Überraschendes Ergebnis: 3,1 Millionen Tagesgäste

Zum Laternenfest kommen zahlreiche Besucher nach Bad Homburg. Das Traditionsfest zieht ebenso wie Kurangebote, Poesiefestival, Blickachsen, Bad Homburger Sommer, Thai-Festival und Weihnachtsstadt Touristen in die Stadt. Foto: Archiv

Bad Homburg (hw/jas). Urlaub in der Heimat ist wieder angesagt. Und davon profitieren nicht nur klassische Destinationen an der Nord- und Ostsee oder in den Alpen, sondern verstärkt auch Städte. Der urbane Tourismus beeinflusst mehr und mehr die städtische Entwicklung und ist dabei zu einem wichtigen Wirtschaftsmotor geworden ist. Bundesweit sind rund eine Million Menschen im Tourismus beschäftigt.

Und vom Tourismus profitieren nicht nur die Betriebe und Einrichtungen, die direkt mit Gästen zu tun haben, sondern durch eine Art „Kettenreaktion“ auch andere Branchen. Der Tourismus zeigt sich dabei als eine klassische Querschnittsbranche, von der Gastgewerbe, Einzelhandel, Dienstleister oder Zulieferer genauso ihren Nutzen haben wie regionale Produzenten und Handwerksbetriebe.

Es stellt sich allerdings die Frage, welche konkreten fiskalischen Auswirkungen der Tourismus auf die Einnahmesituation einer Stadt hat. Dazu ist es von entscheidender Bedeutung, über Wirkung und Relevanz des Tourismus für die jeweilige Heimatregion Bescheid zu wissen. Die Stadt und die Kur- und Kongress-GmbH haben daher beim Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr (dwif) ein Gutachten in Auftrag gegeben, das den Wirtschaftsfaktor Tourismus zum Gegenstand hat. Einfach formuliert: Welche Erträge aus dem Tourismus bleiben bei der Stadt hängen? „Wir wollten wissen, wo in den bisherigen Aktivitäten im Stadtmarketing unsere Stärken liegen. Wo lohnt es sich zu investieren?“, erklärte Oberbürgermeister Alexander Hetjes die Fragestellung hinter dem Gutachten. „Auch wollten wir wissen, ob die Ausgaben für die Kultur richtig eingesetzt sind“, fügte Kurdirektor Holger Reuter hinzu.

Das dwif-Gutachten brachte nicht nur wichtige Zahlen und Erkenntnisse, sondern auch überraschende Ergebnisse. „Bad Homburg verzeichnete 2017 rund 3,1 Millionen Tagesgäste. Vom Bruttoumsatz in Höhe von 176,5 Millionen Euro gehen 52,3 Prozent auf ihr Konto“, informierte Reuter. Zu den Tagestouristen kommen rund 611 000 Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben. Daraus resultierenden 3,711 Millionen Aufenthaltstage in Bad Homburg. Der Umsatz verteilt sich laut Gutachten zu 43,2 Prozent auf das Gastgewerbe, zu 28,7 Prozent auf den Einzelhandel und zu 28,1 Prozent auf den Dienstleistungssektor.

Der touristische Einkommensbeitrag beläuft sich nach Abzug von Mehrwertsteuer und Vorleistungen auf 88,7 Millionen Euro.

„Allein aus Mehrwertsteuer und Einkommenssteuer resultierten 2017 etwa 16,4 Millionen Euro Steuereinkommen aus dem Tourismus, die jedoch als Gemeinschaftssteuer dem Bund, dem Land und der Kommune zugute kommen“, so Reuter. Die genauen Einnahmen aus touristisch bedingten Einnahmen für die Stadt ließen sich nur über umfangreiche Primäranalysen ermitteln. Die dwif geht von durchschnittliche Steuereinnahmen aus dem Tourismus in einer Größenordnung zwischen „einem und weit mehr als drei Prozent“ der realisierten touristischen Nettoumsätze aus.

Die Ermittlung von Tagesreisen ist ein komplexer Vorgang. Als Datenquellen dienen unter anderem ein kontinuierliches Tagesreisenmonitoring, ortsspezifische Hintergrundzahlen wie Besucherzahlen von Einrichtungen und Einwohnerzahlen, das allgemeine touristische Angebot oder zahlreiche Plausibilitätstest anhand von Sonderauswertungen der Umsatzsteuerstatistik.

Das positive Ergebnis erfreut OB und Kurdirektor gleichermaßen: „Wir haben mit unserem Veranstaltungsmanagement und unserem kulturellen Angebot schon sehr viel richtig gemacht. Wir haben ein gutes Paket geschnürt und sind auf einem richtigen Weg.“ Die Auslastungszahlen in Hotels seien gut, man biete ein „hochattraktives Programm“, das Gäste in die Stadt ziehe. Zum kulturellen Mix, der ankommt, zählen Laternenfest und Weihnachtsstadt, Poesie- und Literaturfestival und Blickachsen-Ausstellung sowie Thai-Festival und Bad Homburger Sommer. „Aber auch das für kommendes Jahr erstmals geplante WTA-Tennis-Turnier geht in genau die richtige Richtung“, betonte Reuter.



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