Studenten aus aller Welt sprechen über Ernährung und Klimaschutz

An fünf Tagen haben Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika in Bad Homburg darüber diskutiert, wie Ernährung und Klimaschutz zusammenhängen. Foto: STUBE

Bad Homburg (hw). Der Klimawandel ist schon lange kein neues oder abstraktes Konstrukt mehr. Vielmehr haben die verheerenden Auswirkungen und Konsequenzen in jüngster Zeit einmal mehr verdeutlicht, dass die Zeit zum Handeln jetzt ist. Der Klimawandel trifft dabei Regionen in der südlichen Hemisphäre durch Dürren, Fluten, Waldbrände und andere Extremwetterereignisse. Oftmals in Vergessenheit gerät dabei jedoch, dass besonders in diesen Regionen landwirtschaftliche Anbauregionen liegen. Wie also kann ein nachhaltiger Konsum in den Industriestaaten gleichzeitig zu einer globalen Ernährungssicherung und zum Klimaschutz beitragen?

Fünf Tage lang diskutierten hessische Studierende aus 15 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas in Bad Homburg mögliche Lösungswege bei der Herbstakademie des Studienbegleitprogramms STUBE Hessen, ein vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördertes Projekt des World University Service. Das Programm gab dabei verschiedene Perspektiven und Einblicke in Themen der nachhaltigen Ernährung, nachhaltigen Landwirtschaft, Klimaschutz und Menschenrechte.

Für den thematischen Einstieg besuchten die Studierenden den Dottenfelderhof, ein biologisch-dynamisch geführter Bauernhof in Bad Vilbel. Angeleitet, durch die Diplom-Sozialarbeiterin und Landwirtin Margarethe Hinterlang, wurde den Studierenden bei einer Führung über das Gelände gezeigt, wie Landwirtschaft nachhaltig gestaltet werden kann. Vor allem der kurze Aufenthalt bei den Kuhkälbern und Schweinen sorgte für Aufregung und Freude. Zu einer nachhaltigen Nutztierhaltung zählt besonders der eigene Anbau von Futtermitteln direkt am Ort. Fast 60 Prozent der globalen Agrarflächen werden für den Anbau von Futtermittel genutzt und anschließend in alle Welt transportiert.

Die nächste Exkursion führte die Gruppe zum Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main. Dort wurden zwei Führungen rund um die Themen Biodiversität, Ernährung und Klimaschutz gegeben. Anschließend erkundeten die Studierenden das Museum selbstständig. Mit dem neuen Wissen gewappnet wurde im anschließenden Workshop über nachhaltige und klimaneutrale Ernährung in Deutschland diskutiert. Unter der Leitung von Felizitas Schreiber, Projektleiterin im „LandFrauen Verband Hessen“, wurde besprochen, wie nachhaltige Ernährung nicht nur für einen selbst, sondern auch für die Umwelt vorteilhaft ist. Dass nur 60 bis 100 Gramm Fleisch pro Woche Teil einer gesunden Ernährung sind, hat dabei viele Studierende überrascht.  

Gabriela Sieveking veranschaulichte anhand des Anbaus von Quinoa, Soja und Avocado in Ecuador, welche negativen Folgen Trend-Lebensmittel in den Anbauregionen haben können. Viele der Produkte, die Menschen hier für niedrige Preise in Lebensmittelgeschäften kaufen können, haben drastische Folgen für das Klima und die Menschen in den Anbauregionen. „Die Folgen des Anbaus tragen dabei aber nicht wir Konsumenten, sondern die Menschen vor Ort“, so Sieveking. Referentin Gracia Glas teilte in ihrem Workshop ihre ganz persönlichen Erfahrungen aus einem Forschungsprojekt in verschiedenen Ländern Afrikas. Weltweit sind etwa 140 Millionen Kinder unter fünf Jahren unterernährt. „Durch die Corona-Pandemie geht man davon aus, dass wir ungefähr zehn Jahre nach hinten gestoßen wurden, was die Ernährungssicherung der Welt angeht.“

Der abschließende Workshop „Virtuelles Wasser und Fleischkonsum: Unser Wasserfußabdruck“ von Sanimgul Yeszhan setzte sich mit den Wassermengen auseinander, die für die Produktion verschiedener Güter benötigt werden. Auch hier stellte sich ein zu hoher Fleischkonsum als folgenschwer heraus. Ein Kilogramm Rindfleisch erfordern in der Produktion ungefähr 15 500 Liter Wasser, so die Information. Eine Teilnehmerin aus Kasachstan stellte abschließend fest: „Es wird oft gesagt, dass vegetarische Alternativen aus Soja ebenfalls schlecht für das Klima wären. Aber das muss man im Zusammenhang sehen, von dem gesamten Sojaanbau werden nur sieben Prozent für die Herstellung für Nahrungsmittel für Menschen verwendet. Die anderen 93 Prozent werden als Futtermittel für Nutztiere verarbeitet.“ Abschließend diskutierten die Studierende über Möglichkeiten ihren eigenen Konsum nachhaltiger zu gestalten und damit unmittelbar zum Klimaschutz beizutragen. Weniger Verpackungen, mehr auf Biosiegel achten, regionale Produkte kaufen, lange Transportwege vermeiden und weniger Fleisch konsumieren erscheinen dabei fast schon selbstverständlich. Aber am wohl Wichtigsten: andere Mitmenschen informieren, aufklären und sein Wissen rund um das Thema nachhaltige Ernährung teilen.



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