Bad Homburg (jas). Wenn Michels Eltern zum großen Festschmaus mit Kalbsbraten und anderen Leckereien einladen, ist auf dem Hof Katthult in Lönneberga ordentlich was los. Da wird nicht nur nach Herzenslust gesungen und um den Weihnachtsbaum getanzt, auch Schneebälle fliegen durch die Luft und landen manchmal dort, wo sie nicht landen sollen. In Fensterscheiben zum Beispiel. Oder etwa im Mund von Michels Vater Anton, dem nichts anderes übrig bleibt, als sich mit Schnaufen und Grummeln verständlich zu machen. Beim Festschmaus kann Michel dann endlich beweisen, dass er nicht nur groß im Unfugmachen ist, sondern auch mit seinen Küssen nicht knausert. Michel aus Lönneberga kann nämlich küssen wie ein Weltmeister – und da macht der blonde Lausbub auch bei der Frau des Pfarrers keine Ausnahme.
Wie es dazu kam, dass Michel ausgerechnet der Pfarrersfrau seine Küsse aufdrückte, das las am Freitagabend Schauspielerin Marie Bäumer im Theater des Kurhauses vor. Gemeinsam mit dem A-cappella-Sextextt „Voicemade“ hatte die bekannte Schauspielerin zu einer Lesung mit Weihnachtsgeschichten von Astrid Lindgren geladen. Die sechs Sänger umrahmten das Gelesene mit deutsch-schwedischen Weihnachtsliedern – mal heiter und fröhlich, mal feierlich und besinnlich. Die perfekte Kombination für einen vorweihnachtlichen, stimmungsvollen Abend.
Bevor die Zuhörer, die zahlreich ins Theater gekommen waren, Bekanntschaft mit Michel aus Lönneberga machten, war es der kleine Pelle, der im Mittelpunkt stand.
Nach einem Streit mit seinem Vater hat Pelle beschlossen: Er zieht aus, und zwar in den Schuppen im Garten. Doch dort geht die Zeit so unendlich langsam um. Außerdem macht sich Pelle Gedanken, wie das denn jetzt mit seinen Weihnachtsgeschenken werden soll und ob Mama und Papa schrecklich um ihn weinen. Er bekommt großes Mitleid mit seinen Eltern und ist sofort bereit, ihnen zu verzeihen, damit es kein trauriges Weihnachtsfest wird. Mit viel Mitgefühl und zitternder Stimme erweckte Marie Bäumer den kleinen Pelle zum Leben, und die Zuhörer konnten den zitternden Jungen im Schuppen sitzen sehen und seine Not spüren.
Wichtelworte machen Hoffnung
Von Pelle ging es weiter zum tierlieben Wichtel Tomte Tummetott, der in einer Winternacht aus seinem Versteck auf dem Heuboden herauskommt und nach den schlafenden Menschen und Tieren des Bauernhofs im tief verschneiten Wald schaut. Gesehen hat ihn noch nie jemand, nur seine winzigen Fußstapfen im Schnee zeugen davon, dass er des Nachts unterwegs ist. Er besucht die schlafenden Tiere in ihren Ställen und raunt ihnen Wichtelworte zu – und macht ihnen Hoffnung, dass der Frühling bald kommen wird.
„Habt ihr schon mal von Pippi Langstrumpf gehört?“, fragte Marie Bäumer dann ans Publikum gerichtet, und ein vielfaches „Ja!“ war die Antwort. Wer hatte das nicht? Das rothaarige Mädchen mit seinem Pferd Kleiner Onkel und dem Affen Herrn Nilsson ist hinreichend bekannt. Und auch, dass sie ein gutes Herz hat, weiß man. So sorgt Pippi dafür, dass Pelle, Bosse und die kleine Inga, die Weihnachten ohne Eltern feiern müssen, doch noch ein tolles Fest haben – sogar mit Marzipanschweinchen.
Zum Ende der Lesung aus Astrid-Lindgren-Texten trug Marie Bäumer, die den Charakteren der schwedischen Autorin gekonnt ihre Stimme geliehen und sie so lebendig gemacht hatte, die Weihnachtsgeschichte. Schöner Abschluss eines gelungenen vorweihnachtlichen Abends, den das Sextett „Voicemade“ mit dem Klassiker „Stille Nacht“ ausklingen ließ.