Auf den Spuren des Weltautors Robert Louis Stevenson

Bad Homburg (jas). Der schottische Schriftsteller Robert Louis Balfour Stevenson – geboren 1850 in Edinburgh, gestorben 1894 in Vailima nahe Apia, der Hauptstadt von Samoa – hat an vielen Orten seine Spuren hinterlassen. Während die Nationalstaaten in Europa um die politische, wirtschaftliche und kulturelle Führung stritten und die Welt als Kolonialherren immer weiter unter sich aufteilten, ging Stevenson ganz andere Wege. Er reiste nicht, um irgendwohin zu gehen, sondern er reiste um der Reise Willen. Er wollte Menschen treffen, die Länder kennenlernen, war weltoffen und kämpfte gegen Klassenunterschiede.

Ein weiterer Grund für das unstete Wanderleben Stevensons, den Werke wie der Jugendbuchklassiker „Die Schatzinsel“ und die Schauernovelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ berühmt machten, war seine schwächliche Gesundheit. Stevenson litt an Tuberkulose und wurde nur 44 Jahre alt. Er verließ seine schottische Heimat auf der Suche nach einem Klima, das seinen Atemwegs-erkrankungen gut tat und bereiste Europa, Amerika, Australien und die Südsee.

Auch nach Bad Homburg führte Stevenson der Weg. Schon als Junge im Alter von elf Jahren war er in Begleitung seines Vaters, der seine angeschlagene Gesundheit kurieren wollte, in der Kurstadt zu Gast und logierte in einer Pension in der Kisseleffstraße. Eine Gedenktafel erinnert dort an den Besuch des späteren Autors.

Schauer des Vergnügens

Man vermutet, das Stevenson noch weitere Male Bad Homburg besuchte. Über die Kurstadt schrieb er: „In Homburg hörte ich zum ersten Mal das andauernde Klingen von Geld auf den Tischen der Spielbank. Draußen auf der Terrasse sitzend, wurde mir dies plötzlich mit einem Schauer des Vergnügens bewusst, den ich nie vergaß. Eine gute Musikkappelle spielte jeden Tag, und ich vergaß die Musikstücke: aber ich denke, wenn ich einst im Sterben liege, werde ich immer noch wie ich es jetzt tue, das zarte Konzert innerlich hören.“ An anderer Stelle heißt es: „Manchmal nahm mich mein Vater hinein, und ich ging um die vollbesetzten Tische herum. Die langen Diener in ihrer Livrée waren mein schreckliches Entzücken. Ich hatte gehört, daß sie die Besucher beobachten, und ich stellte mich neben einen und versuchte, seinen Blicken zu folgen und war erregt von diesem Gefühl des Geheimnisses und der Gefahr. Es war ein lasterhaftes Haus, das wusste ich.“

Auf den Spuren von Stevenson bewegen sich am Pfingstmontag, 10. Juni, große und kleine Gäste im Gustavsgarten an der Tannenwaldallee. Anlass für das Fest rund um den schottischen Autor ist die Jahrestagung der Robert-Louis-Stevenson-Gesellschaft „In the Footsteps of Robert Louis Stevenson“. Deren Mitglieder sind vom 7. bis 10. Juni in Bad Homburg zu Gast. Seit 2017 ist die Stadt Mitglied. „Stevenson steht für Weltoffenheit, Internationalität, Offenheit gegenüber anderen, Säkularismus und die Versöhnung Europas und passt daher gut zu Bad Homburg“, sagt Kulturamtsleiter Dr. Matthias Setzer.

Der Reiseweg, den Stevenson einst zurücklegte, wurde 2015 als offizielle Kulturroute des Europäischen Parlaments anerkannt und steht gleichwertig neben dem Jakobsweg oder der Via Regia. Ziel der Route ist, die Existenz eines europäischen literarischen Erbes zu belegen und auf diesem Weg den Gedanken der europäischen Bürgerschaft zu fördern.

Sebastian Koch liest

Anlässlich der Tagung lädt Bad Homburg in Zusammenarbeit mit den Veranstaltern des 10. Poesie- und Literaturfestivals für Pfingstmontag, 10. Juni, von 11 bis 19 Uhr in den Gustavsgarten der Villa Wertheimber ein. Auf den Spuren des Weltautors gibt es dort einiges zu sehen: Präsentationen aus dem Leben Stevensons und von seinen Reisen durch Europa, Vorführungen einer Theatergruppe aus Bristol, Kasperletheater und vieles mehr. Höhepunkt ist um 16 Uhr eine Lesung des Schauspielers Sebastian Koch aus „Die Schatzinsel“. Die Orchesterakademie des Jugendsinfonierorchesters Hochtaunus steuert opulente Klassik sowie Filmusiken à la „Pirates Of The Carribean“ hinzu. Für Essen und Getränke ist gesorgt. Der Eintritt ist frei. Decken und Campingstühle können mitgebracht werden.

Parkmöglichkeiten sind auf dem Gelände des Gustavsgartens kaum vorhanden. Daher wird eine Shuttle-Bus-Linie eingerichtet, die im Ringverkehr in regelmäßigen Abständen vom Bahnhof über das Kurhaus, Finanzamt und Festplatz am Heuchelbach zum Gustavsgarten und wieder zurück fährt. Der erste Bus startet um 10.30 Uhr am Bahnhof, der letzte fährt um 19.30 Uhr vom Gustavsgarten. Fahrradparkplätze sind auf dem Gelände via Mariannenweg eingerichtet.

Die Veranstalter weisen darauf hin, dass auf den Straßen rund um den Gustavsgarten Halteverbot eingerichtet ist und parkende Fahrzeuge abgeschleppt werden, weil die im Ernstfall Einsatzwagen von Feuerwehr oder Rettungswagen behindern. Die Besucher und Anlieger werden um Verständnis gebeten.



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