Start für Lückenschluss im Liniennetz

Noch endet die U-Bahn-Linie U2 am Gonzenheimer Bahnhof. Doch das soll sich ändern. Eine Grundsatzvereinbarung zur Verlängerung der Linie haben jetzt die Oberbürgermeister Peter Feldmann und Alexander Hetjes vorgelegt. Foto: Streicher

Bad Homburg (hw). Die Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 von Gonzenheim zum Bahnhof nimmt Fahrt auf. Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann und Bad Homburgs Oberbürgermeister Alexander Hetjes stellten am Montag im Frankfurter Römer eine Grundsatzvereinbarung vor, die jetzt den Gremien der beiden Nachbarstädte zum Beschluss vorgelegt wird.

„Die Verlängerung der U-Bahn in Bad Homburg schafft ein attraktives neues Mobilitätsangebot für die Bürger von Bad Homburg und Frankfurt“, betonte OB Feldmann. „Für die Stadt Frankfurt ist sie ein wichtiger Baustein im Ausbau des Nahverkehrsnetzes mit dem Ziel, den Individualverkehr und die mit ihm verbundenen Umweltfolgen zu reduzieren.“.

„Wir haben beim Bürgerentscheid 2018 einen klaren Auftrag für den Bau der Strecke erhalten“, sagte Hetjes. „Der Wunsch nach einer Weiterführung der U2 kam aus der Bevölkerung genauso wie von den Unternehmen. Sie vereinfacht für viele, die pendeln, den Weg zur Arbeit, und verbessert die Erreichbarkeit unserer Innenstadt.“

Auch Bürgermeister Meinhard Matern äußerte sich positiv: „Die Weiterführung der U-Bahn schließt eine Lücke in unserem Liniennetz, und das wird in der Region von Frankfurt über Bad Homburg bis ins Usinger Land hinein spürbar sein. Der Bad Homburger Bahnhof kann damit seiner Aufgabe als regionaler Verkehrsknoten noch einmal deutlich besser gerecht werden.“

Mit dem Wiederaufbau der 1971 stillgelegten Schienenverbindung nach Bad Homburg über Gonzenheim hinaus stoße man jetzt die Umsetzung eines lang geplanten Projekts an, sagte Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling. „Ich wünsche mir, dass die interkommunalen Projekte mit Bad Vilbel, Neu-Isenburg und Dreieich, mit denen wir Potenzialstudien zum Ausbau der Straßenbahn vereinbart haben, auch bald so konkret werden“.

Die Bad Homburger hatten im Rahmen des Bürgerentscheids am 28. Oktober 2018 eindeutig für die Umsetzung der U2-Verlängerung votiert. Bei einer Wahlbeteiligung von 63,8 Prozent hatten sich über 70 Prozent für das Bauprojekt ausgesprochen. Mit dem Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums Darmstadt vom 25. Januar 2016 besteht für die Verlängerung Baurecht.

Stadtbahngesellschaft gründen

Die nun unterzeichnete Grundsatzvereinbarung regelt – bei Berücksichtigung der Aussagen des Bürgerentscheids – die weitere Zusammenarbeit der beiden Städte in dem Projekt. Alleiniger Vorhaben- und Kostenträger für die Verlängerung der U-Bahn-Linie ist die Stadt Bad Homburg, die hierfür eine Projektgesellschaft „Stadtbahngesellschaft Bad Homburg“ gründen wird. Die Stadt Frankfurt erklärt sich grundsätzlich dazu bereit, den Betrieb der U2-Verlängerung durch die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) durchführen zu lassen. Der Stadt Bad Homburg entstehen damit keine weiteren Kosten durch den Betrieb.

Noch vor den diesjährigen Sommerferien sollen die notwendigen Gremienbeschlüsse über diese interkommunale Vereinbarung in beiden Städten herbeigeführt werden. Auch die Projektgesellschaft soll zeitnah gegründet werden. Eine aktualisierte Nutzen-Kosten-Untersuchung soll bis Herbst vorliegen, so dass Mitte 2021 ein Förderantrag beim Land Hessen gestellt werden kann. Die Partner rechnen für das mit Netto-Herstellungskosten von maximal 56,12 Millionen Euro kalkulierte Projekt mit Zuschüssen von Bund und Land in Höhe von etwa 90 Prozent. Angestrebt werden ein Baubeginn im Jahr 2023 und die Betriebsaufnahme im Jahr 2028.

Für die Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 ist der Bau einer 1,6 Kilometer langen Strecke geplant. Rund 350 Meter werden in einem eingleisigen Tunnel verlaufen, die neue Station „Gonzenheim“ wird unter der Erde liegen. Nach Eröffnung der Strecke soll die U2 dort zumeist im 15-Minuten-Takt verkehren.

„Mit der Verlängerung der U-Bahn gelingt ein wichtiger Lückenschluss im Nahverkehrsnetz des Rhein-Main-Gebiets“, sind die OBs Feldmann und Hetjes überzeugt. „Wir stärken den ÖPNV als attraktive und umweltfreundliche Alternative zum Individualverkehr.“ Beide Oberbürgermeister danken dem hessischen Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir, für sein vermittelndes Engagement in diesem Projekt.

Über den Abschluss der Grundsatzvereinbarung zur U-Bahn freuen sich die Bad Homburger Sozialdemokraten. Die SPD habe sich von Anfang an klar für den Weiterbau der U2 zum Bahnhof ausgesprochen und auch beim Bürgerentscheid für Zustimmung geworben. „Auf diesen Schritt haben wir lange gewartet. Für die gesamte Region, aber auch für Bad Homburg ist der Weiterbau der U-Bahn ein eindeutiger Gewinn. Durch den Lückenschluss gibt es eine zweite direkte Verbindung nach Frankfurt, und auch die direkte Anbindung an die geplante Regionaltangente West ist somit gegeben“, heißt es. Die Verbindung ins Usinger Land werde entscheidend verbessert. „Nur wenn der öffentliche Personennahverkehr schnell günstig, zuverlässig und flexibel ist, wird er auch von den Bürgern als vollwertiger Ersatz zum Individualverkehr akzeptiert“, betont SPD-Vorsitzende Elke Barth.

„Es ist sehr erfreulich, dass die Gremienbeschlüsse zu der Vereinbarung noch vor den Sommerferien erfolgen sollen“, freut sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Tobias Ottaviani. Gut sei, dass nun endlich weitere Schritte wie die Gründung der Projektgesellschaft und spätestens 2023 dann der Baubeginn erfolgen können. „Es ist wichtig, dass solche Themen auch in der Corona-Krise nicht liegenbleiben und keine wertvolle Zeit verloren geht“, betonen Barth und Ottaviani.

Auch die Christdemokraten begrüßen die Vorlage einer Grundsatzvereinbarung zur Aufgabenaufteilung bei der U2-Verlängerung. Dr. Roland Mittmann, verkehrspolitischer Sprecher, erklärt dazu: „Mit dem U2-Lückenschluss wird der Bahnhof zum Knotenpunkt werden, und unsere Anbindung für Ein- wie für Auspendler wird deutlich verbessert. Mit dieser Einigung ist nun ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Baubeginn erreicht.“ Nachdem nun mittlerweile mit 90 Prozent Zuschüssen von Bund und Land gerechnet werden könne, „ist nun vorgesehen, dass die Stadt Frankfurt das finanzielle Risiko durch den Betrieb übernimmt. Das sollte auch die letzten Zweifler an der Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahme verstummen lassen“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Oliver Jedynak.

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