Die Sternwartenkuppel kommt im Sommer

Der Bau der Sternwarte am Peter-Schall-Haus in Bad Homburg kommt voran: Bauleiter Bernhard Strauch (l.) und Hobby-Astronom Michael Feiler mit dem Bauplan vor dem grauen Baucontainer, in dem die Kommando-Zentrale für die AllSky-Kuppel eingerichtet wird. Foto: Bergner

 

Von Astrid Bergner

Bad Homburg. Über die weiße Schneedecke auf der Wiese neben dem Peter-Schall-Haus in Dornholzhausen fegt ein kalter Wind und bewegt das rot-weiße Absperrband. „Dort wird im Spätsommer die Sternwartenkuppel aufgestellt werden. Die Teleskopterrasse soll schon vorher fertig sein. Wir wollen den Hobby-Astronomen die Möglichkeit bieten, die Sonnenfinsternis am 10. Juni von dort aus zu verfolgen!“ Die Füße sind mittlerweile kalt geworden, aber die drei Mitglieder der Astronomischen Gesellschaft Orion Bad Homburg brennen für das Projekt „Volkssternwarte Hochtaunus“.

Andreas Elleringmann, Vorsitzender des Vereins, Bauleiter Bernhard Strauch und Pressewart Michael Feiler sind zufrieden mit dem Fortgang der Bauarbeiten auf dem Gelände am Waldrand, das die Stadt Bad Homburg der Astronomischen Gesellschaft zur Verfügung gestellt hat. Auf dem „dunkelsten Fleck der Stadt“, so Michael Feiler, wurden Ende November 2020 die Beton-Fundamente für den Bürocontainer gegossen, und zur großen Überraschung der Vereinsmitglieder war der große graue Container zwei Tage vor Weihnachten geliefert worden. Von dieser Schaltzentrale aus soll dann die Baader AllSky-Kuppel bedient und kontrolliert werden.

Bis zur Lieferung der hochprofessionellen Sternwartenkuppel der seit mehr als 50 Jahren bestehenden deutschen Firma Baader Planetarium wollen die Sternfreunde der AG Orion ab März 2021 weitere Arbeiten in Angriff nehmen: Das 15 mal acht Meter große Fundament für die schwere AllSky-Kuppel auf der Wiese neben dem Bolzplatz des Peter-Schall-Hauses muss gelegt werden, ein gepflasterter Weg angelegt, ein Zaun installiert und die nötigen Elektroanschlüsse für Bürocontainer und Kuppel geschaffen werden. „Vom Kontrollraum im Container hat man nicht nur einen schönen Blick durch die beiden Fenster auf den Waldrand – dieses Mini-Büro mit Computeranschlüssen und Monitoren ermöglicht uns die Fernsteuerung der Kuppel und des Teleskops. Die Hobby-Astronomen können hier ihre PCs und Laptops aufstellen und bedienen, während die Astrokamera am Teleskop die Himmelsobjekte fotografiert“, schwärmt Andreas Elleringmann. Auch Sternkarten sollen hier zur Verfügung stehen, „und an der Heizung kann man sich in kalten Beobachtungsnächten mal die Füße wärmen“.

„Eine tolle Beobachtung“

4,50 Meter Durchmesser wird die Sternwartenkuppel haben, die sich bis zu 180 Grad öffnen lässt, um einen Blick auf den gesamten Himmel freizugeben. Ihre vier Segmente können wahlweise bewegt werden, sodass bei Bedarf auch ein Windschutz auf einer Seite besteht. Das Teleskop mit einem Gesamtgewicht über 60 Kilogramm wird von Motoren bewegt und dreht sich mit der Erdrotation, sodass es erscheint, als stünden die Himmelsobjekte still. Sternbilder, die auf- und untergehen, der Mond in seiner Bahn, Planeten, die über den Himmel ziehen – „durch diese Technik ist eine tolle Beobachtung möglich“, sagt Michael Feiler. In der Kuppel selbst können Personen stehen, sodass die Vereinsmitglieder Interessierten am Ort alles erklären können; die AllSky-Kuppel ist auch direkt steuerbar. Die Beobachtungsterrasse an der Kuppel wird ebenerdig und damit behindertengerecht gestaltet; sie ist zum Aufstellen mobiler Teleskope gedacht.

Die Astronomische Gesellschaft Orion möchte mit der Volkssternwarte einen Bildungsauftrag erfüllen, jedem Interessierten und auch Schulklassen aus dem Hochtaunuskreis einen Blick in den Himmel ermöglichen. Sternwarten dieser Qualität seien selten in Deutschland, so Andreas Elleringmann. Weltweit hat die Firma Baader mehr als 500 Sternwartenkuppeln ausgeliefert, eine AllSky steht zum Beispiel in 3500 Metern Höhe auf dem Hochplateau der Ostantarktis, von wo sie hochauflösende astronomische Bilder für die französische, italienische und deutsche Antarktisforschung liefert.

Für Bauingenieur Bernhard Strauch, früherer Leiter des Hochbauamts des Hochtaunuskreises und seit 2018 Mitglied der AG Orion, ist der Bau der Volkssternwarte in Bad Homburg ein Glücksfall: nicht nur, weil er ehrenamtlich als Bauleiter die Arbeiten fachkundig begleiten kann, sondern auch deshalb, weil der begeisterte Astro-Fotograf nun bald die Gelegenheit hat, das neue Equipment zu nutzen und andere Hobby-Astronomen in seine Kunst einzuführen. Seinen Aufnahmen vom „Pferdekopfnebel“, einem drei Lichtjahre großen Teil einer Dunkelwolke im Sternbild Orion, die er vor zwei Jahren auf dem Treffpunkt der Hobby-Astronomen in Pfaffenwiesbach anfertigte, werden sich in Zukunft sicher noch andere spektakuläre Himmelsbilder hinzugesellen.

Der Verein wolle zukünftig weitere hochkarätige optische Geräte anschaffen, um spezielle Beobachtungen anbieten zu können, aber Optik sei eben teuer, erklärt Vereinsvorsitzender Elleringmann. Bei der Finanzierung der neuen Sternwarte greifen die Stadt, der Hochtaunuskreis sowie einige andere Institutionen der Astronomischen Gesellschaft unter die Arme. Um weitere Spenden bittet der Verein die Bevölkerung.

!Informationen über die Astronomische Gesellschaft Orion, das Projekt Volkssternwarte, Spendenkonto und geplante Veranstaltungen gibt es im Internet unter www.agorion.de oder unter Telefon 069-87000662.

Der Bau der Sternwarte am Peter-Schall-Haus in Bad Homburg kommt voran: Bauleiter Bernhard Strauch (l.) und Hobby-Astronom Michael Feiler mit dem Bauplan vor dem grauen Baucontainer, in dem die Kommando-Zentrale für die AllSky-Kuppel eingerichtet wird. Foto: Bergner

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