Sonnenblumen verwandeln Pilgerrain in gelbes Meer

Erst ein wahrer Augenschmaus und später ein Gaumenschmaus – das Bio-Sonnenblumenöl aus Bad Homburg. Foto: ad

Bad Homburg (ad). Weil die südländische Sonnenblume die Wärme so liebt, wird sie überwiegend in klimatisch günstigen Gebieten wie Italien, Südosteuropa, Südfrankreich oder Argentinien angebaut. Entsprechend häufig wird Sonnenblumenöl von dort importiert. Der Anbau von Sonnenblumen in Deutschland war bis Ende des vergangenen Jahrhunderts kaum erwähnenswert.

Dies hat sich zumindest nunmehr in Bad Homburg geändert. Der seit Kurzem zertifizierte Gonzenheimer Bioland-Hof Leister, der die schrittweise Umstellung von konventioneller Landwirtschaft in ökologische Landwirtschaft in einer dreijährigen Umstellung abgeschlossen hat, nimmt das wetterbedingte Risiko und die damit verbundenen schwierigeren Bedingungen in Kauf und setzt dieses Jahr zum ersten Mal auf den Anbau von Sonnenblumen „in größerem Stil“. Die Familie Leister hat ein Areal am Pilgerrain in ein fantastisch anmutendes Sonnenblumenparadies verwandelt.

Ausgesät wurden sagenhafte 90 000 Samen pro Hektar, auf beiden Äckern insgesamt somit ungefähr 450 000 Sonnenblumensamen. Zur Zeit dürften immerhin noch schätzungsweise 350 000 Blumen in voller Pracht stehen, nachdem Vögel und Insekten sich an den anderen Samen bedient haben.

Die eindrucksvolle Sonnenblume benötigt für ihr Wachstum und die Reife eine Vegetationszeit von etwa 150 Tagen. Viel Wasser, das die Pflanze in der Wachstumsphase benötigt, war dieses Jahr Dank der ausgiebigen Regenfälle gegeben, und es schien, als könne man den Pflanzen täglich beim Wachsen zusehen. Aber gar zu viel Regen darf es dann auch nicht sein – denn zu viel Feuchtigkeit kann zu vermehrtem Krankheitsbefall der Pflanzen führen. Zur Abreife im September hofft die Familie Leister auf wenig Regen, denn sonst werden die reifen Blütenköpfe zu feucht. Erst wenn die Blütenköpfe schwarz und verwelkt aussehen, sind die Samen der Sonnenblumen erntereif – der Hof Leister rechnet mit der Ernte gegen Ende September, Anfang Oktober. Bis dahin strecken sich die Blumen im wahrsten Sinne des Wortes nach der Sonne: Die junge Pflanze folgt dem Lauf der Sonne – diese Eigenschaft nennt man Heliotropismus – und wendet „ihr Gesicht“ stets dem Licht zu, um jeden Strahl einzufangen.

An sonnigen Tagen verfolgt die Knospe die Sonne von Ost nach West, während sie sich nachts oder in der Morgendämmerung nach Osten zurückdreht. Blühende Sonnenblumen sind meist in Richtung des Sonnenaufgangs ausgerichtet und drehen sich nicht mehr mit der Sonne.

Geerntet werden sie mit normalen Mähdreschern. Nur ein spezieller Vorsatz für das Schneidwerkzeug ist erforderlich, da „die Blütenkörbe ansonsten aus dem Erntetisch herausfallen würden“, sagt der Fachmann. Die langen Stengel bleiben zunächst auf den Feldern stehen. Aus den biologisch angebauten Sonnenblumenkernen vom Bad Homburger Acker wird eines der meist genutzten Öle der Welt: das hellgelbe, mild schmeckende Sonnenblumenöl. Hierzu werden die Sonnenblumensamen vom Pilgerrain zu einer Ölmühle transportiert. In dieser werden sie gemahlen und für die Verwendung als Speiseöl in den meisten Fällen kalt ausgepresst.

Bioprodukte regionaler Herkunft erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und Präsenz in den Läden. Ein wenig anders verhält es sich jedoch noch immer mit Speiseölen in Bioqualität. In den Einkaufsregalen finden sich nur wenig Öle, die aus heimischen Bioölfrüchten gewonnen wurden. Ab Herbst wird es möglich sein, außer verschiedensten Gemüse- und Obstsorten, Eiern, Blumen, Honig und Nüssen auch Sonnenblumenöl aus Bad Homburg im Hofladen Leister zu kaufen.

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