Maintal und Frankfurt, stattfinde. „Mir gefällt die Darstellung meines Romans bisher sehr gut, und wenn alles klappt, wird der Film im Herbst 2025 in die Kinos kommen.“ Randt präsentierte in seiner Slideshow Einblicke in die Filmarbeiten und ließ das Publikum begeistert, neugierig, angeregt und voller Erwartung und Vorfreude zurück.